Das roch besser als hier ... Das hätten Sie sehen sollen, da war eine Stelle unter den Bäumen ... mit klarem fließenden Wasser ... In Plassans, wissen Sie ... Sie kennen Plassans nicht? – Bei Marseille?«

»Das ist ja toll!« rief Frau Boche aus, ganz verwundert über die Derbheit der Bleuelschläge. »So ein Prachtweib! Die würde einem ja mit ihren kleinen Mädchenarmen Eisen platt klopfen!«

Die Unterhaltung wurde sehr laut fortgeführt. Die Concierge war manchmal gezwungen, sich herüberzubeugen, weil sie nichts verstand. Die ganze Weißwäsche wurde geschlagen, und zwar tüchtig! Gervaise tauchte sie erneut in den Zuber und nahm sie Stück für Stück wieder heraus, um sie ein zweites Mal mit Seife einzureiben und zu bürsten. Mit der einen Hand hielt sie das Stück auf dem Waschtisch fest, und mit der anderen, die die kurze Wurzelbürste hielt, brachte sie schmutzigen Schaum aus der Wäsche heraus, der in langen Geiferfäden herabfiel.

Bei dem schwachen Geräusch der Bürste kamen sie alsdann einander näher und plauderten vertraulicherweise.

»Nein, wir sind nicht verheiratet«, begann Gervaise wieder. »Ich mache kein Hehl daraus. Lantier ist nicht so nett, daß man wünschen könnte, seine Frau zu sein. Wenn die Kinder nicht da wären, na, ich sage Ihnen! – Ich war vierzehn Jahre alt und er achtzehn, als wir unser erstes kriegten. Das andere ist vier Jahre später gekommen ... Das ist passiert, wie so was immer passiert. Sie wissen ja. Ich war nicht glücklich zu Hause. Wegen eines Ja, wegen eines Nein versetzte mir Vater Macquart Fußtritte ins Kreuz. Du meine Güte, da sucht man sich eben außer Hause sein Vergnügen ... Man hätte uns ja verheiratet, aber ich weiß nicht mehr, unsere Eltern haben es nicht gewollt.« Sie schüttelte ihre Hände ab, die sich unter dem weißen Schaum röteten. »Das Wasser ist ganz schön hart in Paris«, sagte sie.

Frau Boche wusch nur noch lässig. Sie hielt inne und zog das Einseifen in die Länge, um dableiben zu können und diese Geschichte kennenzulernen, die ihre Neugier seit vierzehn Tagen auf die Folter spannte. Ihr Mund stand halb offen in ihrem groben Gesicht, und ihre hervorstehenden Augen glänzten. Mit der Genugtuung, das schon vorausgesehen zu haben, dachte sie: Es stimmt, die Kleine redet zuviel. Es hat Krach gegeben.

Laut sagte sie dann:

»Er ist also nicht nett?«

»Reden Sie mir nicht davon!« antwortete Gervaise. »Da unten war er sehr gut zu mir, aber seit wir in Paris sind, kann ich mit ihm nicht mehr auskommen ... Sie müssen wissen, daß seine Mutter voriges Jahr gestorben ist und ihm etwas hinterlassen hat, ungefähr siebzehnhundert Francs.