Ihr habt schon seit lange das Bürgerrecht dort, das wißt ihr; und die anderen zwei sind auch keine Fremden. Wartet, bis ich die Ladenthür zugemacht habe. O, wie sie knarrt! ich glaube, es giebt kein so rostiges Stück Eisen in dem ganzen Laden, als die Thürangeln; und ich weiß, es giebt keine so alten Knochen hier, wie meine. Haha, wir passen alle zu unserm Geschäft. Kommt ins Staatszimmer.«

Das Staatszimmer war der Raum hinter dem Lumpenvorhange. Der Alte scharrte das Feuer mit einem alten Rouleaustabe zusammen, schob den Docht seiner rauchigen Lampe, denn es war Abend, mit dem Stiele seiner Pfeife in die Höhe und steckte diese wieder in den Mund.

Während er so beschäftigt war, warf die zuerst eingetretene Frau ihr Bündel auf den Boden und setzte sich mit kokettierender Frechheit auf einen Stuhl, dann legte sie die Hände auf die Kniee und sah die beiden andern mit kühnem Trotz an.

»Nun, was ist da für ein Unterschied, Mrs. Dilber? Jeder hat das Recht, für sich zu sorgen. Er that es immer.«

»Das ist wahr,« sagte die Wärterin. »Keiner that es mehr.«

»Nun, warum guckt ihr euch da einander an, als fürchtetet ihr euch? Wer ist der Klügere? Wir wollen doch nicht einander die Augen aushacken, denk' ich!«

»Nein, gewiß nicht,« sagten Mrs. Dilber und der Mann zusammen. »Wir wollen es nicht hoffen.«

»Nun gut denn,« rief die Frau, »das ist genug. Wem schadet's, wenn wir so ein paar Sachen mitnehmen, wie die hier? Einer Leiche gewiß nicht!«

»Nein, gewiß nicht,« sagte Mrs. Dilber lachend.

»Wenn er sie, wie ein alter Geizhals, noch nach dem Tode behalten wollte,« fuhr die Frau fort, »warum war er während seines Lebens nicht besser? Wenn er's gewesen wäre, würde jemand um ihn gewesen sein, als er starb, statt daß er allein seinen letzten Atem fahren lassen mußte.«

»Es ist das wahrste Wort, was je gesprochen worden,« sagte Mrs. Dilber.

»Es ist ein Gottesgericht.«

»Ich wollte, es wäre ein bißchen schwerer ausgefallen,« sagte die Frau; »und es wär's auch, verlaßt euch drauf, wenn ich mehr hätte kriegen können. Mache das Bündel auf, Joe, und sag' mir, was es wert ist. Sprich gerade heraus. Ich fürchte mich nicht, die Erste zu sein, noch es ihnen sehen zu lassen. Wir wußten gut genug, daß wir für uns sorgten, ehe wir uns hier trafen. 's ist keine Sünde. Mach' das Bündel auf, Joe.«

Aber die Galanterie ihrer Freunde wollte das nicht erlauben; und der Mann in dem abgetragenen schwarzen Rock brachte seine Beute zuerst. Es war nicht viel daran. Ein oder zwei Siegel, ein silberner Bleistift, ein paar Hemdknöpfe und eine Brosche von geringem Werte, war alles. Sie wurden von dem alten Joe untersucht und abgeschätzt, worauf er die Summe, welche er für jedes bezahlen wollte, an die Wand schrieb und zusammenrechnete, wie er fand, daß nichts mehr kam.

»Das ist Eure Rechnung,« sagte Joe, »und ich gebe keinen Sixpence mehr und wenn ich in Stücke gehauen werden sollte. Wer kommt jetzt?«

Mrs. Dilber war die Nächste. Sie hatte Bett- und Handtücher, einige Kleidungsstücke, zwei altmodische silberne Theelöffel, eine Zuckerzange und einige Paar Stiefel. Ihre Rechnung wurde auf dieselbe Weise an die Wand geschrieben.

»Damen gebe ich immer zu viel. 's ist meine Schwäche und ich richte mich damit zu Grunde,« sagte der alte Joe. »Das ist Eure Rechnung. Wenn Ihr einen Pfennig mehr haben wolltet und ließet es darauf ankommen, so thäte es mir leid, so freigebig gewesen zu sein und ich zöge eine halbe Krone ab.«

»Und nun mach' mein Bündel auf, Joe,« sagte die Erste.

Joe kniete nieder, um bequemer das Bündel öffnen zu können, und nachdem er eine große Menge Knoten aufgemacht hatte, zog er eine große und schwere Rolle eines dunklen Zeugs heraus.

»Was ist das?« sagte Joe.