»Habt ihr es gehört? Es sind Soldaten da. Und war es nicht der kleine Halef, welcher kommandierte?«
»Ja, er war es ganz gewiß,« antwortete Barud el Amasat. »Er ist losgebunden worden und durch das Fenster gesprungen, um die Soldaten herbei zu holen, welche sein Herr mitgebracht hat. Das können nur Truppen aus Uskub sein. Woher mag er diese Leute so schnell bekommen haben!«
»Der Scheïtan sendet ihnen von allen Seiten Hilfe!« zischte Manach el Barscha. »Unseres Bleibens ist hier nicht. Horcht!«
Wieder tönte die Stimme des Hadschi:
»Duryn bunda! Araschtyrarim - Wartet hier! Ich werde rekognoszieren.«
»Wir müssen fort,« flüsterte Manach. »Wenn der Hadschi aus der Stube fort ist, so sind auch die Andern nicht mehr drin. Gehe schnell hinein, Konakdschi! Sind sie nicht mehr dort, so bringst du den Mübarek heraus. Sein Fieber mag noch so heftig sein - er muß auch verschwinden. Wir holen unterdessen unsere Pferde. Du triffst uns rechts von der Furt unter den vier Kastanien. Aber schnell, schnell! Es ist kein Augenblick zu verlieren.«
Die Andern schienen hiemit einverstanden zu sein und huschten fort. Jetzt galt es für mich, noch vor ihnen die Kastanien zu erreichen. Ich war mit der Oertlichkeit nicht vertraut, wußte aber nun, daß diese Bäume zur rechten Seite der Furt ständen, und da ich an dieser vorübergekommen war, so hoffte ich, das Stelldichein leicht zu finden.
Das Gewehr, welches ich bei mir hatte, ließ ich einstweilen hier unter den Fichten liegen, da es mir leicht hinderlich werden konnte.
Ich hörte eine Türe knarren, jedenfalls die Stalltüre, und eilte nun, so schnell ich konnte, nach der Furt. Bei derselben angekommen, wendete ich mich nach rechts und war kaum gegen vierzig Schritte gegangen, als ich mich bei den vier Bäumen befand. Sie waren dicht belaubt. Zwei von ihnen trugen ihre Krone hoch; bei den andern reichten die untersten Aeste so weit herab, daß ich sie beinahe mit den Händen erreichen konnte. Ich umfaßte den einen Stamm; einige Griffe, einen Schwung, und ich saß oben auf einem Ast, welcher stark genug war, mehrere Männer von meinem Gewicht zu tragen. Kaum hatte ich mich gesetzt, so hörte ich nahende Pferdeschritte. Die Flüchtigen hatten ihre Tiere am Zügel und nahmen unter mir Posto. Und da führte auch schon der Wirt den Mübarek herbei. Vom Hause her hörte man Halefs Stimme:
»Kapudan itschine giririz. Mahazzalar partschalarsiz, atmalerimiz ejer itschitirsiz - wir gehen hinein. Schlagt die Läden ein, wenn ihr unsere Schüsse hört!«
»Allah sucht mich schwer heim,« klagte leise der Mübarek. »Mein Leib ist wie Feuer, und meine Seele lodert wie eine Flamme. Ich weiß nicht, ob ich reiten kann.«
»Du mußt!« antwortete Manach. »Auch wir hätten gern geruht, aber diese Teufel hetzen uns von Ort zu Ort. Wir müssen fort, und doch ist es für uns notwendig, zu wissen, was hier heute noch geschieht. Konakdschi, du wirst uns einen Boten nachsenden.«
»Wo wird er euch treffen?«
»Irgendwo auf dem Weg zur Höhle des Köhlers.
1 comment