Tilney noch im Laufe des Vormittags zu begegnen, und bereit, ihn mit einem Lächeln zu empfangen. Aber es bedurfte keines Lächelns. Mr. Tilney erschien nicht. Jedes Lebewesen in Bath war während der Promenadenstunden am Brunnen zu treffen, nur er nicht. Eine Unzahl Menschen ging jeden Augenblick aus und ein, die Treppen hinauf und hinunter, Menschen, um die sich niemand kümmerte, die niemand erwartete - nur er war nicht dabei. »Wie reizend doch Bath ist!« sagte Mrs. Allen, sich in der Nähe der großen Uhr niederlassend, nachdem man die Halle bis zur Ermüdung hinauf-und hinabgebummelt war, »und wie schön es erst wäre, wenn wir hier Bekannte hätten!«

Dieser Wunsch war nun schon so oft vergebens geäußert worden, daß Mrs. Allen keinen triftigen Grund zu der Hoffnung hatte, es möchte sich noch einmal zu ihren Gunsten ändern; aber es heißt bekanntlich, man soll an der Erfüllung eines Wunsches niemals verzweifeln, da unerschütterliche Ausdauer schließlich doch zum Ziele führt. Und die unerschütterliche Ausdauer, mit der sie sich jeden Tag das gleiche gewünscht hatte, fand endlich ihre gerechte Belohnung; denn sie saßen noch kaum zehn Minuten, als eine fast gleichaltrige, neben ihr sitzende Dame, sie nach aufmerksamer Betrachtung freundlich ansprach: »Ich glaube mich nicht zu irren, Madam. Es ist zwar lange her, seit ich das Vergnügen hatte, Sie kennenzulernen - aber heißen Sie nicht Mrs. Allen?« Auf die bereitwillige Antwort nannte die Fremde ihren Namen: Mrs. Thorpe. Mrs. Allen erkannte unverzüglich die Züge ihrer früheren Schulkameradin und Busenfreundin, die sie seit ihrer beider Heirat nur noch einmal wiedergesehen hatte, und das lag viele Jahre zurück. Beider Freude über diese Begegnung war groß, da sie während der letzten fünfzehn Jahre nichts voneinander gehört hatten. Man tauschte Komplimente über das gute Aussehen; und nachdem man festgestellt hatte, wie schnell die Jahre seit dem letzten Beisammensein verflogen waren, wie wenig man eine Begegnung in Bath erwartet hatte und welche Freude es sei, einer alten Freundin wieder zu begegnen, fragten sie nach ihren beiderseitigen Familien, Schwestern und Basen. Sie sprachen beide gleichzeitig, und jede gab viel lieber Auskunft, als zuzuhören, so daß die eine nur sehr wenig von den Worten der anderen verstand. Mrs. Thorpe hatte jedoch einen großen Vorteil vor Mrs. Allen, da sie eine ganze Reihe Kinder besaß. Und als sie sich über die Begabung ihrer Söhne und die Schönheit ihrer Töchter verbreitete, als sie von ihren verschiedenen Stellungen berichtete - über John in Oxford und Edward bei einem Tuchgroßhändler, und daß William zur See fahre und einer bei seinen Vorgesetzten beliebter sei als der andere -, da hatte Mrs. Allen nichts dagegenzusetzen und keine ähnlichen Triumphe dem unwilligen und ungläubigen Ohr ihrer Freundin aufzuzwingen. Sie war dazu verurteilt, mit freundlichem Lächeln vorzugehen, als lausche sie aufmerksam den Ergüssen der stolzen Mutter. Aber sie tröstete sich derweilen mit der Entdeckung, daß die Spitze auf Mrs. Thorpes Umhang nicht annähernd so hübsch wie ihre eigene war.

»Hier kommen meine lieben Töchter«, rief Mrs. Thorpe und wies auf drei hübsche Mädchen, die sich Arm in Arm näherten. »Meine liebe Mrs. Allen, ich brenne darauf, sie Ihnen vorzustellen. Alle drei werden entzückt sein, Sie kennenzulernen.