Als sie aus der in eine Ecke hinter den Koffer geworfenen schmutzigen Wäsche ein Bündel machte, öffnete er endlich die Lippen und fragte:

»Was machst du denn? – Wo gehst du hin?«

Sie antwortete zunächst nicht. Als er seine Frage dann wütend wiederholte, entschloß sie sich dazu.

»Das siehst du doch ... Ich will das alles waschen ... Die Kinder können ja nicht im Dreck leben.«

Er ließ sie zwei oder drei Taschentücher aufheben. Und nach einem erneuten Schweigen fuhr er fort:

»Hast du denn Geld?«

Sofort richtete sie sich wieder auf, sah ihm ins Gesicht, ohne die schmutzigen Hemden der Kleinen loszulassen, die sie in der Hand hielt.

»Geld? Wo soll ich es denn gestohlen haben? – Du weißt genau, daß ich vorgestern drei Francs für meinen schwarzen Rock gekriegt habe. Davon haben wir zweimal Mittag gegessen, und da ist man schnell mit am Ende beim Fleischer ... Nein, ich habe allerdings kein Geld. Ich habe vier Sous für das Waschhaus ... Ich verdiene ja keins wie gewisse Frauen.« Er kehrte sich nicht an diese Anspielung. Er war aus dem Bett gestiegen und musterte die wenigen rings im Zimmer herumhängenden Lumpen. Schließlich nahm er die Hose und den Schal von der Lehne, öffnete die Kommode und legte ein Unterhemd und zwei Frauenhemden zu dem Bündel hinzu; dann warf er das Ganze Gervaise auf den Arm:

»Da, bring das zur Pfandleihe.«

»Soll ich nicht auch die Kinder hinbringen?« fragte sie. »Wenn man die Kinder versetzen könnte, so wäre das ja ein famoser Ausweg, was?«

Trotzdem ging sie zum Leihhaus. Als sie nach einer halben Stunde zurückkam, legte sie ein Fünffrancsstück auf den Kamin und fügte den Pfandschein zu den anderen zwischen den beiden Leuchtern hinzu.

»Das haben sie mir gegeben«, sagte sie. »Ich wollte sechs Francs haben, aber es war nichts zu machen. Oh, die werden sich ja nicht ruinieren ... Und eine Menge Menschen sind da drin immer anzutreffen!«

Lantier nahm das Fünffrancsstück nicht gleich. Er wünschte, sie hätte es in Kleingeld eingewechselt, damit er ihr etwas dalassen könnte. Doch er entschloß sich, es in seine Westentasche gleiten zu lassen, als er einen Rest Schinken in Papier und einen Kanten Brot auf der Kommode sah.

»Ich bin gar nicht zur Milchfrau gegangen, weil wir ihr für acht Tage Geld schulden«, erklärte Gervaise. »Aber ich komme zeitig zurück; du kannst hinuntergehen und Brot und panierte Koteletts holen, während ich weg bin, und dann essen wir Mittag ... Bring auch einen Liter Wein mit herauf.«

Er sagte nicht nein. Es schien Frieden einzutreten.

Die junge Frau bündelte die schmutzige Wäsche fertig. Als sie jedoch Lantiers Hemden und Sachen unten aus dem Koffer nehmen wollte, schrie er sie an, sie solle das sein lassen.

»Laß meine Wüsche, hörst du! Ich will das nicht!«

»Was willst du nicht?« fragte sie und richtete sich wieder auf. »Du hast doch nicht etwa die Absicht, dieses verschimmelte Zeug noch mal anzuziehen? Das muß doch gewaschen werden.« Und sie musterte ihn besorgt, da sie auf seinem hübschen Burschengesicht dieselbe Härte wiederfand, als solle ihn in Zukunft nichts mehr erweichen.

Er wurde ärgerlich, riß ihr die Wäsche aus den Händen und warf sie wieder in den Koffer.