Ich sehe schon kommen, daß er selbst über ein ähnliches Project nachdenken wird…. es mag noch hingehen, dem Staate das Capital zu verschreiben, aber die Rente davon müßten wir mindestens für uns behalten!

– Sieh da, Du bist ja, ohne davon eine Ahnung zu haben, ein geborner Capitalist! erwiderte Marcel. Dennoch sagt mir ein gewisses Etwas, mein armer Octave, daß es für Dich besser gewesen wäre – wenn nicht auch für Deinen Vater, der doch klaren Kopf und Sinn hat – daß diese ungeheure Erbschaft sich auf bescheidenere Dimensionen beschränkte. Ich sähe es weit lieber, Du hättest mit Deiner braven kleinen Schwester eine Rente von fünfundzwanzigtausend Pfund zu verzehren, als diesen Berg von Gold!« Er ging wieder an seine Arbeit.

Auch Octave war es unmöglich, ganz müßig zu bleiben, und er wanderte deshalb so hastig im Zimmer auf und ab, daß sein Freund endlich ungeduldig wurde.

»Du würdest besser thun, in die Luft zu gehen, sagte er, heute Abend bist Du doch für alles Andere untauglich.

– Du hast recht!« antwortete Octave, der mit Freuden diese halbe Erlaubniß ergriff, jeder Art von Arbeit zu entschlüpfen.

Schnell griff er nach dem Hute, eilte die Treppen hinab und befand sich auf der Straße. Nach kaum zehn Schritten machte er schon wieder unter einem Gascandelaber Halt, um den Brief seines Vaters noch einmal zu durchlesen. Er fühlte das Bedürfniß, sich zu überzeugen, daß er wirklich wach sei.

»Eine halbe Milliarde!…. Eine halbe Milliarde….

wiederholte er sich immer. Das giebt mindestens fünfundzwanzig Millionen Rente…. Wenn mir mein Vater jährlich nur eine zum Unterhalte gewährt, nur eine halbe, nur eine viertel davon, so wäre ich ja glücklich. Mit Geld läßt sich gar viel anfangen! Gewiß würde ich es weise anwenden. Ich bin doch kein Dummkopf, nicht wahr?…. Man hat ja in der Ecôle centrale Aufnahme gefunden!…. Dazu besitze ich auch einen Titel!…. Ich werde ihm keine Schande machen!«

Im Vorbeigehen sah er sich in den Spiegelscheiben eines Ladens.

»Ich werde ein Hôtel haben und Pferde!…. Marcel natürlich ganz wie ich. Von dem Augenblicke an, wo ich reich bin, ist es ganz dasselbe, als ob er es wäre. Das versteht sich von selbst!…. Eine halbe Milliarde!…. Baronet!…. Es ist drollig; jetzt, da es gekommen ist, scheint es mir, als hätte ich schon darauf gewartet. Eine innere Stimme sagte mir, daß ich nicht dazu auserlesen sei, ewig über Büchern zu brüten und Gleichungen zu enträthseln!…. Doch wie dem auch sei, es ist doch ein schöner Traum!«

Octave wanderte mit derlei Gedanken im Kopfe längs der Arkaden der Rivoli-Straße hin. Er kam nach den Elysäischen Feldern, bog um die Ecke der Rue Royale und gelangte nach dem Boulevard.