RUPRECHT.
Das ist gelogen,
Herr Richter.
ADAM.
Schweig Er, bis man Ihn fragen wird.
Auch heut an Ihn noch wird die Reihe kommen.
– Habt Ihr's im Protokoll bemerkt?
LICHT.
O ja.
ADAM.
Erzählt den Hergang, würdige Frau Marthe.
FRAU MARTHE.
Es war Uhr eilfe gestern –
ADAM.
Wann, sagt Ihr?
FRAU MARTHE.
Uhr eilf.
ADAM.
Am Morgen!
FRAU MARTHE.
Nein, verzeiht, am Abend,
Und schon die Lamp im Bette wollt ich löschen,
Als laute Männerstimmen, ein Tumult,
In meiner Tochter abgelegnen Kammer,
Als ob der Feind einbräche, mich erschreckt.
Geschwind die Trepp eil ich hinab, ich finde
Die Kammertür gewaltsam eingesprengt,
Schimpfreden schallen wütend mir entgegen,
Und da ich mir den Auftritt jetzt beleuchte,
Was find ich jetzt, Herr Richter, was jetzt find ich?
Den Krug find ich zerscherbt im Zimmer liegen,
In jedem Winkel liegt ein Stück,
Das Mädchen ringt die Händ, und er der Flaps dort,
Der trotzt, wie toll, Euch in des Zimmers Mitte.
ADAM.
Ei, Wetter!
FRAU MARTHE.
Was?
ADAM.
Sieh da, Frau Marthe!
FRAU MARTHE.
Ja! –
Drauf ist's, als ob in so gerechtem Zorn,
Mir noch zehn Arme wüchsen, jeglichen
Fühl ich mir wie ein Geier ausgerüstet.
Ihn stell ich dort zu Rede, was er hier
In später Nacht zu suchen, mir die Krüge
Des Hauses tobend einzuschlagen habe:
Und er, zur Antwort gibt er mir, jetzt ratet?
Der Unverschämte! Der Halunke, der!
Aufs Rad will ich ihn sehen, oder mich
Nicht mehr geduldig auf den Rücken legen:
Er spricht, es hab ein anderer den Krug
Vom Sims gestürzt – ein anderer, ich bitt Euch,
Der vor ihm aus der Kammer nur entwichen;
– Und überhäuft mit Schimpf mir da das Mädchen.
ADAM.
Oh! faule Fische – Hierauf?
FRAU MARTHE.
Auf dies Wort
Seh ich das Mädchen fragend an; die steht
Gleich einer Leiche da, ich sage: Eve! –
Sie setzt sich; ist's ein anderer gewesen,
Frag ich? Und Joseph und Maria, ruft sie,
Was denkt Ihr Mutter auch? – So sprich! Wer war's?
Wer sonst, sagt sie, – und wer auch konnt es anders?
Und schwört mir zu, daß er's gewesen ist.
EVE.
Was schwor ich Euch? Was hab ich Euch geschworen?
Nichts schwor ich, nichts Euch –
FRAU MARTHE.
Eve!
EVE.
Nein! Dies lügt Ihr. –
RUPRECHT.
Da hört ihr's.
ADAM.
Hund, jetzt, verfluchter, schweig,
Soll hier die Faust den Rachen dir noch stopfen!
Nachher ist Zeit für dich, nicht jetzt.
FRAU MARTHE.
Du hättest nicht –?
EVE.
Nein, Mutter! Dies verfälscht Ihr.
Seht, leid tut's in der Tat mir tief zur Seele,
Daß ich es öffentlich erklären muß:
Doch nichts schwor ich, nichts, nichts hab ich geschworen.
ADAM.
Seid doch vernünftig, Kinder.
LICHT.
Das ist ja seltsam.
FRAU MARTHE.
Du hättest mir, o Eve, nicht versichert?
Nicht Joseph und Maria angerufen?
EVE.
Beim Schwur nicht! Schwörend nicht! Seht dies jetzt schwör ich,
Und Joseph und Maria ruf ich an.
ADAM.
Ei, Leutchen! Ei, Frau Marthe! Was auch macht Sie?
Wie schüchtert Sie das gute Kind auch ein.
Wenn sich die Jungfer wird besonnen haben,
Erinnert ruhig dessen, was geschehen,
– Ich sage, was geschehen ist, und was,
Spricht sie nicht, wie sie soll, geschehn noch kann.
