Innen war eine Steinplatte, auf der in großen weißen Falten die Kutteln lagen, daneben die graue flockige, als »schwarze Kutteln« bekannte Masse, sowie die geisterhaft durchscheinenden abgekochten Schweinsfüße. Es war ein gewöhnlicher »Kutteln und Erbsen«-Laden, und außer Brot, Zigaretten und Dosenkram war kaum etwas am Lager. Im Schaufenster wurde für »Diverse Teesorten« Reklame gemacht, aber wenn ein Kunde eine Tasse Tee verlangte, wurde er gewöhnlich mit Entschuldigungen abgefertigt. Mr. Brooker hatte zwar seit zwei Jahren keine Arbeit mehr, war aber von Beruf Bergmann; seine Frau und er hatten jedoch ihr ganzes Leben als Nebenerwerb verschiedene Geschäfte betrieben. Einmal hatten sie eine Kneipe gehabt, aber sie verloren ihre Lizenz, weil sie Glücksspiele zugelassen hatten. Ich bezweifle, daß eines ihrer Geschäfte je Gewinn gebracht hat; sie gehörten zu der Art von Leuten, die ein Geschäft vor allem betreiben, um etwas zu haben, worüber sie schimpfen können. Mr. Brooker war ein dunkler, kleingebauter, saurer, irisch aussehender Mann, und erstaunlich schmutzig. Ich glaube nicht, daß ich ihn je mit sauberen Händen gesehen habe. Weil Mrs. Brooker nun ständig krank war, machte er meist das Essen, und wie alle Leute mit ständig schmutzigen Händen hatte er eine besonders vertrauliche und schleppende Art, mit Dingen umzugehen. Wenn er einem eine Scheibe Butterbrot gab, war immer ein schwarzer Daumenabdruck drauf. Sogar am frühen Morgen, wenn er in die geheimnisvolle Grube hinter Mrs. Brookers Sofa hinabstieg und die Kutteln herausfischte, waren seine Hände schwarz. Von den andern Hausbewohnern hörte ich fürchterliche Geschichten über den Ort, an dem die Kutteln aufbewahrt wurden. Küchenschaben gäbe es dort in Mengen. Ich weiß nicht, wie oft frische Lieferungen von Kutteln bestellt wurden, aber es geschah in langen Abständen, denn Mr. Brooker pflegte Ereignisse danach zu datieren. »Lassen Sie mich mal überlegen, ich hatte drei Lieferungen Gefrorenes (gefrorene Kutteln), seit das passiert ist« etc. Wir Hausbewohner bekamen nie Kutteln zu essen. Damals dachte ich, sie seien zu teuer; heute meine ich eher, daß wir einfach zuviel über sie wußten. Ich bemerkte auch, daß die Brookers selber nie Kutteln aßen.

Die einzigen Dauermieter waren der schottische Bergmann, zwei Rentner und ein Arbeitsloser, der vom P.A.C. [Public Assistance Committee, Komitee für öffentliche Fürsorge] lebte. Er hieß Joe und gehörte zu der Art Leute, die keinen Nachnamen haben. Der schottische Bergmann war, wenn man ihn erst einmal kannte, recht langweilig. Wie so viele Arbeitslose verbrachte er zuviel Zeit mit Zeitunglesen, und wenn man ihn nicht abklemmte, hielt er stundenlang Vorträge über die »Gelbe Gefahr«, Morde mit Verstümmelungen, Astrologie und den Konflikt zwischen Religion und Wissenschaft und ähnliches. Die Rentner waren, wie üblich, durch den Means Test* [* Means Test: Behördliche Einkommensermittlung, die darüber entschied, ob man nach Ablauf der Zeit, während der man Arbeitslosenunterstützung bezogen hat, von der Wohlfahrt unterstützt wird oder nicht. Die Rentner haben früher vermutlich bei ihren Kindern gewohnt. Dort konnten sie nicht bleiben, weil sie nach dem Means Test als Untermieter galten und dadurch die Unterstützung der (ebenfalls arbeitslosen) Kinder gefährdeten.] aus ihren Behausungen vertrieben worden. Sie zahlten den Brookers zehn Shilling pro Woche und bekamen dafür an Annehmlichkeiten, was man für zehn Shilling erwarten kann: also ein Bett im Dachstock und Mahlzeiten, die hauptsächlich aus Butterbroten bestanden. Einer von ihnen war »etwas Besseres« und starb an einer bösartigen Krankheit dahin, vermutlich an Krebs. Er stieg nur noch an den Tagen aus dem Bett, an denen er seine Rente abholen ging. Der andere, den jedermann »Old Jack« nannte, war ein achtundsiebzigjähriger ehemaliger Bergmann, der weit über fünfzig Jahre in den Gruben gearbeitet hatte. Er war beweglich und intelligent, aber seltsamerweise schien er sich nur an die Erfahrungen seiner Knabenzeit erinnern zu können und alles über die neuen Maschinen und Verbesserungen in den Minen vergessen zu haben.