Der gegenwärtige Mangel an Kriegs- und Versorgungsschiffen dürfte es dem Konzil nicht erlauben, jetzt schon Gegenmaßnahmen zu ergreifen.«
»Ganz meiner Meinung«, stimmte ihm Thai Hemleb, der neue Finanzmeister Aquas, zu. »Wenn es nicht zu diesen Versorgungslücken gekommen wäre, hätten die aquanischen Städte vermutlich niemals gegen die Zentralregierung und das Konzil rebelliert.«
»Bedauern Sie es bereits?« warf Mandorla ein.
Energisch schüttelte der kleine Mann mit dem schütteren Haar den Kopf. »Gewiß nicht«, erwiderte er bestimmt. »Aber Aquas Unabhängigkeit bringt natürlich große Probleme mit sich. Ich bezweifle, daß eine Wasserwelt wie unser Planet auf sich allein gestellt längerfristig weiterexistieren kann. Jedenfalls unter Umständen, die das Leben lebenswert erscheinen lassen. Wir sind auf Importe angewiesen. Rohstoffe, Industriegüter, Maschinen …« Thai Hemleb verzog das Gesicht und stöhnte. »Die Liste der Dinge, die wir benötigen, ist verdammt lang!«
»Ja«, nickte Llewellyn, »Sie brauchen Hilfe von außen. Und da Sie auf die Erde nicht zählen können …«
»Wir können auch nicht auf die Hilfe anderer Wellen zählen«, warf der Bürgermeister der Stadt Hometown ein. »Sämtliche Kolonialplaneten werden vom Konzil beherrscht!«
»Nicht alle«, erwiderte der Riemenmann. »Da ist zum Beispiel Ginger!«
»Soweit ich informiert bin, liegt Ginger rund dreitausend Lichtjahre von Aqua entfernt. Ein wahrhaft idealer Handelspartner für uns, finden Sie nicht?«
»Da muß ich Ihnen recht geben«, räumte Llewellyn ein. »Aber es gibt einige Welten, die nur wenige Lichtjahre von Ihrem System entfernt sind.«
Der Hometowner rümpfte die Nase. »Wie ich schon sagte – diese Welten hängen alle am Gängelband des Konzils!«
»Noch, Fleesten!« sagte Llewellyn. »Aber das könnte sich ändern. Die Unzufriedenheit auf den meisten Kolonialwelten ist groß. Die Bewohner fühlen sich ausgebeutet, bevormundet, tyrannisiert. Wir haben auf der Suche nach Treibern Hunderte von Welten angeflogen. Es gärt überall. Das Feuer der Revolution, das auf Aqua zu glimmen begonnen hat, müßte nur weitergetragen werden!«
»Und das sollen wir tun?«
»Warum nicht? Schließlich stellt Aqua ja den besten Beweis dafür dar, daß es möglich ist, sich der Konzilsherrschaft zu entledigen.«
Über das breitflächige, kantige Gesicht des Gouverneurs huschte ein Lächeln.
»Sie sind der geborene Berufsrevoluzzer, nicht wahr, Llewellyn?« meinte er. »Schade, daß Ihre Riemen Sie so auffällig machen.«
»Ich bin Revolutionär aus Berufung!« stellte der Riemenmann richtig. »Und das keineswegs nur, weil das Konzil mir als Individuum und als Treiber übel mitgespielt hat. Die Macht der Konzerne und ihres Konzils muß gebrochen werden, weil die gesamte Menschheit sonst ihre Zukunft verspielt. Dafür kämpfen die Terranauten! Und dafür kämpfe auch ich! Nicht zuletzt aus diesem Grunde haben wir tatkräftig mitgeholfen, die aquanische Revolution zu einem Erfolg werden zu lassen.«
»Wofür wir Ihnen immer dankbar sein werden«, sagte Argan Pronk ernst. »Dennoch ist Ihr Kampf nicht unser Kampf, Llewellyn. Ich bin kein Menschheitsbeglücker. Mein Sinnen und Trachten gelten ganz allein dem Wohle Aquas. Wir Aquaner können nicht in einen galaktischen Krieg gegen das Konzil ziehen. Wir haben ja nicht einmal Raumschiffe.«
Die anderen Aquaner am Konferenztisch nickten beifällig.
»Na schön«, knurrte der Riemenmann.
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