Gebt acht, so sagt sie heut uns aus, wie gestern,
Gleichviel, ob sie's beschwören kann ob nicht.
Laßt Joseph und Maria aus dem Spiele.
WALTER.
Nicht doch, Herr Richter, nicht! Wer wollte den
Parteien so zweideut'ge Lehren geben.
FRAU MARTHE.
Wenn sie ins Angesicht mir sagen kann,
Schamlos, die liederliche Dirne, die,
Daß es ein andrer, als der Ruprecht war,
So mag meintwegen sie – ich mag nicht sagen, was.
Ich aber, ich versichr' es Euch, Herr Richter,
Und kann ich gleich nicht, daß sie's schwor, behaupten,
Daß sie's gesagt hat gestern, das beschwör ich,
Und Joseph und Maria ruf ich an.
ADAM.
Nun weiter will ja auch die Jungfer –
WALTER.
Herr Richter!
ADAM.
Euer Gnaden? – Was sagt er? – Nicht, Herzens-Evchen?
FRAU MARTHE.
Heraus damit! Hast du's mir nicht gesagt?
Hast du's mir gestern nicht, mir nicht gesagt?
EVE.
Wer leugnet Euch, daß ich's gesagt –
ADAM.
Da habt ihr's.
RUPRECHT.
Die Metze, die!
ADAM.
Schreibt auf.
VEIT.
Pfui, schäm Sie sich.
WALTER.
Von Eurer Aufführung, Herr Richter Adam,
Weiß ich nicht, was ich denken soll. Wenn Ihr selbst
Den Krug zerschlagen hättet, könntet Ihr
Von Euch ab den Verdacht nicht eifriger
Hinwälzen auf den jungen Mann, als jetzt. –
Ihr setzt nicht mehr ins Protokoll, Herr Schreiber,
Als nur der Jungfer Eingeständnis, hoff ich,
Vom gestrigen Geständnis, nicht vom Facto.
– Ist's an die Jungfer jetzt schon auszusagen?
ADAM.
Mein Seel, wenn's ihre Reihe noch nicht ist,
In solchen Dingen irrt der Mensch, Euer Gnaden.
Wen hätt ich fragen sollen jetzt? Beklagten?
Auf Ehr! Ich nehme gute Lehre an.
WALTER.
Wie unbefangen! – Ja, fragt den Beklagten.
Fragt, macht ein Ende, fragt, ich bitt Euch sehr:
Dies ist die letzte Sache, die Ihr führt.
ADAM.
Die letzte! Was! Ei freilich! Den Beklagten!
Wohin auch, alter Richter, dachtest du?
Verflucht, das pips'ge Perlhuhn mir! Daß es
Krepiert wär an der Pest in Indien!
Stets liegt der Kloß von Nudeln mir im Sinn.
WALTER.
Was liegt? Was für ein Kloß liegt Euch –?
ADAM.
Der Nudelkloß,
Verzeiht, den ich dem Huhne geben soll.
Schluckt mir das Aas die Pille nicht herunter,
Mein Seel, so weiß ich nicht, wie's werden wird.
WALTER.
Tut Eure Schuldigkeit, sag ich, zum Henker!
ADAM.
Beklagter trete vor.
RUPRECHT.
Hier, Herr Dorfrichter.
Ruprecht, Veits des Kossäten Sohn, aus Huisum.
ADAM.
Vernahm Er dort, was vor Gericht soeben
Frau Marthe gegen Ihn hat angebracht?
RUPRECHT.
Ja, Herr Dorfrichter, das hab ich.
ADAM.
Getraut Er sich
Etwas dagegen aufzubringen, was?
Bekennt Er, oder unterfängt Er sich,
Hier wie ein gottvergeßner Mensch zu leugnen?
RUPRECHT.
Was ich dagegen aufzubringen habe,
Herr Richter? Ei! Mit Euerer Erlaubnis,
Daß sie kein wahres Wort gesprochen hat.
ADAM.
So? Und das denkt Er zu beweisen?
RUPRECHT.
O ja.
ADAM.
Die würdige Frau Marthe, die.
Beruhige Sie sich. Es wird sich finden.
WALTER.
Was geht Ihn die Frau Marthe an, Herr Richter?
ADAM.
Was mir –? Bei Gott! Soll ich als Christ –?
WALTER.
Bericht
Er, was Er für sich anzuführen hat. –
Herr Schreiber, wißt Ihr den Prozeß zu führen?
ADAM.
Ach, was!
