Die Winde reißen los,

weil Äolus sich legt in seiner Liebsten Schoß.

Auch wir sind Göttern gleich durch unsrer Liebe Gaben.

Da meint ein Ieder schon ein Himmelreich zu haben,

der fest und stete liebt, wenn die ihm, die er liebt,

ein treues Unterpfand der Gegenliebe giebt.

Das liebliche Geschlecht, das wir die Jungfern nennen,

was kan es nicht bei uns? Was kan man sonst wol kennen,

das einem Manne mehr die strengen Sinnen bricht

und macht sie ihme zahm? An diß Volk denkt man nicht

ohn' innerliche Lust. Ihr Name machet rege,

was in und an uns ist. Wär' einer noch so träge,

durch Lieben wird er frisch und krieget einen Mut.

Cupido ist fürwahr der Faulheit gar nicht gut.

Da kan ein Buhler nicht die Schönheit gnung beschreiben,

die an der Liebsten ist, muß manchen Tag vertreiben

mit ihrer Gaben Lob'. Er fängt von oben an

und rühmbt der Glieder Pracht, wie sehr er immer kan.

Des irdischen Gestirns, der liechten Augen Blicke

sein ihre große Kunst, damit sie ihm entzücke

der matten Sinnen Rest. Der glatten Stirnen Zier

ist Amors sein Magnet, der ihn stets rückt zu ihr.

Das Haar, das schöne Haar, sind ihre starke Binden,

damit sie ihm das Herz' und Geister kan umbwinden.

Die Wangen sind Beryll, die Lippen ein Rubin,

die ihn zu ihrer Gunst auch wider Willen ziehn.

Das Kinn ist Perlen voll, der Hals von Alabaster,

die Kehle Chrysolith, der Brust erhabnes Pflaster

der reinste Marmorstein, die Arme Helfenbein,

die Finger pures Gold, und was sonst mehr mag sein.

Er ist aus sich verzückt, er weiß nicht, was er saget,

bald ist er gutes Muts, bald hebt er an und klaget,

er heißt sie in der Angst wol gar die Zauberin,

die ihm durch scharfen Gift verlähme Kräft' und Sinn'.

Und es ist ohne nicht: die stärksten Kriegeshelden

kan zwingen eine Frau. Die wahren Schriften melden,

daß Alexandern nie entherzet eine Schlacht,

noch hat ihn doch ein Weib zu einer Frau gemacht:

Persepolis, die hat durch Thais brennen können.

Der Liebe zogen nach auch die Amazoninnen,

wie frei sie waren sonst. Achilles war nicht stark,

wenn seine Briseis ihm nahm aller Kräfte Mark.

Der Paris wurde blind durch Zierat einer Frauen,

er muste mehr auf Schön' als auf die Tugend schauen.

Ja auch die Götter selbst, wie mehrmals ist gesagt,

hat öfter Weiberlust aus ihrer Burg gejagt,

daß sie ihr giengen nach. Wer wolte denn nicht lieben?

Wo wir nur sehen hin, da werden wir getrieben

an dieses süße Werk. Wer will denn nun ein Stein,

ein Stiefkind der Natur, ein Sichselbsthasser sein?

Vergebens ist uns nicht die Leber einverleibet:

sie, sie ist unser Gott, der uns zum Lieben treibet.

Wer gar nicht lieben kan, der wisse, daß anstat

der Leber er faul Holz und einen Bofist hat.

Und ihr habt recht getan, ihr wolgepaarten Beide,

daß ihr das süße Joch der angenehmen Freude

wolt zeitlich gehen ein! Die gönstige Natur,

des Höchsten treue Magd, weist euch auf diese Spur,

und leitet euch hierzu. Der großen Ahnen Fälle

ersetzet sie durch euch, daß ihr an jener Stelle

solt andre pfropfen ein, die nachmals durch die Zeit

auch reisen, wie vor sie, durch frische Dapferkeit.

Ach solte, solte doch der werte Hugo sehen,

was ietzt noch sein Gemahl! O könt' es doch geschehen,

daß nun der selige Herr Wolf herwieder käm'

und dieses liebe Paar zu beiden Armen nähm'

und drückt' an seine Brust! Die große Freude machet,

daß itzt die fromme Frau, die Mutter, weinend lachet.

Sie trauet Kind und Freund, gibt ihrer Liebe Pfand

und schlägt mit eigner Faust durch die gepaarte Hand

und spricht: Es sei also! Die schönen Schwestern lachen,

die Brüder wündschen Glück an diesen hohen Sachen

euch, ihr Verliebten, euch. Wo ihr nur schauet hin,

da seht ihr auf euch zu beschenkte Wündsche ziehn.

