Schöpfung und Schöpfer in einem, Geschehen und Wissen und Deutung zugleich, Durchdringt deine Blöße den Gott und den Menschen, Befiehlst das Erschaffene.

Und da du5s befahlst, entlöste der Gott sich Dem eigenen Unsein und wurde zum Vater, Rufend die Namen des Lichts aus der Stummheit, Aus dem Schoß der ururnächtlichen Mutter, Ununterschiedliches ins Benennbare rufend. Zur Gestalt das Gestaltlose.

Ur-Schweigen ward da zu Sprache, und singend das Urgetöse Singen die Sphären dein Wort.

Doch im Traume, oh Schicksal, nimmst du dir's wieder zurück, schweigst es zurück in die Nacktheit Furchtbar allesverbergend in deiner Entblößung, Und als kristallene Flocke senkt sich der Gott Strahlenzerlöst in das leere Gewölbe des Traumes.

Unbewegt leuchtend vernahm das Traumgewölbe, stumm sie widerspiegelnd, die stummen Worte, trug sie davon ins Echolose des letzten Lichtes, und es war, als wären sie selber der Strahlung Echo gewesen. Da sprach er weiter: Traumdurchtränkendes, traumkaltes Schicksal, du Offenbarst dich im Traume, machst ihn zur Größe Des Einst, in dem die Wirklichkeit ruht, machst ihn Zu der Schöpfung Gefäß, wirkend durch dich, und mit dir Zeitlos; denn du kennst kein Vorher und Nachher, Wirklichkeit, die du bist. -

Strömend schwebt dein Geschehn, o Ur-Form, schwebt Verzweigt und wesenheitsträchtig zwischen den Blitzgewölken Stummgewaltiger Einheit, zwischen der Nacht und dem Licht Der von dir zur Schöpfung befohlenen Schöpfung; du aber Verwandelst dich mit den verschlungenen Strömen Deines Schwebens aus dem einen ins andere; lichtwärts Willst du strömen - gelingt's dir? - doch wo Deines Strömens Vielfalt sich zielhaft verkreuzt, Strom am Strome bedingt, hier nur entfaltest du Ruhendes, Ding und Namen weltlicher Wahrheit, ineinandergeeint, Aufgerufen zur Einheit, auf daß sie dich spiegeln; Schicksals geprägt die Ur-Form des Seins, Die Urform der Wahrheit.

Traumform entsteht aus Traumform, verkreuzt und entfaltet, Im Traum bist du ich, bist meine Erkenntnis, bist Geboren mit mir als ungeborener Engel Jenseits des Zufalls, leuchtende Allgestalt Von Wesen und Ordnung erkennenden Werdens, Gestalt meiner selbst, mein Wissen.

Götterenthobenes, göttervernichtendes Schicksal, Endlose Wirklichkeit, endlos bin ich mit dir, Ein Sterblicher, göttervernichtend im Traume, da ich In dir mich begebend, entschwebend in deiner Strahlung Kindheitsumschlossen selber der Götterraum bin.

War es der letzte Raum? war es die letzte Ruhe? bewegte sich nicht auch diese noch? mußte er sie nicht vorwärtsbewegen? Er versuchte einen Schritt zu tun, er versuchte die Arme zu heben, er versuchte dem Strahlenraum, der er war, sich selber mitzuteilen, er versuchte es mit großem Willen und großer Anstrengung, und obwohl die gläserne Durchsichtigkeit, in die ihm die eigene Wesenheit entschwunden war, keinerlei Bewegung gestattete, es gelang: ein traumfernes Zittern durchlief ihn, oh, es war kaum die Ahnung eines Zitterns, oh, kaum ein Wissen um solche Ahnung, allein, es war zugleich - wie hätte es anders sein können - wie ein Mit beben des Traumgewölbes, ein Hin- und Zurückfluten, als ginge das Zittern durch die unbeweglich dahin gleitenden Strahlenstraßen, durch die Verkreuzungen, durch ihre Richtungen und Richtungslosigkeiten, durch ihre leuchtende Aussagbarkeit und Unaussagbarkeit, als sei es eine letzte und erste Erschütterung, kaum merklich, dennoch erahnbar, das Hauchen einer Abschattung, hauchlos schier, dennoch Erinnerung an das Irdische. Da sprach er weiter:

Unentrinnbares! bin ich zu dir aufgestiegen oder In deine Tiefe gestürzt? Abgrund der Form, Abgrund des Oben und Unten, Abgrund des Traumes!

Keiner vermag im Traume zu lachen, doch auch Keiner zu sterben; siehe, so überaus nahe Ist das Lachen dem Tode, siehe, so ferne Sind beide dem Schicksal, daß vor lauterer Form Kein Tod das Lachen gelehrt hat -

Schicksal, dein Selbstbetrug.

Ich aber, Sterblicher, ich, todesgewohnt, Vom Tode zum Lachen gezwungen, ich lehne mich auf und glaube dir nicht. Traumblind und traumwissend Weiß ich dein Sterben, weiß um die Grenze, die dir Gesetzt ist, Grenze des Traumes, die du verneinst.

Weißt du es selber? willst du es selber?