LICHT.
Ob ich – ei nun, wenn Euer Gnaden –
ADAM.
Was glotzt Er da? Was hat Er aufzubringen?
Steht nicht der Esel, wie ein Ochse, da?
Was hat Er aufzubringen?
RUPRECHT.
Was ich aufzubringen?
WALTER.
Er ja, Er soll den Hergang jetzt erzählen.
RUPRECHT.
Mein Seel, wenn man zu Wort mich kommen ließe.
WALTER.
's ist in der Tat, Herr Richter, nicht zu dulden.
RUPRECHT.
Glock zehn Uhr mocht es etwa sein zu Nacht, –
Und warm, just diese Nacht des Januars
Wie Mai, als ich zum Vater sage: Vater!
Ich will ein bissel noch zur Eve gehn.
Denn heuren wollt ich sie, das müßt ihr wissen,
Ein rüstig Mädel ist's, ich hab's beim Ernten
Gesehn, wo alles von der Faust ihr ging,
Und ihr das Heu man flog, als wie gemaust.
Da sagt' ich: willst du? Und sie sagte: ach!
Was du da gakelst. Und nachher sagt' sie, ja.
ADAM.
Bleib Er bei seiner Sache. Gakeln! Was!
Ich sagte, willst du? Und sie sagte, ja.
RUPRECHT.
Ja, meiner Treu, Herr Richter.
WALTER.
Weiter! Weiter!
RUPRECHT.
Nun –
Da sagt ich: Vater, hört Er? Laß Er mich.
Wir schwatzen noch am Fenster was zusammen.
Na, sagt er, lauf; bleibst du auch draußen, sagt er?
Ja, meiner Seel, sag ich, das ist geschworen.
Na, sagt er, lauf, um eilfe bist du hier.
ADAM.
Na, so sag du, und gakle, und kein Ende.
Na, hat er bald sich ausgesagt?
RUPRECHT.
Na, sag ich,
Das ist ein Wort, und setz die Mütze auf,
Und geh; und übern Steig will ich, und muß
Durchs Dorf zurückgehn, weil der Bach geschwollen.
Ei, alle Wetter, denk ich, Ruprecht, Schlag!
Nun ist die Gartentür bei Marthens zu:
Denn bis um zehn läßt 's Mädel sie nur offen,
Wenn ich um zehn nicht da bin, komm ich nicht.
ADAM.
Die liederliche Wirtschaft, die.
WALTER.
Drauf weiter?
RUPRECHT.
Drauf – wie ich übern Lindengang mich näh're,
Bei Marthens, wo die Reihen dicht gewölbt,
Und dunkel, wie der Dom zu Utrecht, sind,
Hör ich die Gartentüre fernher knarren.
Sieh da! Da ist die Eve noch! sag ich,
Und schicke freudig Euch, von wo die Ohren
Mir Kundschaft brachten, meine Augen nach –
– Und schelte sie, da sie mir wiederkommen,
Für blind, und schicke auf der Stelle sie
Zum zweitenmal, sich besser umzusehen,
Und schimpfe sie nichtswürdige Verleumder,
Aufhetzer, niederträcht'ge Ohrenbläser,
Und schicke sie zum drittenmal, und denke,
Sie werden, weil sie ihre Pflicht getan,
Unwillig los sich aus dem Kopf mir reißen,
Und sich in einen andern Dienst begeben:
Die Eve ist's, am Latz erkenn ich sie,
Und einer ist's noch obenein.
ADAM.
So? Einer noch? Und wer, Er Klugschwätzer?
RUPRECHT.
Wer? Ja, mein Seel, da fragt Ihr mich –
ADAM.
Nun also!
Und nicht gefangen, denk ich, nicht gehangen.
WALTER.
Fort! Weiter in der Rede! Laßt ihn doch!
Was unterbrecht Ihr ihn, Herr Dorfrichter?
RUPRECHT.
Ich kann das Abendmahl darauf nicht nehmen,
Stockfinster war's, und alle Katzen grau.
Doch müßt Ihr wissen, daß der Flickschuster,
Der Lebrecht, den man kürzlich losgesprochen,
Dem Mädel längst mir auf die Fährte ging.
Ich sagte vor'gen Herbst schon: Eve, höre,
Der Schuft schleicht mir ums Haus, das mag ich nicht;
Sag ihm, daß du kein Braten bist für ihn,
Mein Seel, sonst werf ich ihn vom Hof herunter.
