Sie müssen ein großer Trost für Ihre Schwester sein, mein Herr.«
»Ich hoffe es, Madam.«
»Und was halten Sie von Miß Morlands Kleid, mein Herr?«
»Es ist sehr reizend, Madam«, erwiderte er nach ernsthafter Prüfung. »Aber ich glaube, es wird sich nicht gut waschen lassen. Ich fürchte, es läuft ein.«
»Wie können Sie nur . . .«, lachte Catherine. Und beinahe hätte sie »seltsam sein« gesagt.
»Ich bin ganz Ihrer Meinung«, sagte Mrs. Allen, »ich warnte Miß Morland schon beim Einkauf.«
»Aber Musselin läßt sich immer noch auf irgendeine andere Weise verwenden. Miß Morland wird noch genug für ein Taschentuch, ein Häubchen oder einen Umhang übrigbehalten. Man kann eigentlich nie behaupten, daß Musselin vergeudet wäre. Das habe ich meine Schwester wohl vierzigmal sagen hören, wenn sie zu verschwenderisch war und mehr als die benötigte Menge eingekauft oder achtlos verschnitten hatte.«
»Bath ist ein reizender Ort, mein Herr. Es gibt hier so viele gute Geschäfte. Auf dem Lande sind wir traurig dran; nicht daß wir in Salisbury keine guten Geschäfte hätten, aber es ist so entfernt. Acht Meilen ist ein weiter Weg. Mr. Allen meint sogar, es wären neun, genau gemessen neun. Aber ich bin überzeugt, daß es nur acht sind. Und es ist so anstrengend, ich komme immer todmüde heim. Hier dagegen braucht man nur vor die Tür zu treten und hat in fünf Minuten alles eingekauft.«
Mr. Tilney war höflich genug, um Teilnahme an allem Vorgebrachten zu heucheln, und sie hielt ihn bei dem Musselinthema bis zum nächsten Tanz. Der Unterhaltung lauschend, fürchtete Catherine, er widme sich zu eingehend den Schwächen seiner Mitmenschen. »Worüber denken Sie so ernsthaft nach?« fragte er, als sie in den Ballsaal zurückkehrten. »Doch hoffentlich nicht über Ihren Tänzer, denn nach Ihrem Kopfschütteln zu urteilen, sind die Gedanken nicht sehr erfreulich.« Catherine erwiderte errötend: »Ich dachte eigentlich an nichts Besonderes.«
»Das ist gewiß sehr tiefsinnig; aber es wäre hübscher, gleich zu sagen, daß Sie es mir nicht gestehen wollen.«
»Also gut, ich will nicht.«
»Schönen Dank! Wir werden uns bald gut kennen, denn jetzt darf ich Sie deswegen bei jedem Zusammentreffen necken, und nichts fördert eine Freundschaft mehr.«
Sie tanzten wieder, und als man sich nach beendetem Ball trennte, bestand wenigstens auf Seiten der Dame Neigung, die Bekanntschaft fortzusetzen. Ob sie, ihren warmen Wein mit Wasser trinkend und sich auskleidend, soviel an ihn dachte, daß et bis in ihre Träume folgte, ist nicht sicher festzustellen. Jedenfalls hoffe ich aber, daß es nur im Einschlummern oder im morgendlichen Hindämmern geschah; denn wenn eine junge Dame nach dem Ausspruch eines berühmten Schriftstellers nicht berechtigt ist, sich zu verlieben, ehe der junge Mann seine Liebe erklärt hat, so muß es ebenso unpassend sein, von einem Herrn zu träumen, ehe es nicht ganz gewiß feststeht, daß dieser von ihr geträumt hat. Wie schicklich Mr. Tilney als Träumer oder auch als Liebhaber sein mochte, kam Mr. Allen vielleicht gar nicht in den Sinn; aber daß gegen ihn als alltägliche Bekanntschaft für seinen Schützling nichts einzuwenden war, erfuhr er auf seine Erkundigungen hin bald; denn er hatte sich gleich zu Beginn des Abends zu erfahren bemüht, wer Catherines Tänzer sei. Es hieß, Mr. Tilney sei Geistlicher und stamme aus einer wohlachtbaren Familie in Gloucestershire.

 

Viertes Kapitel

Eifriger als sonst eilte Catherine am nächsten Morgen zur Brunnenhalle. Sie war ganz sicher, Mr.