Stockt dein Geschehn auf deinen Befehl? oder gehorcht es noch stärkerem Willen? Steht hinter dir, größer als du, Unentrinnbarer, unerschaubarer noch Ein anderes Schicksal und weiter und weiter Schicksal an Schicksal, Leerform an Leerform gereiht, Das nimmererreichbare Nichts, der gebärende Tod, Dem nur noch der Zufall entspricht? Zum Zufall wird alles Gesetz, zum Fall in den Abgrund, Zum Zufall auch du, oh Schicksal, mitgerissen Vom Zufall des Endes, rasend in deinem Bereich; Jäh stockt das Wachstum, und das Erkenntnisgezweige, Ast dem Aste entsprossen, jählings zerfällt es Zu vernichteter Sprache, vereinzelt im Ding, Vereinzelt im Wort, zerfallen die Ordnung, Zerfallen die Wahrheit, Gemeinschaft und Einheit Erstarrt in der Halbheit, erstarrt im Gestrüppe Scheinwirklichen Seins.

Unvollkommenes bringst du hervor, duldest den Zufall, Mußt das Unheil erdulden, die Halbheit, den Trug, und Unverwirklicht du selber, nimmermehr endlos die Erstarrende Form, Schicksal des Schicksals, stirbst du Des Unheils, im Kristall noch mit mir. Nicht er sprach, der Traum sprach, nicht er dachte, der Traum dachte, nicht er träumte, es träumte das Schicksalsgewölbe erstrahlend im Traume, es träumte das Unerreichbare, das unausschreitbare Gewölbe der Lichterstarrung, unheilserstarrt, unheilserstarrend, und unbewegt eingeflossen in die kristallenen Kaskaden des Lichtes war es das Gewölbe seiner unerreichbaren Seele. Hauchlos das Licht, hauchlos das heilsträchtige Rund des Unheils, hauchlos der Hauch. Und ohne Hauch sprach der Traum weiter: Form, wenn selbst Urform, sterblich dem Sterblichen, Sterblich dem Gotte, in Un-Wirklichkeit sterbend, Sterblich ob des Gewühles scheinbarer Einheit.

Unrettbare! mag auch das Halbe zur Ganzheit sich lügen, Mag es sich auch zurückflüchten wollen in den Schoß. Mütterlich einstiger Urnacht, mag es sogar sich selber Zum Aufruf setzen und selber die Ganzheit Sich anmaßen, die Würde des rufenden Vaters, Nichts rettet dich, Schicksal, vor dem Heimfall ans Nichts; Vom eigenen Schicksal berauscht, wendest leer du dich um, Und die Welten, unausschreitbar, unaufhaltsam ihr leerer Kreislauf in Schönheit, sind deiner trunken, Sind trunken des Todes, Denn Schöpfung ist mehr als Form, Schöpfung ist Unterscheidung, Ist Scheidung des Bösen vom Guten, oh, allein die Schiedkraft ist wahrhaft unsterblich.

Hast du, da Form du nur bist, den Gott und den Menschen Zur Wahrheit gerufen, auf daß sie statt deiner Unterscheidungsbetraut für immer die Weltform erfüllen: Hast du hierfür mich verpflichtet und in die Schöpfung gefügt?

Unzulänglich bist du und Werkzeug des Bösen. Unheilerschaffend bist du, bist selber das Unheil, dem du erliegst; Oh, das Göttliche ist ermattet, und das Menschliche gar Blieb unerstarkt - beides, dein Werk, ist Zufall mit dir In dem größeren Schicksal, und der Gerufene, Gleich dir nur noch Form und verlustig des Namens, ist Unerreichbar, er wendet sich nicht, keinen Ruf Hört er mehr im vergehenden Traum.

Ja, er war unerrufbar; Stummheit umgab seine eigene Stummheit; nichts sprach mehr zu ihm, und nichts vermochte er mehr zu sprechen; nichts rief ihn, und nichts vermochte er mehr zu errufen. Aber glitzernd undurchdringlich, unbewegt und unabsehbar war das Traumstimmliche um ihn gebreitet, glitzernd vor götterüberwältigendem Unheil, unentrinnbar, allumfassend, schöpfungsaufhebend, Gut und Böse ineinander verquickt, zahllos die Verkreuzungen, unendlich die Strahlenstraßen, überirdisch das Licht, dennoch im Zählbaren, dennoch endlich, dennoch irdisch, bestimmt zum Absterben -, verging der Traum? und mit dem vergehenden Traum, verging da auch der Träumende? Nichts war erinnert, und doch alles Erinnerung, eingesenkt in das unheilig unheilvolle, in das schattenlos schöne Licht der Nichtunterscheidung, in das Licht des unausschreitbaren Grenzraumes, erinnerungstief eingesenkt in des Schicksals schillernd unbewegtes Grenzspiel, dessen Grenze trotzdem überschritten werden kann, überschritten werden muß, sobald das Spiel sich erschöpft haben wird, ausgelotet bis zur äußersten Tiefe seiner Mannigfaltigkeit, ausgezählt seine Vereinzelungen, und Verkreuzungen, zur Neige geleert das Einheitsgemenge von Gut und Böse, oh, das Unheil zur Neige geleert, die Schicksalsform erschöpft, abgestorben in erstorbener Erinnerung, die sich ihrer selbst nicht mehr erinnert. Oh Erinnerung, oh Verlöschen des Lichtes und des Sphärengesanges, oh der Welten unendliche Reihe, Kreislauf der Schicksalsabfolge im irdischen Verlöschen und Wiederentzünden, Vorversuch um Vorversuch der Schöpfung, immer wiederholt und zur Wiederholung gezwungen, bis das Böse aus dem Licht gestürzt werden wird, ausgeschieden das unerschaffen Erstarrte aus dem Sich-selbst-Erschaffenden, damit - endgültig der wiedergewölbte Himmel -wieder das Endgültige werde und leuchte, emporgehoben das Menschenantlitz bis an die Sphärengrenze, emporgehoben in das unsichtbare Linienspiel der Sterne, emporgehoben in des Himmels kühlsteinernes Sternenantlitz. Und als hätten die in der Strahlenstummheit vor übermäßigem Glanze verschwundenen Sternbilder des Innen und Außen sich noch einen Rest Atmung bewahrt, als besäßen sie, die Unerrufbaren, noch einen Rest dunkelster Leuchtkraft, als könnte die Leier des Himmels und des Herzens noch einmal auftönen, als sei das Seiende noch nicht zur Gänze in Kristall verwandelt, sein Gleichgewicht noch nicht zur Gänze hergestellt, die Waage des Alls noch nicht völlig zum Stillstand gekommen, so daß es noch Wissen gab, noch Wissen geben durfte, das Wissen des Kristalls um sich selbst, das Wissen des Traumes um sich selbst, das Wissen um das Künftige und Endgültige, um das Immergewesene, Nimmererreichte, silbertönend offenbart aus des Alls verborgenster Eigenerinnerung, in der des Traumes Kristallsprache ruht, das Vor-Echo künftigen Klanges, also sprach es in einer letzten Stummheit:

Wann, oh wann?

Wann war formenbefreite Schöpfung, Sie, oh wann, ohne Schicksal? oh, sie war, und Traumlos war sie, war nicht Wachen, nicht Schlaf, War ein Augenblick nur, ein Gesang, einmalig. Die Stimme, unerrufbar ein lächelnder Ruf -Einstmals war der Knabe;

Einst war die Schöpfung, einst wird sie sein, Zufallsenthoben das Wunder.

Wollte da das Rund des Himmels wieder im Traumgewölbe aufschimmern, tragend das Kreuzgestirn in nächtlich funkelnder Mitte, getragen vom strahlenden Schilde? wollte es wieder aufscheinen im Wirklichkeitsglanze neugeschöpfter Schöpfungstat? Als Erwartung hatte es sich angekündigt, als Erwartung war es schon da, doch es erschien noch nicht. Denn über die schweigenden Leuchtstimmen des Traumes hatte sich wundersam ein noch tieferes Schweigen gebreitet, und dieses Schweigen wurde zum Warten, war das Warten, schweigend und wundersam in sich selbst, ein Warten, das sich wie eine zweite, wie eine reichere Form um die regungslos weiterschimmernde Strahlenform der Schicksalsnacktheit legte, wie eine zweite Beleuchtung des Lichtes, als wäre Warten bereits Reichtumszuwachs, obwohl eine noch stärkere Bereicherung, eine noch stärkere Strahlung, vielleicht sogar eine zweite und noch stärkere Unendlichkeit zu erwarten war, ja erwartet werden mußte, aufdaß ihr das Göttliche neuerstrahle und wiederstrahle, für ewig und unheilsaufhebend. Ein richtungsloses Warten war es, richtungslos wie die Strahlung, und es richtete sich trotzdem an den Wartenden selber, richtete sich an den Träumer, war gleichsam Aufforderung an ihn, daß er mit einer letzten Anstrengung, mit einer letzten Schöpfungsanstrengung sich außerhalb des Traumes stelle, außerhalb des Schicksals, außerhalb des Zufalls, außerhalb der Form, außerhalb seiner selbst. Von woher kam diese erwartungsvolle Aufforderung? aus welchem Außerhalb, aus welcher Richtungslosigkeit hatte sie sich, richtungslose Ganzheit sie selber, in die Ganzheit des Traumgewölbes gesenkt? traumstark sie selber, war sie kein Ruf und nicht etwas, das von irgendwoher kam und ihn von irgendwoher erreichte, sie hatte ihn bloß plötzlich erfüllt, wie sie den Traum erfüllt hatte, als Glanz in den Glanz gesenkt, Durchsichtigkeit in die Durchsichtigkeit, sie rief nicht den Traum zur Wahrheit zurück, nicht die Richtungsmannigfaltigkeit ins eindeutig Gerichtete, sie war überhaupt nicht Rückkehr, nicht Schöpfungsverlust, nicht Wiedereinverengung, nein, obwohl den Traum überwindend und zur Überwindung auffordernd, verblieb sie im Traume, hieß sie im Traum verbleiben, war sie Aufforderung, im Wissen des Traumes zu neuem Wissen zu gelangen; in schweigend strahlender Erinnerung war sie da, niemals gesehen, trotzdem wiedererkannt, trotzdem verstanden in ihrem Traumesgebot. Und er, eingeschlossen in den Traum und den Traum in sich einschließend, verwoben seine Durchsichtigkeit mit der des Traumes, er erhob sich zu der von ihm erheischten ungeheuren Gottesanstrengung, und in einer letzten Zersprengung der Traumgrenze, in einer letzten Zersprengung jeglichen Bildes und jeglicher Aussage, in einer letzten Zersprengung der Erinnerung, wuchs der Traum mit ihm über sich selbst hinaus; sein Denken wurde größer als die Form des Denkens, und da es dies tat, wurde es zum Wissen um die Sphäre, die größer als das Schicksal, größer als der Zufall ist, wurde es zur zweiten Unendlichkeit, die erste in sich einschließend und von dieser eingeschlossen, wurde es zum Gesetz, in dem der Kristall wächst, wurde es zum Gesetz der Musik, ausgesagt im Kristall, ausgesagt in Musik, doch darüber hinaus gehoben die Musik des Kristalls aussagend; es war die zweite Erinnerung, gedächtnislose Weltzeiterinnerung und Alleserlebtheit, die weltüberschauert, sternüberschauert sich zur zweiten Form aufgelöst hat, es war die zweite Sprache des Menschen, vorbestimmt zur Ewigkeit, wenn auch noch nicht das Ewige selber, das Unwiederbringliche im Wiedergebrachten; und in dem wiederaufgetanen, wiedergewölbten Himmel kreisten aufs neue die Sterne, kreisten im Gesetz ihres Seins, im Unvergänglichen ihrer Vergänglichkeit, zufallsentbunden als ewig währendes Wunder, als die kühl unsterbliche Musik der Nacht, sanft von des Mondes mildhartem Atem leise bestrichen, unbeweglich dahinziehend, unbeweglich von der Milchstraße durchflutet, der klingende Silberraum, vom Überunerfaßlichen eingeschlossen, aber das Überunerfaßliche jedweden Menschentums in sich einschließend, die Heimkehr, die zweite Heimkehr des Traumes –

