Wie ein Reisender, der vorn auf einem Schiffe steht, wenn er den Hafen, in den er einzulaufen gedachte, plötzlich sich weiter zurückziehen sieht, so trat ihm doch die Möglichkeit vor Augen, daß jenes große Vermögen, welches ihm schon so sicher war, daß er im voraus darüber verfügt hatte, sich gar noch verflüchtigen und ihm noch entschwinden könnte.
»Ja, was ist dann zu thun? fragte er den Sollicitor.
– Was?…. Hm!…« Das war freilich schwer zu sagen. Noch schwieriger, es auszuführen. Immerhin konnte sich ja noch Alles nach Wunsch ordnen lassen. Er, Sharp, hegte wenigstens diese Ansicht. Die englische Justiz war ja ausgezeichnet –
vielleicht etwas langsam, das gestand er zu – ja sicher etwas langsam, pede claudo…. hm!…. hm!…. aber dafür desto zuverlässiger. Es könnte ja gar nicht fehlen, daß Doctor Sarrasin nach Verlauf einiger Jahre in Besitz jenes Nachlasses kam, vorausgesetzt…. hm!…. hm!…. daß seine Ansprüche wirklich rechtlich begründet wären!….
Der Doctor verließ das Cabinet in Southampton row mit sehr stark erschüttertem Vertrauen und überzeugt, daß er entweder auf eine ganze Serie endloser Processe eingehen oder auf seinen schönen Traum verzichten müsse. Wenn er freilich an sein herrliches Project dachte, so konnte er sich doch einigen Bedauerns nicht erwehren.
Inzwischen bestellte Mr. Sharp den Professor Schultze, der ihm seine Adresse hinterlassen hatte, wieder zu sich. Er theilte diesem mit, daß Doctor Sarrasin niemals habe von einer gewissen Therese Langevol reden hören, daß er ausdrücklich die Existenz eines deutschen Zweiges seiner Familie leugne und jede Vereinbarung ablehne. Es blieb also dem Professor, wenn er sein Recht für begründet halte, nichts übrig als zu
»klagen«. Er stehe zwar der Sache ganz ohne eigenes Interesse, mehr als Liebhaber gegenüber und habe gewiß nicht die Absicht, ihn zu irgendwelchen Maßregeln zu überreden. Was könne anderseits ein Sollicitor wünschen, als einen Proceß oder lieber zehn Processe dreißig Jahre hindurch, wie sie diese Nachlaßregelung mit sich zu führen scheine? Er, Sharp, hätte ja alle Ursache, sich darüber zu freuen. Wenn er nicht fürchtete, Professor Schultze einen von ihm verdächtig aussehenden Vorschlag zu machen, könnte er seine Uninteressirtheit wohl so weit treiben, dem Herrn selbst einen seiner Collegen vorzuschlagen, dem er seine Vertretung übertragen könnte….
und gewiß, auf die Wahl eines solchen käme jetzt sehr viel an.
Die Carrière des Juristen sei zur wahrhaften Landstraße geworden!…. Abenteurer und Langfinger wandelten diese in Menge!…. Er gestand das ein mit Schamröthe auf der Stirne!….
»Wenn der französische Doctor einen Vergleich eingehen wollte, was würde das kosten?« fragte der Professor.
Ihn, als Gelehrten, konnten jene Worte Sharp’s nicht verblüffen! Als praktischer Mann ging er gerade auf sein letztes Ziel los, um unterwegs keine kostbare Zeit zu verlieren.
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