Mr. Groat ließ sich fotografieren, und seine Mutter begleitete ihn. Sie waren schon einige Male dagewesen, doch hatte ich sie kaum beachtet. Heute rief mich der Chef zu sich und teilte mir mit, daß Mrs. Groat eine Sekretärin suche und daß es eine sehr gute Stelle für mich wäre. Sie will fünf Pfund in der Woche zahlen, und da ich im Hause wohne, kann ich den Betrag vollständig sparen.«
»Wann hat sich Mrs. Groat entschlossen, eine Sekretärin anzustellen?«
»Ich weiß es nicht. Warum fragen Sie?«
»Weil Mr. Salter, als Mrs. Groat vor einem Monat in unserer Kanzlei war, ihr vorschlug, sich eine Sekretärin zu engagieren, damit ihre Korrespondenz in Ordnung käme. Sie erklärte aber damals, daß sie dies unter keinen Umständen tun werde, weil sie keine Fremde um sich haben wolle.«
»Offenbar hat sie ihre Ansicht geändert.«
»Und das bedeutet also, daß wir uns nicht mehr beim Tee treffen werden? Wann treten Sie Ihre neue Stelle an?«
»Schon morgen früh.«
Jim ging in trüber Stimmung in sein Büro zurück. Sein Leben kam ihm leer und traurig vor. Du hast dich verliebt, alter Knabe! gestand er sich selbst ein.
Zu seinen täglichen Aufgaben gehörte, das große Tagebuch zu führen. Er steckte seine Pfeife an. Erbittert blätterte er die Seiten um. Mr. Salter war schon nach Hause gegangen. Auf seinem Schreibtisch hatte er kurze Bleistiftnotizen hinterlassen, nach denen Jim die Vorgänge des Tages ins Buch eintrug. Als er damit fertig war, ging er noch einmal ins Zimmer seines Chefs, um zu sehen, ob er nichts vergessen hätte.
Mr. Salter hielt seinen Schreibtisch gewöhnlich in bester Ordnung, doch hatte er eine merkwürdige Gewohnheit, wichtige Akten und Notizen wegzulegen, man hätte sagen können, sie zu verstecken. Jim hob alle Gesetzbücher auf, die auf dem Tisch lagen oder standen, um sicher zu sein, ob sich nicht doch noch eine Notiz darunter finden ließe. Dabei fiel ein dünnes Notizbuch mit Goldschnitt, das zwischen zwei Büchern eingeklemmt gewesen war, auf die Tischplatte. Er konnte sich nicht erinnern, es früher je gesehen zu haben. Als er es öffnete, stellte er fest, daß es ein Tagebuch für das Jahr 1929 war. Mr. Salter pflegte für seinen Privatgebrauch Notizen zu machen und tat dies in einer sonderbaren, nur ihm verständlichen Kurzschrift. Keinem seiner Schreiber und Sekretäre war es bisher gelungen, sie zu entziffern. Auch dieses Tagebuch war in dieser Geheimschrift abgefaßt.
Jim wußte, daß Mr. Salter in dem großen, grünen Geldschrank ganze Stapel solcher Notizbücher aufbewahrte. Vielleicht hatte er dieses Heft herausgenommen, um sein Gedächtnis aufzufrischen.
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