10, 32. von der rechten Bekenntnüß unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi, worauf die ganze Gemeine zum Nachtmahl ging. Doch gegen den Abend desselbigen Tages, als ich mit meinem Töchterlein zur Sehe gespatziret war, sahen wir umb den Ruden viele hundert Masten von großen und kleinen Schiffen, höreten auch ein merklich Schießen und judicirten alsbald daß es der großmächtigste König Gustavus Adolphus sein möchte, so nunmehro, wie er versprochen, der armen bedrängeten Christenheit zur Hülf käme. Im währenden Judiciren aber segelte ein Boot von der Oie7 heran, worinnen Käthe Berowsche ihr Sohn saß, so dorten ein Bauer ist und seine alte Mutter heimbsuchen wollte. Selbiger verzählete, daß es würklich der König wär, so diesen Morgen von Rügen mit seiner Flotten den Ruden angelaufen, allwo ein Paar Oier Leut gefischet und gesehen, daß er alsofort mit seinen Officirers an das Land gestiegen, und alldort mit geblössetem Haupt auf seine Knie gefallen sei.8

Ach du gerechter Gott, da hatte ich unwürdiger Knecht am lieben Abend noch eine größere Jubelfreude, denn am lieben Morgen, und kann man leichtlich bei sich selbsten abnehmen daß ich nicht angestanden, mit meim Töchterlein alsofort auch auf meine Kniee zu fallen, und es dem König nachzuthun. Und weiß Gott, ich hab in meinem Leben nicht so brünstig gebetet denn diesen Abend wo der Herr uns ein sollich Wunderzeichen fürstellete, daß der Retter seiner armen Christenheit gerade anlagen mußte an dem Tag, wo sie ihn aller Orten umb seine Gnad und Hülfe für des Pabstes und Teufels Mord und List auf ihren Knien angeschrieen hatte. Konnte auch die Nacht darauf für Freuden nicht schlafen, besondern ging schon zur frühen Morgenzeit nach der Damerow, wo Vithen seinem Jungen etwas angekommen war. Gläubete schon es würd auch Zauberei sein, aber es war dieses Mal keine Zauberei, angesehen der Junge in der Heiden etwas Schlimmes gefressen hatte. Was es für Beeren gewest, kunnte er nit mehr sagen, doch zog das Malum so ihm das Fell ganz roth wie Scharlach gemachet, alsbald fürüber. Als ich darumb bald hernacher den Heimweg antrate, begegnete ich einem Boten von Peenemünde so Ihro Majestät der großmächtigste König Gustavus Adolphus an den Amtshaubtmann gesendet, daß er ihme am 29 Juny um 10 Uhren Morgens sölle drei Wegweiser bei Coserow gestellen, um Sr. Majestät durch die Wälder nach der Swine zu geleiten, allwo die Kaiserlichen sich verschanzet hatten. Item verzählete er, daß Ihro Majestät schon gestern die Schanze zu Peenemünde eingenommen (was wohl das Schießen bedeutet, so wir den Abend zuvor gehöret) und hätten die Kaiserlichen gleich Allens verlaufen, und die rechten Buschreuter gespielet. Denn nachdeme sie ihr Lager in Brand gestecket, wären sie zu Busch gesprungen umb zum Theil nacher Wolgast, zum Theil nach der Swine zu entkommen.

Alsobald beschloß nun in meiner Freud Sr. Majestät so ich mit des Allmächtigen Gotts Hülf sehen sollte ein Carmen gratulatorium9 zu fabriciren, welches mein Töchterlein ihme überreichen könnte.

Thät ihr alsogleich nach meiner Heimbkunft den Fürschlag, und fiele sie für Freuden mir davor umb den Hals, und fing alsdann an in der Stuben umbherzutanzen. Doch als sie sich ein wenig besunnen, meinete sie, daß ihr Kleid nicht gut genug wäre, umb Sr. Majestät darinnen aufzuwarten und möchte ich ihr noch ein blau seidin Kleid mit gelbem Schurzfleck kaufen, da dieses die schwedische Colör sei, und Sr. Majestät ohne Zweifel baß gefallen würd. Wollte aber lange nicht daran, anerwogen ich solch hoffärtig Wesen haßete, aber sie tribulirete so lange mit ihren guten Worten und Küßleins, daß ich alter Narre ja sagete und meinem Ackersknecht befahl, noch heute mit ihr nach Wolgast zu fahren umb sich den Zeug zu kauffen. Achte darumb, daß der gerechte Gott, so den Hoffärtigen widerstehet, und den Demüthigen Gnade giebt, mich von wegen solcher Hoffart mit Recht gestrafet. Denn ich hatte selbsten eine sündliche Freude, als sie mit zwo Weibern, so ihr sollten nähen helfen, zurücke kam, und mir den Zeug fürlegete. Des andern Tages hub auch alsogleich das Nähen mit der Sonnen an, in Währendem ich mein Carmen fabricirete. War aber noch nit weit gelanget, als der junge Edelmann Rüdiger von Nienkerken vorgeritten kam, umb sich zu erkundigen, wie er sagte, ob Se. Majestät in Wahrheit über Coserow marschiren würd. Und als ich ihm hievon gesaget, was ich wußte, item unser Fürhaben mitgetheilet, lobete er solches gar sehr, und instruirete mein Töchterlein (die ihn heute freundlicher ansah, als mir recht war.) wie die Schweden das lateinisch sprächen als ratscho pro ratio, üt pro ut, schis, pro scis, etc. damit sie Sr. Majestät nit die Antwort schuldig blieb. Und hätte er sowohl in Wittenberge als in Griepswalde viel mit Schweden conversiret, wöllten dahero, so es ihr geliebte ein klein colloquium anstellen, und wölle er den König machen.

Hierauf setzte er sich vor sie auf die Bank, und hatten sie beide alsogleich ihr Geschwätze, was mich fast heftig verdroß, insonderheit als ich sahe, daß sie die Nadel wenig rührete, aber sage, Lieber, was kunnte ich dabei thun? – Ging also meiner Straßen und ließ sie schwätzen bis gegen den Mittag, wo der Junker endlich sich wieder aufmachete. Doch versprach eram Dienstag, wenn der König käm, sich auch einzustellen, gläube auch, daß die ganze Insel alsdann wohl bei Coserow zusammen laufen würde. Als er fort war, und mir die vena poetica10 wie leicht zu erachten, noch verstopfet war, ließ ich meinen Wagen anspannen und fuhre im ganzen Kapsel umbher, in allen Dörfern das Volk vermahnende, daß sie am Dienstag umb 9 Uhren an dem Hühnenstein vor Coserow wären, und sollten sie alle niederfallen auf ihre Kniee, wenn sie sähen, daß der König käm, und ich auf meine Knie fallen würd, item gleich einstimmen, wenn die Glocken anhüben zu läuten und ich den ambrosianischen Lobgesang intonirete. Solches versprachen sie auch alle zu thun, und nachdeme ich am Sonntag in der Kirchen sie noch einmahl hiezu vermahnt und vor Se.