- Oh Heimkehr! oh Heimkehr desjenigen, der nicht mehr Gast zu sein braucht! unwiederbringlich ist das Lächeln, in dem wir einstmals eingebettet waren, unwiederbringlich die lächelnde Umarmung, die Seinsganzheit des Erwachens und Nochnicht-Erwachtseins, aufgehellt und immer noch dunkel, unwiederbringlich ist die Milde, in die wir unser Gesicht vergraben haben, damit das Gesehene nicht zum Zufall werde; oh, alles war unser, da uns alles wieder geschenkt wurde, nichts war uns Zufall, nichts war vergänglich, denn unvergänglich dauerlos war die Weltenzeit, oh, die Weltenzeit, in der es für die stummen Augen des Kindes nichts Stummes gegeben hatte, und alles neue Schöpfung gewesen war -

- oh Heimkehr, oh Musik des Innen und Außen! eingesenkt in uns ist sie uns geblieben als ein Wissen des Einst, eingesenkt in uns hat sie uns in ihr größeres Sein gehoben, und wir, eingesenkt in sie, größer als wir selber, wir finden sie jenseits des Zufalls; oh Musik des Innen und Außen! bloß was geborgen ist in unserem Ich ist größer als wir, ist uns unsterblich und zufallsenthoben, mitsingend das Wort der Sphären, doch was wir nicht in uns tragen, es ist uns Zufall und bleibt uns Zufall, es ist uns sterblich, nimmermehr ist es größer als wir, nimmermehr schließt es uns ein -

- oh Heimkehr! alles wird vom Kinde eingeschlossen, alles wird ihm Musik, alles unsterblich, alles die Größe der Ganzheit, mit ihrem Lächeln immerdar das Kind umhüllend und erfüllend, da es in ihre Umarmung hineinzuflüchten vermag, Auge in Auge gesenkt, das All; oh, unwiederbringlich ist es uns, denn unwiederbringlich ist alles im leeren Wachstum! und mögen wir noch so sehr wachsen, so sehr, daß unsere Arme wie Ströme sich verzweigen, hingebreitet unser Körper über Länder und Ozeane bis zu den Grenzen der Welt, der Mond in unseren Haaren, wir selber Raum, wir selber die Sternkuppel der Nacht, das glitzernde Traumgewölbe, endlos, endlos, ein einziges Strahlen, wir bleiben außerhalb unser selbst, wir bleiben ausgestoßen, keine Nacht umfängt uns und kein Morgen wird uns umfangen, weil wir fest gebannt sind, ohne Flucht und ohne Fluchtziel, unhingegeben uns selber, weil unsere Arme nichts an unser Herz gezogen haben -

- oh Heimkehr! Heimkehr ins Überunerfaßliche, das uns geschenkt werden soll, wenn wir wieder fähig werden, zu ihm zu flüchten, oh, das Überunerfaßliche, das wir selbst im Traume noch suchen, da sogar das Schicksal, unser Schicksal, traumhaft im Traume uns erfaßlich wird, vergänglich der Traum, vergänglich das Schicksal, sie beide Zufall, so daß wir festgebannt selbst noch im Traume, festgebannt von Vergänglichkeit, festgebannt vom Zufall, fest gebannt vom Tode, zwar dem Traum zu entfliehen suchen und doch die Flucht fürchten, ja vor ihr zurückschrecken, verzagend vor der Unerreichbarkeit; oh, sterblich ist uns das Zufällige, das von uns nicht eingeschlossen wird, und von dem wir nicht eingeschlossen werden, wir erfassen an ihm nur den Tod; wahrlich allein im Zufall enthüllt sich uns der Tod, wir aber, uns selber nicht einschließend, von uns selber nicht eingeschlossen, den Tod in uns tragend, werden von ihm nur begleitet, er steht als Zufall neben uns -

