unter Handwerksmeistern in London; inzwischen traten ihm nach und nach die Toten vorhergehender Jahrhunderte bei, und zwar in ungebrochener Rückläufigkeit, so daß er nun alle Menschengeschlechter diesseits von Adam umfaßt und erlesene Rekruten unter den präkreationalen Bewohnern des Nichts und des Chaos zusammentrommelt. Der Orden wurde zu verschiedenen Zeiten gegründet, von Karl dem Großen, Julius Caesar, Cyrus, Salomon, Zarathustra, Konfuzius, Thothmes und Buddha. Seine Embleme und Symbole wurden in den Katakomben von Paris und Rom, auf den Steinen des Parthenon und der Großen Chinesischen Mauer, unter den Tempeln von Karnak und Palmyra und in den ägyptischen Pyramiden gefunden – immer von einem Freimaurer.

Freispruch, der – Urteil in einem Mordfall in San Francisco.

Freude, die – Gefühlsbewegung mit vielerlei Ursachen; im höchsten Grad speist sie sich jedoch aus der Betrachtung fremden Kummers.

Friede, der – In der Weltpolitik eine Periode des Betrugs zwischen zwei Perioden des Kampfes.

Friedhof, der – Abgelegene Meile der Vorstadt, allwo Trauernde mit Lügen wetteifern, Dichter wider ein Ziel schreiben und Steinmetze um die Wette buchstabieren. Die beiden folgenden Inschriften mögen den Erfolg illustrieren, der bei solchen olympischen Disziplinen erreicht wird:

Seine Tugenden waren derart offenkundig, daß seine Feinde, da sie sie nicht übersehen konnten, sie leugneten, und seine Freunde, deren lockerem Lebenswandel sie Vorwurf waren, sie als Laster darstellten. Sie sind hiermit dem Gedächtnis überantwortet von seinen Angehörigen, die sie teilten.

Hier im Erdenschoße ruht nun

Unsre liebe kleine Gudrun.

Thomas und Klothilde

Schimmel

PS: Hol sie Gott im Himmel.

Frömmigkeit, die – Verehrung für ein Höchstes Wesen; beruht auf Seiner mutmaßlichen Ähnlichkeit mit dem Menschen.

Frontispiz, das – Protuberanz des menschlichen Gesichts; beginnt zwischen den Augen und endet gewöhnlich in fremden Angelegenheiten.

Frosch, der – Reptil mit eßbaren Beinen. Die erste Erwähnung von Fröschen in der profanen Literatur findet sich in Homers Bericht über den Krieg zwischen ihnen und den Mäusen. Skeptiker haben Homers Urheberschaft an diesem Werk bezweifelt, aber der gelehrte, einfallsreiche und beflissene Dr. Schliemann hat die Frage bündig beantwortet, indem er die Knochen der gefallenen Frösche ausgrub. Eine der Formen moralischen Drucks, wodurch der Pharao bewegt werden sollte, freundlicher zu den Israeliten zu sein, war eine Froschplage, aber der Pharao, der sie als Frikassee besonders schätzte, bemerkte mit echt orientalischem Stoizismus, er könne die Plage mindestens so lange aushalten wie die Frösche und die Juden; daher wurde das Programm geändert. Der Frosch ist ein eifriger Sänger; er verfügt über eine gute Stimme, aber keinerlei Gehör. Das Libretto seiner Lieblingsoper wurde von Aristophanes verfaßt, ist kurz, schlicht und wirkungsvoll »brekekexkoax«; die stammt offenbar von dem vorzüglichen Komponisten Richard Wagner.

Fruchtbar, adj. – Die Decken eines Landstreichers.

Frühreif, adj. – Vierjähriger, der mit der Puppe seiner Schwester durchbrennt.

Furcht, die – Empfinden für die gänzliche Verderbtheit der unmittelbaren Zukunft.

Fußgänger, der – Beweglicher (und hörbarer) Teil einer Autostraße.

G

 

 

Gabel, die – Instrument; wird vor allem verwendet, um tote Tiere in den Mund zu befördern. Früher nahm man hierzu das Messer, und noch immer halten viele ehrenwerte Personen dafür, daß es dem anderen Instrument gegenüber vielerlei Vorzüge habe, doch verschmähen auch sie die Gabel nicht völlig, sondern nutzen sie, um das Messer zu beladen. Die Immunität dieser Personen gegen jähen und gräßlichen Tod ist einer der schlagendsten Beweise für Gottes Gnade gegenüber jenen, die Ihn hassen.

Gackern, v. – Die Geburt eines Eies feierlich begehen.

