»Hier ist einer, da sehen Sie es deutlich - Jane schreibt: Ich habe Digby heute schlagen müssen, denn er hat dem kleinen Kätzchen eine Schnur mit Knallfröschen an den Schwanz gebunden ... Ich habe keinen Brief von ihr bekommen, in dem sie nicht aus irgendeinem Grund über Digby klagen mußte.« Mrs. Weatherwale las leise weiter, manchmal sprach sie ein paar Worte halblaut vor sich hin. Jim hörte plötzlich das Wort Baby.
»Was für ein Baby war das?«
»Es war nicht ihr Kind.«
»Wem gehörte es aber?«
»Es war ihr nur zur Pflege anvertraut.«
»War es vielleicht das Kind ihrer Schwägerin?«
»Ja, es gehörte Lady Mary Danton. Das arme Ding - er hat ihm etwas Schreckliches angetan. Hören Sie nur, ich will Ihnen die Stelle vorlesen: Auch heute mußte ich Digby wieder bestrafen. Er ist furchtbar grausam. Stell dir vor, er hat ein Halbschillingstück in der Flamme
erhitzt und es dem armen Kind auf das Handgelenk gedrückte.
»Mein Gott!« rief Jim. Er war bleich geworden.
Mrs. Weatherwale schaute erstaunt auf.
»Warum sind Sie so aufgeregt?«
Also daher stammte die Narbe! Eunice Weldon war Lady Marys Tochter - Dorothy Danton! Sie erbte das Vermögen, nicht Digby Groat oder seine Mutter! Nun gab es keinen Zweifel mehr. Aber wie war sie nach Südafrika gekommen?
Mrs. Weatherwale wunderte sich sehr über ihren Besucher und dachte zuerst, er sei verrückt geworden. Sie sah ihn besorgt an.
»Das kleine Mädchen verschwand bald darauf«, berichtete sie etwas unsicher. »Das Kindermädchen, das Jane engagiert hatte, nahm es in einem Boot mit sich aufs Meer hinaus. Dort muß das Boot von einem großen Schiff gerammt worden sein.«
Jim kam ein Gedanke. Was für Schiffe waren am Unglückstag an der Goodwin-Sandbank vorbeigefahren? Dort in der Nähe mußte der Unfall passiert sein. Er wollte es sofort herausfinden - auch diesen Brief, den Mrs. Groat an ihre Freundin geschrieben hatte, mußte er mitnehmen, um ihn Mr. Salter zu zeigen. Doch Mrs. Weatherwale wollte davon nichts wissen. Jim mußte seine ganze Überredungskunst aufwenden und ihr die Zusammenhänge erklären.
»Wie, es handelt sich um das schöne Mädchen, das ich bei den Groats getroffen habe?«
»Ja, und sie hat diese runde Brandnarbe am Handgelenk. Ich glaube übrigens, Mrs. Groat ahnt oder weiß sogar, daß das Mädchen die Tochter von Lady Mary ist, denn als sie die Narbe sah, brach sie zusammen.«
»Ich möchte nicht, daß Jane Groat in Unannehmlichkeiten kommt. Sie ist immer eine gute Freundin gewesen. Schließlich aber muß dem Mädchen geholfen werden. Nehmen Sie den Brief mit; Sie haben Glück, daß ich ihn nicht auch verbrannt habe!«
Mit dem nächsten Zug fuhr Jim nach London zurück. Er begab sich sofort zu Mr. Salter.
»Jetzt dürfte es nicht mehr schwierig sein«, sagte der Rechtsanwalt, »das fehlende Glied zwischen dem Verschwinden der kleinen Dorothy und dem Auftauchen der Eunice Weldon in Kapstadt zu finden. Da wir wissen, daß Eunice Weldon in zartem Alter gestorben ist, kann die Eunice hier nicht das gleiche Mädchen sein. Ich rate Ihnen, Ihre Nachforschungen zu beschleunigen, denn übermorgen muß ich das Vermögen der Dantons dem neuen Rechtsanwalt von Mrs.
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