Die spricht: ich glaub, du schierst mich, sagt ihm was,
Das ist nicht hin, nicht her, nicht Fisch, nicht Fleisch:
Drauf geh ich hin, und werf den Schlingel herunter.
ADAM.
So? Lebrecht heißt der Kerl?
RUPRECHT.
Ja, Lebrecht.
ADAM.
Gut.
Das ist ein Nam. Es wird sich alles finden.
– Habt Ihr's bemerkt im Protokoll, Herr Schreiber?
LICHT.
O ja, und alles andere, Herr Richter.
ADAM.
Sprich weiter, Ruprecht, jetzt, mein Sohn.
RUPRECHT.
Nun schießt,
Da ich Glock eilf das Pärchen hier begegne,
– Glock zehn Uhr zog ich immer ab – das Blatt mir.
Ich denke, halt, jetzt ist's noch Zeit, o Ruprecht,
Noch wachsen dir die Hirschgeweihe nicht: –
Hier mußt du sorgsam dir die Stirn befühlen,
Ob dir von fern hornartig etwas keimt.
Und drücke sacht mich durch die Gartenpforte,
Und berg in einen Strauch von Taxus mich:
Und hör Euch ein Gefispre hier, ein Scherzen,
Ein Zerren hin, Herr Richter, Zerren her,
Mein Seel, ich denk, ich soll vor Lust –
EVE.
Du Böswicht!
Was das, o schändlich ist von dir!
FRAU MARTHE.
Halunke!
Dir weis ich noch einmal, wenn wir allein sind,
Die Zähne! Wart! Du weißt noch nicht, wo mir
Die Haare wachsen! Du sollst's erfahren!
RUPRECHT.
Ein Viertelstündchen dauert's so, ich denke,
Was wird's doch werden, ist doch heut nicht Hochzeit?
Und eh ich den Gedanken ausgedacht,
Husch! sind sie beid ins Haus schon, vor dem Pastor.
EVE.
Geht, Mutter, mag es werden, wie es will –
ADAM.
Schweig du mir dort, rat ich, das Donnerwetter
Schlägt über dich ein, unberufne Schwätzerin!
Wart, bis ich auf zur Red dich rufen werde.
WALTER.
Sehr sonderbar, bei Gott!
RUPRECHT.
Jetzt hebt, Herr Richter Adam
Jetzt hebt sich's, wie ein Blutsturz, mir. Luft!
Da mir der Knopf am Brustlatz springt: Luft jetzt!
Und reiße mir den Latz auf: Luft jetzt sag ich!
Und geh, und drück, und tret und donnere,
Da ich der Dirne Tür verriegelt finde,
Gestemmt, mit Macht, auf einen Tritt, sie ein.
ADAM.
Blitzjunge, du!
RUPRECHT.
Just da sie auf jetzt rasselt,
Stürzt dort der Krug vom Sims ins Zimmer hin,
Und husch! springt einer aus dem Fenster Euch:
Ich seh die Schöße noch vom Rocke wehn.
ADAM.
War das der Leberecht?
RUPRECHT.
Wer sonst, Herr Richter?
Das Mädchen steht, die werf ich übern Haufen,
Zum Fenster eil ich hin, und find den Kerl
Noch in den Pfählen hangen, am Spalier,
Wo sich das Weinlaub aufrankt bis zum Dach.
Und da die Klinke in der Hand mir blieb,
Als ich die Tür eindonnerte, so reiß ich
Jetzt mit dem Stahl eins pfundschwer übern Detz ihm:
Den just, Herr Richter, konnt ich noch erreichen.
ADAM.
War's eine Klinke?
RUPRECHT.
Was?
ADAM.
Ob's –
RUPRECHT.
Ja, die Türklinke.
ADAM.
Darum.
LICHT.
Ihr glaubtet wohl, es war ein Degen?
ADAM.
Ein Degen? Ich – wieso?
RUPRECHT.
Ein Degen!
LICHT.
Je nun!
Man kann sich wohl verhören. Eine Klinke
Hat sehr viel Ähnlichkeit mit einem Degen.
ADAM.
Ich glaub –!
LICHT.
Bei meiner Treu! Der Stiel, Herr Richter?
ADAM.
Der Stiel!
RUPRECHT.
Der Stiel! Der war's nun aber nicht.
Der Klinke umgekehrtes Ende war's.
ADAM.
Das umgekehrte Ende war's der Klinke!
LICHT.
