Beide standen nun verdutzt da.

»Morgen können Sie zu Digby Groat zurückgehen und ihm sagen, daß ich mit genügend Beweismaterial gegen ihn vorgehen, ihn ins Gefängnis und an den Galgen bringen werde, wenn er noch einmal Mitglieder der Bande der Dreizehn hinter mir herschickt. Haben Sie mich verstanden?«

»Ich weiß nicht, wovon Sie da reden«, entgegnete Jackson vorwurfsvoll. »Vielmehr werden wir Sie zur Anzeige bringen, weil Sie uns aus dem Wagen gezerrt haben.«

»Bitte, tun Sie das! Hier kommt gerade ein Polizist.« Jim packte Jackson am Kragen und schleppte ihn zu dem Polizisten, der schon auf die Gruppe aufmerksam geworden war. »Ich glaube, dieser Mann will eine Anzeige gegen mich erstatten!«

»Nein, das will ich nicht!« schrie Jackson. Entsetzt dachte er an Digby, der über diese Wendung nicht erbaut sein würde.

»Auch gut«, erklärte Jim. »Dann bringe ich diesen Mann zur Anzeige. Ich zeige ihn an, weil er Waffen bei sich trägt, ohne einen Erlaubnisschein zu besitzen.«

20

Polizeistationen sind unromantisch und langweilig. Digby Groat, der in höchster Wut dorthin kam, um seine Leute zu befreien, war so aufgeregt, daß er nicht einmal die humorvolle Seite der Sache entdeckte.

Wieder draußen, entließ er Antonio Fuentes mit einem schrecklichen Fluch und überhäufte den unglücklichen Jackson mit Vorwürfen.

»Sie elender Tölpel, ich habe Ihnen nur aufgetragen, den Mann nicht außer Sicht zu lassen! Bronson hätte das ausgeführt, ohne daß Steele das geringste gemerkt hätte. Warum haben Sie einen Revolver mitgenommen?«

»Wie konnte ich wissen, daß er sich einen so gemeinen Trick einfallen ließe? Nebenbei bemerkt, ich wußte nicht, daß es verboten ist.«

Digby wußte, daß er in eine unangenehme, ja gefährliche Lage geraten war. Der Vorfall bestätigte nur seine alte Theorie, daß große Pläne durch Kleinigkeiten über den Haufen geworfen werden und geschickt geplante Verbrechen durch erbärmliche Versehen zu Fall kommen. Es war Jim gelungen, auf die lächerlich einfachste Art die Polizei gegen die Bande der Dreizehn in Bewegung zu bringen. Zwei Mitglieder der Bande waren nun mit der Polizei in Berührung gekommen, und das Schlimmste - er selbst damit! Jackson war zwar sein Hausmeister, was das Interesse an ihm einigermaßen rechtfertigte. Fuentes zu kennen hatte er jedoch entschieden in Abrede gestellt, und nur, weil der Spanier ein Freund seines Dieners war, hatte er auch für ihn Bürgschaft geleistet.

Digby verbrachte eine schlaflose Nacht. Er konnte kaum drei Stunden schlafen, und das war das Minimum, das er brauchte. Der herbeigerufene Arzt blieb bis drei Uhr morgens bei seiner Mutter.

»Sie hat keinen Schlaganfall erlitten, der Zusammenbruch wurde durch einen plötzlichen Schrecken verursacht.«

»Da mögen Sie recht haben«, antwortete Digby. »Glauben Sie, daß sie sich wieder erholen wird?«

»Ach ja, es wird ihr schon morgen früh wieder besser gehen.«

Digby hörte zu, ohne sich besonders erfreut zu zeigen.

Seine Schwierigkeiten wuchsen ständig, neue Hindernisse türmten sich ihm entgegen, und wenn er die einzelnen Punkte durchging, kam er immer zum gleichen Resultat - Steele war an allem schuld!

Am nächsten Morgen rief er einen Winkeladvokaten an und übertrug ihm die Verteidigung der beiden Leute. Danach ließ er Eunice rufen.

»Miss Weldon«, begann er, »ich muß verschiedene Änderungen hier im Haushalt vornehmen. Ich möchte meine Mutter nächste Woche aufs Land bringen. Sie braucht eine andere Umgebung, um sich erholen zu können.«

»Ich glaube, daß ich sie nicht dorthin begleiten kann.«

»Wie meinen Sie das, Miss Weldon?«

»Ich habe mich entschlossen, wieder in meine alte Stelle zurückzugehen.«

»Es tut mir leid, das zu hören, Miss Weldon«, sagte er ruhig, »und ich will Ihnen natürlich nichts in den Weg legen. In der letzten Zeit sind hier viele unangenehme Dinge vorgekommen, und Sie haben nicht die besten Erfahrungen gemacht. Ich verstehe vollkommen, wenn Sie Ihre Stellung bei uns aufgeben wollen. Ich hätte allerdings gern gesehen, wenn Sie noch bei meiner Mutter geblieben wären, bis sie sich auf dem Land eingelebt hat. Aber ich will keinen Druck auf Sie ausüben.«

Sie hatte erwartet, daß er ärgerlich würde. Seine Höflichkeit machte deshalb Eindruck auf sie.

»Ich werde Sie natürlich erst verlassen, wenn meine Aufgaben erfüllt sind«, versprach sie, wie er es erwartet hatte. »Auch habe ich mich hier ganz wohl gefühlt, Mr. Groat!«

»Mr. Steele ist mir nicht sehr wohlgesinnt, nicht wahr?« fragte er.

Sie machte ein abweisendes Gesicht.

»Mr. Steele weiß nichts von meinen Plänen. Ich habe ihn in den letzten Tagen überhaupt nicht gesehen.«

Die beiden haben sich also entzweit, dachte Digby. Darüber mußte er Genaueres erfahren, wollte sie aber nicht offen fragen.

Sie war froh, als die Unterredung zu Ende war und sie zu seiner Mutter gerufen wurde.

»Sie sind lange nicht gekommen!« empfing sie Mrs.