Den unteren Teil seines Gesichts hatte er schon mit einem schwarzseidenen Taschentuch bedeckt. Wenn es zum Äußersten kam, mußte er sich einen Weg nach draußen mit Gewalt bahnen und sein Heil in der Flucht suchen. Niemand würde ihn in dem alten, grauen Anzug erkennen.
Sein Herz hämmerte - jetzt kam jemand herein. Er bückte sich unter den Operationstisch, um wenigstens nicht schon im ersten Moment entdeckt zu werden. Gleich darauf war der Raum von hellem Licht durchflutet. Jim konnte nur die Beine des Mannes sehen, wußte aber, daß es Digby Groat war. Er trat nahe an den Tisch heran und riß einen Briefumschlag auf.
»Mr. Groat! Bitte, kommen Sie schnell!«
Eunice rief es aufgeregt von oben herunter. Digby stieß einen ärgerlichen Ruf aus und eilte hinaus. Die Tür blieb offenstehen.
Jim erhob sich rasch, blickte auf den Tisch, der Brief lag darauf, Digby hatte ihn liegenlassen. Blitzschnell steckte ihn Jim ein, schon war er draußen im Gang. Vorn bei der großen Treppe stand Jackson und schaute nach oben. Zuerst sah er Jim nicht, aber dann entdeckte er die unheimliche Gestalt. Er wollte gerade einen Ruf ausstoßen, als ihn Jims Faust traf. Er fiel zu Boden.
»Was ist los?« fragte Digby auf der Treppe, der nicht wußte, was geschehen war. Doch Jim befand sich schon auf der Straße.
Allmählich verlangsamte er seinen Schritt und blieb unter einer Straßenlaterne stehen, um den Brief zu lesen. Der größte Teil hatte keine Bedeutung für ihn, nur eine Zeile war interessant: Steele verfolgte Sie, wir wollen ihn heute abend noch stellen! Er las den Satz ein paarmal und ging langsam weiter.
Manchmal schaute er zurück, ob er verfolgt würde, konnte jedoch nichts feststellen. Als er aber über den Portland Place ging, bemerkte er zwei Männer - sie gingen hintereinander, etwa zwanzig Meter von ihm entfernt.
Er überquerte die Marylebone Road und befand sich im einsamsten Teil Londons. Er begann zu laufen, und er war ein guter Läufer, er hatte sowohl für kurze Strecken als auch für den Zweimeilenlauf trainiert. Sie kamen hinter ihm her. Er grinste. Dann hörte er, wie die Tür eines Autos zugeworfen wurde - sie hatten sich also einen Wagen genommen. Das ist wenig sportlich! sagte sich Jim, drehte kurzerhand um und eilte in entgegengesetzter Richtung. Der Wagen hielt an, die beiden veranlaßten den Fahrer, umzukehren. Jim ging nun ganz langsam. Er hatte sich einen Plan zurechtgelegt, der seine Gegner verwirrte, weil er so einfach war. Er ging nämlich langsam, weil er in einiger Entfernung einen Polizisten auf sich zukommen sah. Als das Auto neben ihm anhielt, sprang er schnell zur Tür und riß sie auf.
Im Schein der Wagenbeleuchtung sah er einen alten Bekannten, der sein Kinn rieb.
»Kommen Sie heraus, Jackson, und erklären Sie mir, warum Sie mich in den Straßen dieser friedlichen Stadt verfolgen!«
Jackson folgte der Aufforderung nicht, aber Jim packte ihn an der Weste und zog ihn heraus. Der Fahrer verfolgte den Vorgang interessiert. Der Begleiter war offensichtlich ein Fremder, ein kleiner, dunkler Mann mit schmalem, braunem Gesicht.
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