Der Schwierige

Hofmannsthal, Hugo von

Der Schwierige

 

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Hugo von Hofmannsthal

Der Schwierige

Lustspiel in drei Akten

 

 

Personen.

Hans Karl Bühl.

 

Crescence, seine Schwester.

 

Stani, ihr Sohn.

 

Helene Altenwyl.

 

Altenwyl.

 

Antoinette Hechingen.

 

Hechingen.

 

Neuhoff.

 

Edine,

Nanni,

Huberta, , Antoinettes Freundinnen.

 

Agathe, Kammerjungfer.

 

Neugebauer, Sekretär.

 

Lukas, erster Diener bei Hans Karl.

 

Vinzenz, ein neuer Diener.

 

Ein berühmter Mann.

 

Bühlsche und Altenwylsche Diener.

 

 

Erster Akt

 

Mittelgroßer Raum eines Wiener älteren Stadtpalais, als Arbeitszimmer des Hausherrn eingerichtet.

 

Erste Szene

Lukas herein mit Vinzenz.

 

LUKAS. Hier ist das sogenannte Arbeitszimmer. Verwandtschaft und sehr gute Freunde werden hier hereingeführt, oder nur wenn speziell gesagt wird, in den grünen Salon.

VINZENZ tritt ein. Was arbeitet er? Majoratsverwaltung? Oder was? Politische Sachen?

LUKAS. Durch diese Spalettür kommt der Sekretär herein.

VINZENZ. Privatsekretär hat er auch? Das sind doch Hungerleider! Verfehlte Existenzen! Hat er bei ihm was zu sagen?

LUKAS. Hier gehts durch ins Toilettezimmer. Dort werden wir jetzt hineingehen und Smoking und Frack herrichten zur Auswahl je nachdem, weil nichts Spezielles angeordnet ist.

VINZENZ schnüffelt an allen Möbeln herum. Also was? Sie wollen mir jetzt den Dienst zeigen? Es hätte Zeit gehabt bis morgen früh, und wir hätten uns jetzt kollegial unterhalten können. Was eine Herrenbedienung ist, das ist mir seit vielen Jahren zum Bewußtsein gekommen, also beschränken Sie sich auf das Nötigste; damit meine ich die Besonderheiten. Also was? Fangen Sie schon an!

LUKAS richtet ein Bild, das nicht ganz gerade hängt. Er kann kein Bild und keinen Spiegel schief hängen sehen. Wenn er anfängt, alle Laden aufzusperren oder einen verlegten Schlüssel zu suchen, dann ist er sehr schlechter Laune.

VINZENZ. Lassen Sie jetzt solche Lappalien. Sie haben mir doch gesagt, daß die Schwester und der Neffe, die hier im Hause wohnen, auch jedesmal angemeldet werden müssen.

LUKAS putzt mit dem Taschentuch an einem Spiegel. Genau wie jeder Besuch. Darauf hält er sehr streng.

VINZENZ. Was steckt da dahinter? Da will er sie sich vom Leibe halten. Warum läßt er sie dann hier wohnen? Er wird doch mehrere Häuser haben? Das sind doch seine Erben. Die wünschen doch seinen Tod.

LUKAS. Die Frau Gräfin Crescence und der Graf Stani? Ja, da sei Gott vor! Ich weiß nicht, wie Sie mir vorkommen!

VINZENZ. Lassen Sie Ihre Ansichten. Was bezweckt er also, wenn er die im Haus hat? Das interessiert mich. Nämlich: es wirft ein Licht auf gewisse Absichten. Die muß ich kennen, bevor ich mich mit ihm einlasse.

LUKAS. Auf was für gewisse Absichten?

VINZENZ. Wiederholen Sie nicht meine Worte! Für mich ist das eine ernste Sache. Konvenierendenfalls ist das hier eine Unterbringung für mein Leben. Wenn Sie sich zurückgezogen haben als Verwalter, werde ich hier alles in die Hand nehmen. Das Haus paßt mir eventuell soweit nach allem, was ich höre.