- oh Heimkehr! Heimkehr ins Göttliche, Heimkehr ins Menschliche! sterblich ist uns der Nebenmensch, dessen Schicksal wir nicht auf uns genommen haben, dem wir keine Hilfe haben angedeihen lassen, der ungeliebte Mensch, den wir nicht in uns einschließen und den wir damit unfähig gemacht haben uns mit seinem Sein einschließend zu umfangen, oh, ungöttlich ist er uns, ungöttlich sind wir mit ihm, so sehr Zufall mit dem Zufall, daß wir kaum wissen, ob der, welcher als Lebender vor uns auftaucht, der an uns vorbeigeht, an uns vorbeitorkelt und um die nächste Ecke biegt, ob er, Schicksalsgeschöpf wie jeder, Schicksalsgeschöpf wie wir, nicht etwa schon längst gestorben oder auch noch nicht einmal geboren ist -

- oh Heimkehr! oh, Plotia! -

- oh Heimkehr! unwiederbringliche Heimkehr; sterblich sind wir mit dem Sterblichen, sterblich sind wir uns selber, wir, die wir kein Schicksal auf uns genommen haben, wir, die wir uns damit selber zum Zufall gemacht haben; unentrinnbar ist unser Geschehen und Sein und Erkennen an die bloße Form des Schicksals verhaftet, sterblich inmitten der Unsterblichkeit sind wir, sterblich unter der Sternenmusik, sterblich aus Schuld, verirrt im Gestrüpp der Stimmen, umzingelt von dem stummtosenden Licht der Ununterscheidung, verfallen dem Traumtod, verfallen einem Tod wachsender Grausamkeit, der nichts Unsterbliches mehr in sich birgt -

- oh Heimkehr! ein Ruhen und Lauschen im unendlich Hingebreiteten des saturnischen Gefildes, in der saturnischen Landschaft der Welt und der Seele, in dem heimatgoldenen Frieden ewiger Irdischkeit, gefeit gegen Janus, obwohl es ein zwiefaches Lauschen ist, aufwärts und abwärts gekehrt, lauschend nach den von Saturnus gehobenen Namen der Dinge in den Tiefen des Himmels wie in den Tiefen der Erde, zwiefach verbunden ein zwiefaches Ruhen, gefeit gegen die Todes grausamkeit der Zwietracht und des Krieges, gefeit gegen Vernichtung, obwohl das Lauschen zugleich ein Vergessen ist, ein Vergessen der Namen, ein Vergessen kraft ihrer Heimatlichkeit -

- oh Heimkehr! wer heimkehren darf, der kehrt in die Schöpfung zurück, er kehrt dorthin zurück, wo er hinter der fließenden Grenze des Anfangs und des Endes, jenseits alles Erfaßlichen und Unerfaßlichen, die letzte Satzung ahnt, er entflieht der Ununterscheidbarkeit, in der das Gute und das Böse zur bloßen Schicksalsform erstarrt sind, er birgt sein Gesicht im überunerfaßlich Vertrauten, von dessen strengmilder Stimme schicksalsgebietend und vorschicksalhaft der Richterspruch ausgeht, das Sein wieder der Form entlösend und zur Rechten und Linken sondernd -

- oh Heimkehr! oh Leidenentlösung im Leide, das Wunder der Unsterblichkeit! oh, wir dürfen es berühren, wir dürfen, vielleicht nur für die Dauer eines Herzschlages, wunderempfangend das Herz, dennoch für ewig das Unerfaßliche ahnend erfassen, wenn unser Schicksal, einschließend und umschlossen, das andere auf sich nimmt, größer geworden und geweitet in der Hingabe, eingeflüchtet und selber das andere bergend, wenn mit dem Wunder des zweiten Ichs, das wir durch die Brände tragen, uns die zweite Kindschaft beschieden wird, gewandelt und dem Vater gehörend, Erkenntnis, erkennend und erkannt, Zufall, der zum Wunder geworden ist, da er alle Erkenntnis, alles Geschehen, alles Sein umfaßt hat, Schicksalsüberwindung, noch nicht und doch schon, oh Wunder, oh so sehr wiedererwachte Musik des Innen und Außen, geöffnetes Antlitz der Sphären, oh Liebe -

- oh Heimkehr! denn Liebe ist Unterscheidung! oh Heimkehr für immerdar! denn Liebe ist Schöpfungsbereitschaft -