Ists aber ietzo Zeit durch Heirat sich zu binden,

ietzt, da der tolle Mars uns dreuet vorn' und hinden,

ietzt, da das teutsche Volk ihm selbst die Degen wetzt

und sein rebellisch Schwert ihm an die Gurgel setzt?

Ihr wolt auch in den Krieg. Ach, wär' in jenem Kriegen

so leichte, wie in dem, das ungewisse Siegen,

wär' unsre Feindschaft nur nicht größer als bei euch,

so könt' ein Winken nur die Sache machen gleich.

Doch fahret immer fort, laßt Ander' ietzt sich schlagen!

Ihr kriegt mit guter Ruh', dürft euren Leib nicht wagen

in das verlogne Glück, in einen glatten Streit.

Der Streit, in dem ihr seid, ist lauter Einigkeit

mit Freundlichkeit vermählt. Man spricht auch sonst, im Maien

da sei es gar nicht gut zu stellen an ein Freien.

Nichts minder tut ihrs doch? Doch kümmert euch nicht drum!

Ich habe nachgesucht, ich finde nicht, warum.

Wir sein die Römer nicht, daß wir diß solten halten.

Wir richten uns nach uns. Was schaffen uns die Alten?

Es ist nicht balde wahr, was der und jener spricht:

gewisser Tage Wahl will Gott zum Freien nicht.

Ihr habt der besten Zeit der Zeiten wahr genommen,

der Lenz heißt euren Lenz der Jugend ietzt willkommen.

Diß alles, was ietzt liebt, das wündscht euch Heil zu dem,

was euch und ihme nun von Herzen angenehm.

Das Wind- und Wasservolk, die ausgeschlagnen Wälder,

der schöne Maienschein, die neubegrünten Felder

sind fröhlicher als vor. Die Flora gibt euch Lust,

Cytheris drucket schön eins an des andern Brust.

Die frischen Najaden, die Muldeinwohnerinnen,

die rufen: Glück, o Paar! Glück, Glück! so sehr sie künnen.

Das ganze Hartenstein erschallt von dem Geschrei

und jauchzet mitte drein: Glück zu, ihr Liebten zwei!

Glück zu, ihr Liebten zwei! schreit auch mein Phöbus mitte

und stellt sich bei euch ein. Er hat auf meine Bitte

diß Brautlied euch gemacht. Ietzt stimmts der werte Man

mit seiner Schwestern Schar für eurer Tafel an:

 

Halbgöttinne, Fräulein Braut,

der Kassandra müste weichen,

Helena nicht könte gleichen,

Rom noch Schöners nie geschaut,

zehnte bei der Musen Schar,

vierte Charis dieser Jahr',

 

Andre Venus! Sihstu nicht,

wie Cupido stetig winket,

wie das Liecht der Fackeln blinket,

wie der linde Zephyr bricht

Tulpen, Nelken, Rosmarin,

wirft sie auf den Tanzplatz hin?

 

Auf, o werte schöne Braut!

Auf, an Tanz ist Zeit zu gehen!

Siehstu schon den Liebsten stehen,

den dir Amor hat vertraut,

den dir hat in keuscher Brunst

zugetan des Himmels Gunst?

 

Wertes Paar, so tanzet nun,

liebt und küsset, küßt und liebet,

was ein Lieb dem andern giebet!

Gott, der wird das Seine tun,

daß euch Phöbus balde schau'

immer fruchtbar, langsam grau!

 

Und nun, nun ist es Nacht, der Renner ist entwichen,

der Alles liechte macht. Frau Luna kömpt geschlichen

und steckt ihr Silber auf, der schöne Nachtstern kömpt,

die angelegte Glut der blanken Sterne glimmt.

Hört auf, ihr gar ein Sinn, hört auf mit euren Tänzen,

ermüdet euch nicht gar! Die Lust könt ihr ergänzen

auf einen andern Tag. Ietzt seht, was Hymen dort

in jener Kammer zeigt! Geht, Liebte, geht nur fort

und gebet gute Nacht! Die Venus steht von ferne,

lacht eurer Wegerung. Cupido sähe gerne,

daß ihr nur machtet fort. Er trägt die Fackeln für

und wartet sehnlich auf vor jenes Zimmers Tür',

in dem ihr schlafen solt. Geht, geht, ihr herze Herzen,

vereinigt mehr den Sinn, beflammt die Liebeskerzen,

geht, geht zu eurer Rast, nach der ihr einigst steht,

und merket, wie es euch in dieser Ruh' ergeht!

