So geht es, wenn man nicht nachsinnt. Wir haben ja unsern freien Willen. Ich rede von niemanden etwas Böses; aber die Geistlichen sind doch selten reich und haben immer so viel Kinder. Und sie sollten doch am meisten beten und singen. Und das Gebet verläßt niemanden. Wer an Gott denkt, an den denkt er wieder, und gibt ihm Gutes und die Fülle. Ich will nicht richten. Lorchen, gehn Sie doch und lassen Sie einen Kaffee zurechte machen, damit ich dem Herrn Vetter und dem Herrn Simon etwas vorsetzen kann.

 

Sechster Auftritt

Frau Richardin. Ferdinand.

 

FRAU RICHARDIN. Ich bin erschrocken, Herr Vetter, recht sehr erschrocken. Weil ich vorhin mit der Frau Nachbarin auf dem Saale rede: so fällt etwas in meiner Küche. Ich laufe geschwind hinein, da liegt der Suppennapf auf der Erde, aus dem mein seliger Herr alle Morgen seine Suppe aß; denn er war gar nicht nach der Welt. Er trank weder Tee, noch Kaffee. Suppe, bloße Wassersuppe ohne Ei, und nur mit einem Stücken Butter, einer Erbse groß, gemacht, solche Suppe war sein Leben. Und ebendiese zinnerne Suppenschüssel war heruntergefallen, und es war kein Mensch in der Küche. Ach, lieber Gott, was wird dieses Anzeichen bedeuten? Wen wird die Reihe in unserm Hause treffen, mich oder meine Tochter? Ach gütiger Gott, alles nach deinem heiligen Willen, nur nicht in der Hälfte meiner Tage, nur dies nicht.

FERDINAND. Frau Muhme, wer wird so abergläubisch sein? Die Schüssel ist heruntergefallen, weil sie nicht recht gestellt gewesen ist. Wer weiß, wer über der Küche hantieret oder gepocht hat? Machen Sie sich keine Sorge! Das Anzeichen mag über mich gehen, wenn es etwas zu bedeuten hat. Lassen Sie uns itzt wegen des Heiratsvergleichs richtig werden, so ist alles gut.

FRAU RICHARDIN. Ach lieber Gott! Nun höre ich's. Sie glauben auch nichts. Sie haken alles für natürlich. Sie statuieren kein Anzeichen, keine Wunder. Lieber Herr Vetter, sprechen Sie doch zu[456] meiner Ruhe und zur Ehre der Wahrheit, daß es Anzeichen gibt, wenn Sie es auch im Herzen nicht glauben. Ich wollte Ihnen tausend Beweise aufstellen, wenn ich Sie damit überzeugen könnte.

FERDINAND. Wunder glaube ich. Was aber die Anzeichen anlangt, die in der Küche und in den Kammern vorgehen: so sage ich Ihnen frei heraus, daß sie bei mir ebensoviel bedeuten, als wenn mir mein Stock aus der Hand fällt. Doch davon wollen wir itzt nicht reden. Was sind Sie denn gesonnen, der Jungfer Tochter mitzugeben? Und wenn soll Herr Simon seine Braut abholen?

FRAU RICHARDIN. Sie erschrecken mich durch Ihren Unglauben fast ebensosehr, als ich über das Anzeichen mit der Schüssel erschrocken bin.