und Unterscheidung war das Erkennen, das traumgeboren und trotzdem sich selber gebärend, geschehensgleich und trotzdem unbewegt ihm solcherart aus dem Sichtbar-Unsichtbaren zugeflutet wurde, ein Erkennen im Sprachlosen und Wortlosen, eine letzte Anstrengung des Traumes, der sich selbst erweckt und seine Grenze erkennt, die stete Heimkehr des Traumes in die eigene Geburt, eingeschlossen in deren Dunkelheit und trotzdem noch die Dunkelheit strahlengroß umschließend. Das Erkennen war nicht in ihm, es kam kristallinisch aus dem unsichtbaren Kristall des Gefüges; es war der Kristall des Traumes. Erkennen so die Genien, erkennen so die Engel, wenn sie, die lauschenden Boten, eingeboren in die Schöpfung, ungeboren in ihr schwebend, den Götterbefehl vernehmen? schwebte er mit ihnen außerhalb der Traumgrenze, schwebte er mit ihnen im Traume, schwebte er mit ihnen in der Erinnerung? Die ungeheure Anstrengung der Traumzersprengung, der Schicksalszersprengung wich nicht, nein, sie wuchs, sie wurde immer dringlicher, immer zielgerichteter, immer erkenntnisgerichteter, und je mehr sie wuchs, desto erfüllter wurde die Traumsichtbarkeit, desto mehr verwob sich ihr unabsehbares Strahlen mit all der irdischen Gewesenheit erinnerten und vorerinnerten Wissens, das inhaltserkennbar bei aller Formverwandlung wie ein zweiter Traum in das Gewölbe des ersten hineinragte, sich in das Gewölbe einschmiegte und es anreicherte, Bild zu Bild eintragend, Landschaft über Landschaft spreitend, vorhanden hier, wie es einstens vorhanden war als Traumsein der Kindheitsfrühe, durchsichtig vor Gedächtnistiefe, umrankt von Gewässern und Kränzen, funkelnd Sternschicht um Sternschicht der unerschauten Himmel darüber gebreitet, Stummheit und Musik zum Kristall vereinigt, immer erlebt, niemals erinnert, immer vernommen, niemals erfaßt. Und da, hingegeben dem Bildgeschehen, da hörte er das Herz des Traumes, leise erst, dann deutlicher und deutlicher, er hörte das Herz des Traumes pochen. Denn in der Erinnerung, die zu ihm aufstieg oder in die er einsank, unentscheidbar die Richtung in der Unbewegtheit des Geschehens, in dieser aufquellenden und einsaugenden Strahlung, in dieser Begegnungsverschwebung unbewegtesten Ineinandergleitens war nicht minder unbewegt und bildhaft enthalten, was er je in Sprache oder Gedicht gesucht hatte, und war doch wieder ausgelöscht um der Erkenntnis willen, vernichtet jegliche Sprache, vernichtet jegliches Gedicht, so daß nur noch der letzte Wurzelabgrund des Traumes hindurchschimmerte, gleichsam als letzte Form des Schicksals innerhalb der unentrinnbaren Formmannigfaltigkeit, gleichsam die Form aller Formen innerhalb des strahlend Unentrinnbaren, das verkreuzt und verschlungen, fließend und erstarrt, aber in jeder Form, in jeder Gestalt unendlich unabsehbar über die Lichtgefilde des Traumes hinerstreckt, traumhaft sich zur Geburt des Traumes aus seiner Wurzeltiefe aufgetan hatte: oh sie, diese Tiefe war es, die zum Herzen emporschwebte, oh, in sie schwebte das Herz hinein, aufstrahlend und einstrahlend, beides ineinanderverstrahlt zu sprachunerfaßlichstem Erkennen, diese Tiefe war das Herz des Traumes, eingegangen, eingepulst, einverflossen in das menschliche Herz zu kristallinischer Einheit und Endgültigkeit, und es dünkte ihm, als müßte in dem bebenden Lichtpochen, zu dem er hinabsank, das zu ihm aufstieg, die Wiederverwandlung des Schicksals beginnen, als müßte hier in diesem letzten Wurzelabgrund aufs neue die Verwandlung der Form zum ewigen Inhalt vonstatten gehen: das Erwachen. Oh, die Erweckungsqual geträumten Erwachens, schicksalsbedingt auch noch dieses, grenzumschlossen innerhalb des Traumes, der sogar noch im Erkennen sich selber geschieht, dennoch schon Überschreitung der Traumgrenze, dennoch schon Sonderung ist, da das Herz, hat es einmal zu schlagen angefangen, stets öffnungheischend und wirklichkeitsbereit bis zu den Grenzen bebt und an ihrer Pforte pocht -

- denn Liebe ist harrende Bereitschaft, in ihr ist alles geduldiges Harren, denn Liebe ist Schöpfungsbereitschaft: noch nicht und doch schon, an dieser Schwelle steht Liebe, sie steht im Vorhof der Wirklichkeit, dort wo die Pforte sich auftun soll, auf daß die geöffnete Grenze vom Sterblichen überschritten werden könne, geöffnet zum Erwachen, geöffnet zur Wiedergeburt, geöffnet zur wiedererstandenen, wiedererstehenden, niemals gehörten, immer ersehnten Sprache der Auferstehung in letzter und erlösender Endgültigkeit, geöffnet zu dem endgültigen Richterspruch, der außerhalb jeglichen Traumseins, außerhalb der Welt, außerhalb des Raumes, außerhalb der Zeit erschallen soll, oh, vor solcher Schöpfungserneuerung steht Liebe, selber noch dämmerungsumfangen, selber noch lauschend, und doch schon erweckende Hilfe, beginnende Erweckung -

