- Long verwendete vierzehn Tage darauf, die Ursache der Ansteckung herauszufinden. Festgestellt wurde der Krankheitserreger schließlich in der Unterwäsche. Auch der Diener des Richters war angesteckt worden. Die Hauswäsche hatte immer eine Waschanstalt besorgt.
So lag der eine Fall. Der Tod des Staatsanwalts erregte mehr Aufsehen. Purley Crewe, King's Counsel und Hauptanwalt des Schatzamtes, war Ankläger in der Shelton-Sache gewesen. In der Woche, als Shelton gehängt wurde, wollte Crewe an einer Jagd teilnehmen. Er übernachtete in Norwich und verließ die Stadt um neun Uhr, um sich zum Treffpunkt zu begeben. Er war ein ausgezeichneter Fahrer und kannte die Straße auswendig. Da über den Niederungen Nebel lag, hupte er ausgiebig. An höher gelegenen Stellen war die Sicht gut. Vor dem Ort Eveleigh Hollow fällt die Landstraße steil ab, steigt aber gleich wieder stark an, doch ist sie vollkommen gerade. Crewe erreichte die abschüssige Stelle, und da er jenseits der dicht verhängten Senke die Straße wieder aufsteigen sah, fuhr er, ständig hupend, im Fünfundfünfzigmeilentempo in den undurchdringlichen Nebelkessel hinein. Auf der Talsohle aber stand eine Straßenwalze quer über die Straße. Crewe starb noch in der gleichen Nacht im Norwich-County-Hospital. Das Merkwürdige an der Sache war, daß zehn Minuten vorher ein Bauer die Niederung durchschritten und die Walze, die tags zuvor zu Straßenausbesserungen benützt worden war, gesehen hatte. Sie stand zu dieser Zeit links der Landstraße auf abschüssigem Boden. Den Eindrücken der Walze konnte man leicht folgen, aber trotz des weichen Bodens entdeckte man keine anderen Fußspuren als die des Straßenarbeiters, der die Maschine bedient hatte. Das Gericht nahm Tod durch Unglücksfall an.
Der dritte Fall war womöglich der sensationellste. Der Henker, der das Urteil an Shelton vollstreckt hatte, William Wallis, Gehilfe des Staatshenkers, betätigte sich normalerweise als Schuster. Er besaß einen Kellerladen außerhalb Oldhams und trank des öfteren mehr, als ihm gut tat. Sonst aber war Wallis ein achtbarer Bürger und ein Gewohnheitsmensch. Zweimal in der Woche besuchte er das Vergnügungsviertel der Stadt und ging meist ohne Begleitung nach Hause. Er wohnte mit seiner kränklichen Mutter zusammen. Als er am Weihnachtsabend, im Jahr von Sheltons Tod, von einem seiner Stadtausflüge heimkehrte, traf er auf dem Wege seinen Kumpan, den Maschinenarbeiter Herbert Starr.
Das gemeinsame Interesse der beiden galt dem Hunderennsport. Sie kehrten in einem Wirtshaus ein und tranken noch einige Gläser, bevor sie den Heimweg antraten. Es schneite heftig, und sie mußten noch über eine Meile gehen. Früh am nächsten Morgen ritt der Wachtmeister Bently von der Lancashire Landpolizei auf dem einsamen Wegstück, das von Oldham zum Dorf führt, wo Wallis und sein Freund wohnten. Er kam an zwei Schneehaufen vorbei, die merkwürdige Formen aufwiesen. Er stieg vom Pferd, untersuchte die Schneehaufen -zuerst fand er Starr, dann den Henker.
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