Man sah, dass er, ebenso wie seine Gesellen, schon halb betrunken war, doch ging keiner fort, da jeder eine interessante Scene erwartete und gern erfahren und sehen wollte, wer die drei seien, denen der Trunk angeboten werden sollte.

Der Cornel liess die Gläser füllen, nahm das seinige in die Hand, ging auf den Schwarzbärtigen los, welcher sich noch in der Nähe befand, und nach einem bequemen Platz für sich suchte, und sagte: "Good day, Sir! Ich möchte Euch dieses Glas anbieten. Ich halte Euch natürlich für einen Gentleman, denn ich trinke nur mit wirklich noblen Leuten und hoffe, dass Ihr es auf mein Wohl leeren werdet!"

Der Vollbart des Angeredeten wurde breit und zog sich wieder zusammen, woraus zu schliessen war, dass ein vergnügtes Lächeln über sein Gesicht gehe.

"Well," antwortete er. "Ich bin nicht abgeneigt, Euch diesen Gefallen zu thun, möchte aber vorher wissen, wer mir diese überraschende Ehre erweist."

"Ganz richtig, Sir! Man muss wissen, mit wem man trinkt. Ich heisse Brinkley, Cornel Brinkley, wenn's Euch beliebt. Und Ihr?"

"Mein Name ist Grosser, Thomas Grosser, wenn Ihr nichts dagegen habt. Also auf Euer Wohl, Cornel!"

Er leerte das Glas, wobei die andern auch austranken und gab es dem Obersten zurück. Dieser fühlte sich als Sieger, betrachtete ihn in beinahe beleidigender Art und Weise vom Kopfe bis zu den Füssen herab und fragte: "Mir scheint, das ist ein deutscher Name. Ihr seid also ein verdammter Dutchman, he?"

"Nein, sondern ein German, Sir," antwortete der Deutsche in freundlichster Weise, ohne sich durch die Grobheit des andern aufregen zu lassen. "Euern verdammten Dutchman müsst Ihr an eine andre Adresse bringen. Bei mir verfängt er nicht. Also Dank für den Drink und damit hallo!"

Er wendete sich scharf auf dem Absatze um und ging rasch davon, indem er sich leise sagte: "Also wirklich dieser Brinkley! Und Cornel nennt er sich jetzt! Der Kerl hat nichts Gutes vor. Wer weiss, wie lange man sich mit ihm an Bord befindet. Ich werde die Augen offen halten."

Brinkley hatte zwar den ersten Teil der Wette gewonnen, blickte aber gar nicht sehr siegreich drein. Seine Miene war eine andre geworden; sie bewies, dass er sich ärgerte. Er hatte gehofft, dass Grosser sich weigern und dann durch Drohungen zum Trinken zwingen lassen werde; dieser aber war der Klügere gewesen, hatte erst getrunken und dann ganz offen gesagt, dass er zu klug sei, Veranlassung zu einem Krakehl zu geben. Das wurmte den Cornel. Dann näherte er sich, nachdem er sich das Glas hatte wieder füllen lassen, seinem zweiten Opfer, dem Indianer.

Mit Grosser waren nämlich zwei Indsmen mit an Bord gekommen, ein älterer und ein junger, welcher vielleicht fünfzehn Jahre zählen mochte. Die unverkennbare Ähnlichkeit ihrer Gesichtszüge liess vermuten, dass sie Vater und Sohn seien. Sie waren so gleich gekleidet und bewaffnet, dass der Sohn als das genaue, verjüngte Spiegelbild des Vaters erschien.

Ihre Anzüge bestanden aus ledernen, an den Seiten ausgefransten Leggins und gelb gefärbten Mokassins. Ein Jagdhemd oder Jagdrock war nicht zu sehen, da sie den Leib von den Schultern an in jene Art bunt schillernder Zunidecken, von denen das Stück oft über sechzig Dollar kostet, gehüllt hatten. Das schwarze Haar war schlicht nach hinten gekämmt und fiel dort bis auf den Rücken herab, was ihnen ein frauenhaftes Aussehen verlieh. Ihre Gesichter waren voll, rund und besassen einen äusserst gutmütigen Ausdruck, welcher dadurch erhöht wurde, dass sie ihre Wangen mit Zinnober hochrot gefärbt hatten. Die Flinten, welche sie in den Händen hielten, schienen zusammen keinen halben Dollar wert zu sein. Überhaupt sahen die beiden ganz und gar ungefährlich aus, und so seltsam dazu, dass sie, wie bereits erwähnt, das Gelächter der Trinker erregt hatten. Sie waren, als ob sie sich vor andern Menschen fürchteten, scheu auf die Seite gegangen und lehnten nun an einem aus starkem Holze gefertigten mannshohen, ebenso breiten und gleich langen Kasten. Dort schienen sie auf nichts zu achten, und selbst als der Cornel jetzt auf sie zukam, erhoben sie die Augen nicht eher, als bis er hart vor ihnen stand und sie anredete: "Heisses Wetter heut! Oder nicht, ihr roten Burschen? Da thut ein Trunk wohl. Hier, nimm, Alter, und schütte es auf die Zunge!"

Der Indianer rührte kein Glied und antwortete in gebrochenem Englisch: "Not to drink - nicht trinken."

"Was, du willst nicht?" brauste der Besitzer des roten Kehlbartes auf. "Es ist ein Drink, verstanden, ein Drink! Diesen zurückgewiesen zu sehen, ist für jeden veritablen Gentleman, wie ich einer bin, eine blutige Beleidigung, welche mit dem Messer vergolten wird. Doch, vorher muss ich wissen, wer du bist. Wie heissest du?"

"Nintropan-hauey," antwortete der Gefragte ruhig und bescheiden.

"Zu welchem Stamme gehörst du?"

"Tonkawa."

"Also zu den zahmen Roten, welche sich vor jeder Katze fürchten, verstanden, vor jeder Katze, und wenn es auch nur das kleinste Kätzchen wäre.