Die Terranauten 034: Der Renegat

Ein Konzernherr rettet den Bund der Freien Welten

Im Jahr 2501 befindet sich das Sternenreich der Menschheit in seiner bisher schwersten Krise, die durch die überhastete Umstellung auf einen neuen Raumschiffsantrieb ausgelöst wurde. Bisher hatte die Raumfahrt in den Händen der Treiber, PSI-begabter Raumfahrer, gelegen. Doch auf Betreiben Max von Valdecs, des Vorsitzenden des über die Erde und ihre Kolonien herrschenden Konzils der Konzerne, wurden die Treiber durch einen Kaiserkraft-Antrieb abgelöst, der die PSI-Kräfte ersetzte, aber gefährliche Nebenwirkungen hat.

Als die Treiber sich gegen ihre Ablösung wehrten, wurden die meisten von ihnen durch Gehirnoperationen Ihrer PSI-Fähigkeiten beraubt. Der Geheimbund der Terranauten setzte jedoch den Widerstand fort. Von ihrer neuen Basis Rorqual aus gelang es den Terranauten bereits, Valdec eine Reihe von empfindlichen Niederlagen beizubringen. Auf dem erdfernen Kolonialplaneten Aqua gelang es den Siedlern, mit Hilfe der Terranauten, die Grauen Garden, die Armee des Konzils, in die Flucht zu schlagen. Aqua ist damit vom Joch des Konzils befreit.

Aber wenn die Kolonie überleben will, braucht sie Verbündete auf anderen Planeten. Die Siedler schicken eine Delegation aus, die Kontakt zu anderen Widerstandsbewegungen aufnehmen soll. Aquaner und Terranauten finden überraschend einen Verbündeten, der das Konzil und Valdec fanatisch haßt. Es ist DER RENEGAT …

 

Die Personen der Handlung:

 

Llewellyn 709 – Der Riemenmann hat wieder die richtige Nase.

Mandorla – Die ehemalige Graue wird erkannt.

Argan Pronk – Der neue Gouverneur von Aqua findet einen unverhofften Bündnispartner.

Edison Tontor – Ein General-Manag mit undurchsichtigen Zielen.

Der blonde, junge Mann verabschiedete sich lächelnd von den drei grünhäutigen Humanoiden mit den meterbreiten gefiederten Schwingen und den Krallenhänden. Die drei breiteten ihre Flügel aus und stürzten sich von den Zinnen des hohen, viereckigen Turms, der am Rand eines ausgedehnten, festungsähnlichen Gebäudekomplexes stand. Zwei, drei schnelle Flügelschläge, und die »Grünen Flieger«, wie die Menschen diese Wesen nannten, glitten elegant auf das rötlich schimmernde Meer am Horizont zu. Der Mann winkte ihnen nach, bis sie nur noch kleine Flecken am violetten Morgenhimmel von Rorqual waren.

Schließlich wandte David terGorden sich seinem Begleiter zu und legte ihm aufmunternd den Arm um die Schulter:

»Ich glaube, wir haben in den Malaiara gute und verläßliche Freunde gefunden. Was bedrückt dich, Asen-Ger?«

Ein Lächeln huschte über das Gesicht des weißhaarigen Logenmeisters, der in der letzten Zeit deutlich gealtert war. Tiefe Runzeln und Falten hatten sich in sein Gesicht gegraben. »Die Grünen sind meine geringste Sorge, David«, versicherte Asen-Ger. »Du hast übrigens ein ganz außergewöhnliches Geschick im Umgang mit Fremdrassen entwickelt. Wenn dein geplantes Forschungsprogramm ›Rorqual‹ zustande kommt, und nichts spricht dagegen, dann dürfte es das erste von Menschen und Aliens gemeinsam betreute Projekt in der Geschichte der Menschheit sein.«

Der Erbe der Macht nickte, und seine hellen Augen funkelten entschlossen. »Wir brauchten noch wesentlich mehr solcher Projekte. Aber du hast recht. Es fällt mir leicht, mich in das Denken fremder Wesen einzufühlen. Schließlich bin ich ja selbst nur ein halber Mensch.«

Asen-Ger wirbelte erschrocken herum und starrte dem Freund ins Gesicht. »Du bist ein Mensch, David! Daran ändert auch deine Herkunft nichts!«

»Was ich wirklich bin, weiß allein Yggdrasil. Sie wird es uns eines Tages offenbaren. Aber für den Augenblick haben wir wichtigere Probleme. Wir sehen uns nachher bei der Lagebesprechung.« David lief zur Treppe, die in den Turm hinunterführte, und war Sekunden später durch die Luke verschwunden.

Der weißhaarige Logenmeister, der zu den Gründern und ältesten Führern der Terranauten gehörte, sah ihm stirnrunzelnd nach. Seit dem Kampf gegen die Banshees hatte David sich verändert. Asen-Ger wußte, daß David während des parapsychischen Chaos, das die Invasion der Banshees in der Burg der Grünen Flieger angerichtet hatte, von der Seele seines alten Lehrers Merlin III übernommen worden war. Durch Merlins Erinnerungen hatte David die Zeit vor seiner Geburt durchlebt, hatte erfahren, wie seine Mutter Myriam sich mit dem Urbaum Yggdrasil verband, um das Rätsel dieser ältesten irdischen Pflanze zu lösen. David hatte nur mit Asen-Ger und Llewellyn 709, dem Riemenmann, darüber gesprochen, was er bei diesem Blick in die Vergangenheit erfahren hatte.

Schon beim Zusammentreffen mit dem Außerirdischen Cantos hatten sich Davids Veränderungen deutlich gezeigt.