 

An den Lustgarten zur Wechselburg

 

Bisher hat dich bestrahlt die allgemeine Sonne,

noch hastu Blumen bracht nach Herzens Lust und Wonne:

was wirstu förderhin für Blumen bringen mir,

wenn mein herzeigne Sonn' auch sein wird eigen dir?

 

An die Nacht

Ob du schon wickelst ein das halbe Rund der Erden

in dein berustes Tuch, du schwarze, finstre Nacht,

so mag ich doch von dir gar nicht bedunkelt werden,

dich nur ein Auge mir der Liebsten liechte macht.

 

Vom Amor

Der Bräutigamb redet.

 

Ist dennoch Amor blind? Es will mir schwerlich ein,

er mag wol sonsten Nichts als lauter Auge sein.

Vorgestern sah' ich ihn von hinden zu spazieren,

ich schlich ihm leise nach, vermeint', er merk' es nicht,

daß Iemand wär' umb hin, da zog der Bösewicht

den Bogen über Häupt und tät mein Herze rühren.

Wie? Ist denn Amor blind? Es will mir gar nicht ein,

er muß ja warlich Nichts als lauter Auge sein.

 

Wechselgedichte

Der Bräutigamb.

 

So viel dein langer Strom, du Fichtelbergerinne,

Inwohner Fische hat,

so viel mich früh' und spat

ergötze meine Braut, die schöne Menschgöttinne!

 

Die Braut.

 

So viel der dicke Wald, das grüne Haus der Tiere,

der Zweig' ietzt bringen mag,

so viel mich Nacht und Tag

mein allerliebstes Lieb in seinem Herzen führe!

 

So manches Federvolk durch freier Lüfte Gassen

bald hin, bald her sich schwingt

und Buhlerlieder singt,

so ofte mich mein Schatz doch möchte nur umbfassen!

 

Der Bräutigamb.

 

So manches Bienelein der bunten Auen Säfte

zu Stocke führt mit sich,

so ofte herze mich

mein herzes Herz und geb' hinfort mir neue Kräfte!

 

Die Nymphen.

 

O Glück! Ihr liebtes Paar, woran ihr euch wolt laben,

dasselbe woln auch wir,

dasselbe sollet ihr

und tausentmal noch mehr der Freude von uns haben.

 

 

3. Auf eine Hochzeit

Was kan und soll ich euch zu diesem neuen Leben,

das ihr mit aller Treu' itzt wollet wol anheben,

vor ein Geschenke tun, das Gott und euch und mir

recht angenähme sei? Mir ist nichts übrig hier

als ein beherzter Wundsch, den Gott für allen Gaben,

für allen Reichtümern ihm will geschenket haben,

und ihr seid auch vergnügt. Gott helfe, daß der Bund,

den ihr, ihr liebes Paar, durch Wundsch, durch Hand, durch Mund

bekräftigt und vollbracht, euch ewig möge nützen,

ein Schild für Unfall sein, für allem Übel schützen,

das sonst den Einsamen zu Handen stoßen pflegt

und sie zu vieler Angst und Kümmernüß bewegt!

Lebt frisch, lebt fruchtbarlich, lebt selig, wie ihr lebet!

Diß ist mein höchster Wundsch, den ihr euch selbsten gebet.

 

 

4. Auf Herrn Christof Bierauens mit Jungfrau Elisabeth Stangens Hochzeit

Die Sonne wolte gleich ietzt aus den Fischen schreiten,

der Himmel stund erstarrt, die weißen Wolken speiten

die dürre Flut, den Schnee; die Erde war ganz greis

und runzlicht an der Haut; die Fluten hatten Eis,

die Felder Flocken um; zur Zeit, wenn Mars nicht kriegen,

wie er gern wolte, kan, muß in Quartieren liegen,

da ihm denn auch ist wol. – Wiewol man itzt gewohnt,

daß man bei Winters auch des Feindes nicht verschont,

wie das mein Teutsches Land gelernet hat von Norden,

der kriegerischen Welt. Wir sind Soldaten worden

und gehn den Ahnen gleich. So lange kriegen wir

und kriegen minder doch als so viel nichts dafür,

verkriegen Gut und Geist. – Nun, eben dieser Tage

begab sichs, daß Gott Mars auch in der Ruhe lage,

sein Hauptquartier war hier. Frau Venus, wie man weiß,

pflegt nicht fern' ab zu sein.