Sharp zu schaffen haben? fragte er sich selbst. Sollte ich mich unbewußter Weise vergangen haben?…. Sind Sie sicher, daß diese Karte mir gilt?

– O, yes, Monsion.

– Gut, lassen Sie den Herrn eintreten.«

Der Ceremonienmeister öffnete die Thüre einem noch jungen Manne, den der Doctor auf den ersten Blick als Angehörigen der großen Familie der, Todtenköpfe« erkannte. Seine dünnen, oder vielmehr vertrockneten Lippen, die langen weißen Zähne, die unter der pergamentartig durchschimmernden Haut fast offen liegenden Schläfengruben, der mumienhafte Teint und die kleinen Augen mit ihrem wahrhaft stechenden Blicke versetzten ihn unzweifelhaft in die Classe jener, uns immer etwas abstoßenden Erscheinungen. Sein Skelet verbarg sich von den Fersen bis zum Hinterhaupte unter einem großcarrirten Ueberrock und in der Hand trug er eine Reisetasche von lackirtem Leder.

Diese Person trat in’s Zimmer, grüßte flüchtig, legte Reisetasche und Hut ab, setzte sich, ohne eine Aufforderung dazu abzuwarten, und sagte:

»William Henry Sharp junior, Associé des Hauses Billows, Green, Sharp & Comp…. Ich habe doch die Ehre, Herrn Doctor Sarrasin….

– Gewiß, mein Herr.

– François Sarrasin.

– Das ist mein Name.

– Aus Douai?

– Mein gewöhnlicher Aufenthaltsort.

– Ihr Vater hieß Isidore Sarrasin?

– Ganz richtig.

– Wir gehen also davon aus, daß er Isidore Sarrasin hieß.«

Mr. Sharp zog ein Notizbuch aus der Tasche und fuhr fort:

»Isidore Sarrasin, gestorben zu Paris im Jahre 1857, 6.

Arrondissement, Rue Taranne Nr. 54, Hôtel des Ecoles, jetzt abgebrochen.

– Alles in Ordnung, bestätigte der Doctor mit wachsendem Erstaunen. Würden Sie mir nun erklären….

– Seine Mutter hieß Julie Langevol, fuhr Mr. Sharp unbeirrt fort. Sie stammte aus Bar-le-Duc, war eine Tochter von Benedikt Langevol, wohnhaft in der Sackgasse Loriol, gestorben 1812, wie aus den amtlichen Registern genannter Stadt hervorgeht – diese Register sind eine höchst schätzbare Einrichtung, mein Herr, eine ungemein unschätzbare – Hm!….

Hm!…. und Schwester von Jean Jacques Langevol, Tambour-Major des 36. leichten….

– Ich gestehe Ihnen, fiel hier der über diese umfassende Kenntniß seiner Genealogie verwunderte Doctor ein, daß Sie über verschiedene Punkte besser unterrichtet scheinen, als ich es selbst bin. Wirklich lautete meiner Großmutter Familienname Langevol, das ist aber auch Alles, was ich von ihr weiß.

– Sie verließ Bar-le-Duc im Jahre 1807 mit Ihrem Großvater Jean Sarrasin, den sie schon 1799 geheiratet hatte. Beide wandten sich zur Etablirung eines Klempnergeschäftes nach Melun und verblieben dort bis 1811, in welchem Jahre Julie Langevol, verehelichte Sarrasin, mit Tod abging. Ihrer Ehe entstammte nur ein einziges Kind, Isidore Sarrasin, Ihr Vater, mein Herr.