Mami –

ANNA. Sei still. Zur Baronin. Und was das Abholen betrifft, so werd ich mich sofort herrichten und werd der Melanie entgegenfahren, ich möcht besonders artig zu ihr sein, weil sie doch früher – vor unserer Heirat – eine große Freundin von Jaromir war, – und die Marie Am Rain holt der Dogcart ab. – Der Jaromir darf unter keiner Bedingung durch irgend etwas, was mit den Gästen zusammenhängt, belastet werden. Er hat mir das erklärt: er ist, wenn er an einem Werk arbeitet, von einer einfach nicht vorstellbaren Empfindlichkeit und Verstimmbarkeit.

BARONIN. Er läßt sich sehr gehen, der gute Jaromir.

ANNA. Ich glaub, Mama, davon haben wir beide keine Vorstellung, was in einem solchen Phantasiemenschen vorgeht, wenn in diese innere Einsamkeit plötzlich die Menschen sich eindrängen –

DER KLEINE JAROMIR. Großmama, der Theodor hat mir erlaubt, wenn er einmal krank ist, so darf ich ihn besuchen. Aber allein darf man nie in sein Zimmer gehen – es ist eine Zauberei im Zimmer, die macht, daß man eins zwei den Fuß nicht vom Boden wegkriegen kann und so stehen muß, bis der Theodor kommt und einen mit einem Sprüchel wieder losmacht.

ANNA. Aber Bubi, wer wird denn solchen Unsinn glauben?

 

 

Siebente Szene

General kommt wieder von links.

 

BARONIN. Also nichts ausgerichtet? Ich seh! Ich seh ja schon!

DER KLEINE JAROMIR. Warst du beim Theodor, Onkel Ado? Liegt er im Bett? Hat er ein seidenes Kappel auf?

BARONIN ungeduldig. Also was wars denn, Ado?

GENERAL. Er sagt, er wäre überrascht und betroffen davon, daß Sie Ihrerseits überrascht seien – wo Sie doch vor vierzehn Tagen seine Kündigung zur Kenntnis genommen hätten –, es scheint, daß dieses Ignorieren Ihrerseits die Sache verschlimmert hat, liebe Baronin.

BARONIN. Aber es muß doch eine tatsächliche Ursache haben. Er tut mir doch so etwas nicht ohne eine schwerwiegende Ursache –

GENERAL. Es war nicht möglich, ihn auf irgendeine Einzelheit zu bringen. Er hat mir nur die vier Dutzend Krawatten gezeigt – die er beim Servieren trägt. Er sagt, er ist heute nach Mitternacht aufgestanden und hat sie einsam in seinem Zimmer gebügelt, um sie heute der Beschließerin zu übergeben, und die Gedanken, die ihm während dieses Bügelns durch sein Inneres gegangen seien, die könnte er in diesem Leben niemandem offenbaren.

BARONIN. Er gibt der Beschließerin die Krawatten ab! Dann betrachtet er sich ja schon als aus dem Dienst getreten!

DER KLEINE JAROMIR. Mami, darf ich jetzt zum Theodor hinaufgehen?

ANNA. Ja, lauf hinauf und sag dem Theodor, daß ich zu ihm hinaufkommen und mit ihm sprechen will. Sag: in drei Minuten.

DER KLEINE JAROMIR. Ja, Mami. Läuft fort.

 

 

Achte Szene

BARONIN. Du –

GENERAL zu Anna. Aber das ist doch unmöglich, Baronin, eine junge Frau wie Sie – er liegt schließlich im Bett –

BARONIN. Lassen Sie sie, wenn sie will. Sie ist sehr in der Gnad beim Theodor.