Galgen, der – Bühne zur Aufführung von Mirakelspielen, bei denen der Hauptdarsteller gen Himmel befördert wird. In unserem Lande ist der Galgen zuvörderst bemerkenswert ob der Anzahl von Personen, die ihm entgehen.

Gans, die – Vogel, der Federn zum Schreiben liefert. Vermöge eines okkulten Verfahrens der Natur sind diese Federn in unterschiedlichem Maße durchdrungen von der intellektuellen Kraft des Vogels und durchtränkt von seinem Gefühlsleben, so daß sie, wenn eine Person namens Autor sie in Tinte taucht und mechanisch über Papier zieht, eine gute und verläßliche Transkription der geflügelten Gedanken und Gefühle des verblichenen Tieres liefern. Der durch dieses einfallsreiche Verfahren entdeckte Unterschied zwischen Gänsen ist beträchtlich; manche besitzen, wie sich zeigt, nur triviale und bedeutungslose Gaben, andere hingegen erweisen sich als wahrlich große Gänse.

Gänse, die – Plural von Abstinenzlerin.

Gastfreundschaft, die – Tugend, die uns anhält, jene zu nähren und zu beherbergen, die dessen nicht bedürfen.

Gatte, der – Einer, dem nach dem Essen die Pflege des Geschirrs obliegt.

Gattentreue, die – Perverse Neigung zur eigenen Ehefrau.

Gebell, das – Der Gesang des Hundes.

Geburt, die – Erstes und ärgstes aller Übel. Über die Natur der Geburt herrscht keine Einmütigkeit. Castor und Pollux schlüpften aus einem Ei. Pallas entsprang einem Schädel. Galathea war zuvor ein Stein. Peresilis, ein Autor des 10. Jahrhunderts, behauptet, er sei aus dem Boden gesprossen, dort, wo ein Priester Weihwasser verspritzt hatte. Arimaxus entstammte bekanntlich einem Erdloch, in das der Blitz geschlagen hatte. Leukomedon war der Sohn einer Höhle im Berg Ätna, und ich habe mit eigenen Augen einen Mann aus einem Weinkeller kommen sehen.

Geburtshelfer, der – Des Teufels Zulieferer.

Geduld, die – Mindere Spielart der Verzweiflung, maskiert als Tugend.

Gefängnis, das – Drittklassige Pension für zeitweilig Geistesgestörte, deren Freunde es sich nicht leisten können, sie in einem vornehmen Etablissement unterzubringen.

Gefühl, das – Kränkelnder Halbbruder des Gedankens.

Gefühlsbewegung, die – Erniedrigende Krankheit infolge einer Unterordnung des Kopfes unter das Herz. Bisweilen begleitet von reichlichem Ausstoß hydrierten Sodiumchlorids aus den Augen.

Gegenwart, die – Jener Teil der Ewigkeit, der die Domäne der Enttäuschung vom Reich der Hoffnung trennt.

Gehirn, das – Vorrichtung, mit der wir denken, wir dächten. Das, was den Mann, der damit zufrieden ist, etwas zu sein, von jenem unterscheidet, der etwas tun will. Ein Mann großen Reichtums oder einer, der sich in eine hohe Stellung lanciert hat, besitzt gewöhnlich so viel Gehirn, daß es den Nachbarn den Hut vom Kopf hebt. In unserer Zivilisation und bei unserer republikanischen Regierungsform wird Gehirn so hoch geehrt, daß sein Besitzer mit der Befreiung von den Kümmernissen einer Amtsausübung belohnt wird.

Geistesschwäche, die – Form von göttlicher Inspiration oder heiligem Feuer; befällt gehässige Kritiker des vorliegenden Wörterbuchs.

Geistliche(r), der – Mann, der unsere geistlichen Angelegenheiten verwaltet, um seine weltlichen aufzubessern.

Geld, das – Segen, der nur Vorteile bringt, wenn wir uns seiner entäußern. Beweis für Kultur und Eintrittskarte zur feinen Gesellschaft. Tragbarer Besitz.

Gelegenheit, die – Günstige Möglichkeit, sich eine Enttäuschung anzueignen.

Gelegentlich, adj. – Was wir mehr oder minder oft erleiden.

Gelehrsamkeit, die – Staub, aus einem Buch in einen leeren Schädel geblasen.

Gemein, adj. – Die Qualität des Motivs eines Konkurrenten.

Gemeinde, die – Mitwirkende bei einem hypnotischen Experiment.

Gemeine(r), der – Militärischer Gentleman mit Marschallsstab im Tornister und Hemmschuhen an der Hoffnung.

Gemeinwesen, das – Verwaltungseinheit, die von einer nicht rechnerisch erfaßbaren Menge politischer Parasiten betrieben wird.