Lederstrumpf 04 - Die Ansiedler
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Inhalt
Lederstrumpf 4 Die Ansiedler
von James F. Cooper
Übersicht
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Elftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Dreizehntes Kapitel
Vierzehntes Kapitel
Fünfzehntes Kapitel
Sechzehntes Kapitel
Siebzehntes Kapitel
Achtzehntes Kapitel
Neunzehntes Kapitel
Übersicht
Originaltitel: The Leatherstocking Tales
Die Lederstrumpf-Erzählungen von James F. Cooper:
Der Wildtöter (The deerslayer 1841)
Der letzte Mohikaner (The last of the Mohicans 1826)
Der Padfinder (The pathfinder 1840)
Die Ansiedler (The pioneers 1823)
Die Prärie (The prairie 1827)
Erstes Kapitel
An einem hellen, kalten Dezembertag im Jahre 1793, ein Jahrzehnt nach der Erklärung der Unabhängigkeit Amerikas, fuhr ein Schlitten im gebirgigen Teil des Staates New York langsam einen Bergabhang hinauf. Das Wetter war für diese Jahreszeit ausnehmend schön; nur wenige Wolken schwammen im reinen Blau des Himmels. Der tiefverschneite Weg wand sich um eine Felsenspitze und war an einer Seite durch übereinandergeschichtete Baumstämme eingefaßt. Die Fahrbahn war zum Teil in den Felsen gehauen und gerade breit genug für einen Schlitten. In der Luft lag ein Glanz, als wäre sie aus unzähligen leuchtenden Teilchen zusammengesetzt. Die edlen Pferde vor dem Schlitten schienen wie mit einer Eisdecke überzogen, denn der Winter in dieser gebirgigen Gegend war streng.
Der Schlitten wurde von einem jungen Neger gelenkt, dessen glänzendschwarzes Gesicht durch die scharfe Luft fleckig schien. Seine großen leuchtenden Augen tränten in der Kälte, aber er war fröhlicher Laune, denn das Ziel war bald erreicht, und außerdem stand das Weihnachtsfest vor der Tür.
Zwei Reisende saßen im Schlitten: ein Mann in mittleren Jahren und ein junges Mädchen. Von ihren Gestalten war wenig zu erkennen, da sie gegen die Kälte völlig eingehüllt waren. Beide schwiegen, während der Schlitten durch den Hochwald glitt, in dem es allmählich zu dämmern begann. Auf der einen Seite hatte man zwischen den hohen Stämmen der Fichten eine weite Aussicht in das tief gelegene Tal. Die Wipfel der Bäume wölbten sich wie ein Dach über die blendendweiße Schneedecke. Plötzlich tönte durch die Stille ein lautes, anhaltendes Gebell. Der Mann fuhr auf und rief dem Schwarzen zu:
»Halt an, Aggy, ich höre den alten Hektor bellen. Gewiß hat Lederstrumpf den schönen Tag zur Jagd benutzt, und seine Hunde sind jetzt hinter dem Wild her. Anscheinend ist es ein Hirsch. Paß auf, Elisabeth, das gibt einen herrlichen Braten zum Weihnachtsfest.«
Der Schwarze hielt seine Pferde mit freundlichem Grinsen an und rieb sich die erstarrten Hände. Marmaduke Temple, so hieß der Reisende, warf seinen Mantel ab und sprang auf einen Schneehaufen am Weg. Er zog eine doppelläufige Vogelflinte unter einer Menge von Kisten und Bandschachteln hervor, prüfte Schloß und Ladung des Gewehrs und wollte sich eben umsehen, als ein schöner Hirsch in Flintenschußweite vorüberhetzte. Herr Temple legte die Flinte sofort an und drückte los, aber das Tier jagte anscheinend unverletzt weiter. Er schoß zum zweitenmal, aber wieder ohne jede Wirkung.
Diese Szene hatte sich mit unglaublicher Schnelligkeit abgespielt. Eben setzte der geängstigte Hirsch wieder über den Weg, und Elisabeths Augen verfolgten ihn immer mit Freude, da hörte man einen dumpfen, matten Knall, verschieden von dem starken, vollen Ton der Flinte ihres Vaters. Der Hirsch sprang im Schnee hoch in die Luft, ein zweiter Schuß fiel, worauf das Tier tot zu Boden stürzte. Gleich darauf traten zwei Männer hinter den Fichtenstämmen hervor.
»Natty, hätte ich gewußt, daß du auf dem Anstand warst, hätte ich nicht gefeuert«, rief der Reisende, auf das tote Tier zugehend. »Ich weiß nicht einmal, ob einer meiner Schüsse den Hirsch getroffen hat!«
»Nein, Richter!« erwiderte der Jäger. »Sie brannten Ihr Pulver nur ab, um die Nase an diesem kalten Tag etwas zu erwärmen. Glauben Sie denn wirklich, einen Hirsch in vollem Lauf, dem Hektor auf den Fersen folgt, mit Ihrer Vogelflinte erlegen zu können? Wenn Sie auf einen Hirsch oder einen Bären ausgehen, Richter, dann müssen Sie eine Flinte mit langem Lauf und ein Stück gefettetes Leder zum Pfropfen nehmen, sonst vergeuden Sie zuviel Pulver.«
Bei diesen Worten strich er sich mit der flachen Hand über das Gesicht und bedeckte seinen Mund, um das Lachen zu verbergen.
»Die Flinte reichte weit genug, Natty«, sagte Temple gutmütig, »und hat auch früher schon einen Hirsch getroffen. Der eine Lauf war mit Rehposten geladen, der andere freilich nur für Vögel. Hier sind zwei Schüsse, einer am Hals und der zweite gerade durch das Herz.
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