- und über sich selbst hinaus, herzschlaggleich, bebte das Leuchten des Traumgewölbes, bebte das Gewölbe selber, bebte in der endlosen Stimmfülle seiner strahlenden Ganzheit, in seinen Vereinzelungen, Vereinigungen und Verschlungenheiten, in der Unabsehbarkeit seiner Strahlenbahnen und Leuchtwege, und die Sternkuppeln bebten mit ihm, Traumganzheit, die sich selber ein- und ausatmete, wartend das Atmen, wartend der Traum, wartend im Abgrund seines Herzens, wartend das kristallische Gefäß der Sphären. Wird sich die neue Sprache, das neue Wort, die neue Stimme aus solchem Atmen entringen? wird es sich auftun zum Stimmenquell des Zeitenanfanges und des Zeitenendes, aufdeckend den Verkreuzungspunkt, das Ziel aller Wege in des Traumes Abgrundunendlichkeit? wird, oh wird aus dem Traume jener sich selbst wiedererklingende Echoakkord der Welteneinheit, der Weltenordnung, der Weltenallerkenntnis ertönen, der die letzte Lösung der Weltenaufgabe sein wird, sein soll, von der Stimmenganzheit umfaßt und sie umfassend? Bloßes Ahnen war es noch, kaum mehr als ein Ahnen, ein ahnendes Herzaufheben aus den Traum wurzeln, doch ein Hinheben schon bis zu den fernsten Traumfernen, stimmenschließend, stimmenlösend im zitternden Leuchthauch des Geschehens, irdisch war noch des Herzens Pochen, doch überirdisch schon war es in seinem Warten, irdisch noch war es als Traum Werkzeug der Schicksalsgewalt, die unausgesondert das Unheil, das Böse, den Zufall, den Tod in sich trägt, doch schon überirdisch war es vor Bereitschaft dem Befehl zu gehorchen, überirdisch vor Erwachensbereitschaft. Wahrlich dem Unirdischen näher als jede andere war diese Bereitschaft zum Erwachen, näher sogar als die Bereitschaft zum Tode, die mit dem Sterben an das Irdische gebunden ist, durchtränkt von Ichsucht und Ruhmsucht, von Rausch und von Haß, wahrlich näher war sie der Todesentfaltung, war ihr näher als seine eigene Todesbereitschaft, unter deren unablässig-unabwehrbare Herrschaft er sein Leben gestellt hatte, wähnend, er werde durch das Opfer seiner selbst, durch seinen Tod die Heimkehr erzwingen, die Grenze überwinden und ihre Stimme erlauschen, ja sogar nachahmen und kraft der Nachahmung für sich gewinnen können. Unnachahmlich war sie gewesen, ungewinnbar ihr Weckruf, unnachahmlich, ungewinnbar ist diese Stimme. Denn sie, Stimme der Stimmen, außerhalb jeglicher Sprache, gewaltiger als jede, gewaltiger sogar als die der Musik, gewaltiger als jeglicher Sang, sie, die ein Herzschlag ist, ein einziger Herzschlag, weil sie nur so die Erkenntniseinheit des Seins herzschlagrasch, augenblicksrasch zu umfassen imstande sein wird, sie, eine Stimme der Unerfaßlichkeit, das Unerfaßliche ausdrückend, das Unerfaßliche seiend, unerreichbar der menschlichen Sprache, unerreichbar dem irdischen Sinnbild, Urbild aller Stimmen und aller Sinnbilder dank unerreichbarster Unmittelbarkeit, sie kann solch unausdenkbarer Grenzjenseitigkeit bloß dann genügen, ist nur dann möglich, wenn sie selber alles Irdische übertrifft, und wäre doch wieder unmöglich, ja unausdenkbar, würde sie dem Irdischen nicht ähneln; mag sie also auch mit irdischen Stimmen, mit irdischem Wort und irdischer Sprache nichts mehr gemein haben und kaum mehr irdisches Sinnbild sein, sie kann das Urbild, auf dessen unirdische Unmittelbarkeit sie gerichtet ist, erst dann offenbaren, wenn sie es in einer irdischen Unmittelbarkeit spiegelt: Bild an Bild gereiht, so führt im Irdischen jede Sinnbildkette zu einer irdischen Unmittelbarkeit, zu einem irdischen Geschehen, und muß trotzdem - ein äußerster Zwang für den Menschen - darüber hinausgeführt werden, muß für jede irdische Unmittelbarkeit die ihr zugehörige und doch höhere jenseits der Grenze finden, muß das irdische Geschehen über seine Diesseitigkeit hinaus zum nochmaligen Sinnbild erheben, und ob die Sinnbildkette auch immer wieder an der Grenze zu zerreißen droht, zerbrechend an der Grenze des Überirdischen, vergehend am Widerstand der Unerreichbarkeit, für immerdar unfortsetzbar, für immerdar zerrissen, es wird die Gefahr gebannt, wird immer wieder gebannt, es wird die Sinnbildkette immer wieder geschlossen, sooft das Unerreichbare sich selber ins Erreichbare verwandelt und, immer wieder, ins Irdische herabsteigt, um sich selber zum irdischen Geschehen, zur irdischen Tat zu verdichten, zu verkleinern, zu versichtbarlichen, um kraft solcher Selbstversinnlichung selber die Grenze aufzuheben, so daß auch die Kette des Ausdrückbaren zu einem Auf- und Absteigen werden kann, und sie sich zum Kreise schließe, zum Wahrheitskreis, zum ewigen Sinnbildkreis, wahr in jedem seiner Bilder, wahr durch das immerwährende Kreisgleichgewicht, das um die geöffnete Grenze spielt, wahr im ewigen Austausch der göttlichen und der menschlichen Tat, wahr in ihrer beider Sinnbildhaftigkeit und im Sinnbild ihrer gegenseitigen Spiegelung, wahr, weil darin die Schöpfung sich für immerdar erneuert, eingegangen in das Gesetz, in das Gesetz der steten Wiedergeburt, das den Zufall, die Erstarrung, den Tod zu überwinden gesetzt ist; keinerlei irdische Todesbereitschaft, und sei sie noch so sehr ahnende Nachahmung göttlicher Opferung, vermag diese irdische Tat des Überirdischen zu errufen, allein die harrende Erweckungsbereitschaft ist hier wahrhaft gültig, und der Träumende, traumgebunden wie das Schicksal, unerlöst und dem Tod verschlossen wie dieses, fremd jeglicher Todesbereitschaft, birgt in seinem Traum immer nur die Bereitschaft zur Erweckung, ihr allein ist er wissend geöffnet, unbetrügbar in seinem Traumwissen, in seinem untrüglichen Wissen um die Erweckung und ihre Allgültigkeit, für die der Traum sich geöffnet hat im Stimmenabgrund seiner unerforschlichen Tiefe, wissend im dunkelstrahlenden Wurzelabgrund seiner Leuchtschächte, wissender noch sein Herz, bebend geöffnet der Stimme, die nicht Stimme mehr ist, sondern schon Tat, da sie hinabsteigt den Namen zu holen, da sie mit dem Namen schicksalgebietend zur Umkehr, zur Rückkehr, zur Heimkehr aufruft -