So! So!
RUPRECHT.
Doch auf dem Griffe lag ein Klumpen
Blei, wie ein Degengriff, das muß ich sagen.
ADAM.
Ja, wie ein Griff.
LICHT.
Gut. Wie ein Degengriff.
Doch irgendeine tück'sche Waffe mußt es
Gewesen sein. Das wußt ich wohl.
WALTER.
Zur Sache stets, ihr Herrn, doch! Zur Sache!
ADAM.
Nichts als Allotrien, Herr Schreiber! – Er, weiter!
RUPRECHT.
Jetzt stürzt der Kerl, und ich schon will mich wenden,
Als ich's im Dunkeln auf sich rappeln sehe.
Ich denke, lebst du noch? und steig aufs Fenster
Und will dem Kerl das Gehen unten legen:
Als jetzt, ihr Herrn, da ich zum Sprung just aushol,
Mir eine Handvoll grobgekörnten Sandes –
– Und Kerl und Nacht und Welt und Fensterbrett,
Worauf ich steh, denk ich nicht, straf mich Gott,
Das alles fällt in einen Sack zusammen –
Wie Hagel, stiebend, in die Augen fliegt.
ADAM.
Verflucht! Sieh da! Wer tat das?
RUPRECHT.
Wer? Der Lebrecht.
ADAM.
Halunke!
RUPRECHT.
Meiner Treu! Wenn er's gewesen.
ADAM.
Wer sonst!
RUPRECHT.
Als stürzte mich ein Schloßenregen
Von eines Bergs zehn Klaftern hohen Abhang,
So schlag ich jetzt vom Fenster Euch ins Zimmer:
Ich denk, ich schmettere den Boden ein.
Nun brech ich mir den Hals doch nicht, auch nicht
Das Kreuz mir, Hüften, oder sonst, inzwischen
Konnt ich des Kerls doch nicht mehr habhaft werden,
Und sitze auf, und wische mir die Augen.
Die kommt, und ach, Herr Gott! ruft sie, und Ruprecht!
Was ist dir auch? Mein Seel, ich hob den Fuß,
Gut war's, daß ich nicht sah, wohin ich stieß.
ADAM.
Kam das vom Sande noch?
RUPRECHT.
Vom Sandwurf, ja.
ADAM.
Verdammt! Der traf!
RUPRECHT.
Da ich jetzt aufersteh
Was sollt ich auch die Fäuste hier mir schänden?
So schimpf ich sie, und sage liederliche Metze,
Und denke, das ist gut genug für sie.
Doch Tränen, seht, ersticken mir die Sprache.
Denn da Frau Marthe jetzt ins Zimmer tritt,
Die Lampe hebt, und ich das Mädchen dort
Jetzt schlotternd, zum Erbarmen vor mir sehe,
Sie, die so herzhaft sonst wohl um sich sah,
So sag ich zu mir, blind ist auch nicht übel.
Ich hätte meine Augen hingegeben,
Knippkügelchen, wer will, damit zu spielen.
EVE.
Er ist nicht wert, der Böswicht –
ADAM.
Sie soll schweigen.
RUPRECHT.
Das Weitre wißt ihr.
ADAM.
Wie, das Weitere?
RUPRECHT.
Nun ja, Frau Marthe kam, und geiferte,
Und Ralf, der Nachbar, kam, und Hinz, der Nachbar,
Und Muhme Sus' und Muhme Liese kamen,
Und Knecht und Mägd und Hund und Katzen kamen,
's war ein Spektakel, und Frau Marthe fragte
Die Jungfer dort, wer ihr den Krug zerschlagen,
Und die, die sprach, ihr wißt's, daß ich's gewesen.
Mein Seel, sie hat so unrecht nicht, ihr Herren.
Den Krug, den sie zu Wasser trug, zerschlug ich,
Und der Flickschuster hat im Kopf ein Loch. –
ADAM.
Frau Marthe! Was entgegnet Ihr der Rede?
Sagt an!
FRAU MARTHE.
Was ich der Red entgegene?
Daß sie, Herr Richter, wie der Marder einbricht,
Und Wahrheit wie ein gakelnd Huhn erwürgt.
Was Recht liebt, sollte zu den Keulen greifen,
Um dieses Ungetüm der Nacht zu tilgen.
ADAM.
Da wird Sie den Beweis uns führen müssen.
FRAU MARTHE.
O ja, sehr gern. Hier ist mein Zeuge.
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