- oh Heimkehr in die Tat, welche die Liebe ist, denn nur die dienend hilfreiche Tat, da sie den Namen gibt und die leere Schicksalsform erfüllt, ist stärker als das Schicksal -

- noch nicht und doch schon! und es war Wissen um das Herz einer unerfaßlich liebenden Ferne, die einversenkt ist in das Herzinnerste des Traumes, es war Wissen um das Ineinanderverströmen des Gleichen, Herz des Diesseits, Herz des Jenseits, ineinandergepulst und ineinanderschlagend, das göttliche Sinnbild eingeflammt in das menschliche zur gemeinsamen Sprache, zur Sprache des göttlichmenschlichen Bündniseides, zur Sprache der fortdauernden Schöpfung in Gebet und Aber-Gebet, aufsteigend und absteigend im Schöpfungsbilde, und es war das Wissen um diese Sprache der erlösenden Tat, um diese Sprache einer Liebesaufopferung, die so hoch über jeder menschlichen Aufopferung schwebt wie die Stimmjenseitigkeit der Allstimme über dem Stimmengewühl im Irdischen, wie die Liebesjenseitigkeit der Ganzheitserkenntnis über jeder Liebe, die von Mensch zu Mensch geübt wird, das göttlichmenschliche Herz eingeschlossen vom Gotte, eingeschlossen vom Menschen, den Gott und den Menschen umschließend; doch es war auch das Wissen um denjenigen, der - weil die irdisch vernehmbare Stimme stets eines Künders bedarf - zum Träger der Tat bestimmt ist und gleich dieser im doppelten Ursprung zu stehen hat, in irdischer Geburt aus unirdischer Zeugung, denn derjenige nur, welcher schon in seinem Ursprung dem Zufall enthoben ist, der vermag auch den Zufall wieder mit dem Wunder einer letzten Gesetzlichkeit zu vereinen, deren Macht selbst das Schicksal unterworfen ist, denn derjenige nur, welcher selber aus dem Überschicksalhaften stammt und dennoch das Schicksalsunheil bis zur Neige ausschöpft, der ist auch begnadet, das Unheil wieder ins Heil zu wenden, der ist begnadet, zum Heilbringer zu werden, oh, ihm und nur ihm, dem gottgezeugten Heros menschlicher Gestalt, ist es Vorbehalten, den Vater durch die Brände des Unheils zu tragen, oh, ihm und nur ihm. ist die Rettung des Vaters Vorbehalten, er nur darf den, der ihn gezeugt hat, auf die Schultern nehmen, hintragend ihn zu den Schiffen und zur heimkehrenden Flucht ins neue Land, ins verheißene, das stets die Heimat des Vaters gewesen ist. Noch nicht und doch schon! Das Land lag vor ihm im Wissen des gebietenden, des namengebenden Vateraufrufs, der das Göttliche dem Menschen einverleibt, das Menschliche dem Gotte einvergeistet, es lag vor ihm in Strahlung und Rückstrahlung, es lag vor ihm im Wissen um den Heilbringer und in des Heilbringers Wissen, menschlichkeitserfüllt; so lag es vor ihm, und die Brände des Unheils schienen zur reinen Opferflamme verwandelt, das Erstarrte gesprengt, der Grabstein der Mitte gehoben, das Gute vom Bösen geschieden und geläutert, Gott und Mensch zur wiedererstandenen Schöpfung erweitert, das Künftige, zukunftsgeheiligt in des Vaters Namen, zukunftsgeheiligt in des Sohnes Namen, zukunftsverlobt im Geiste - noch nicht und doch schon, das Verheißene.