Die Entstehung der Arten Illustriert - Ueber die Entstehung der Arten durch natuerliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der beguenstigten Rassen im Kampfe ums Dasein
INHALT
Innentitel
Vorbemerkung des Herausgebers
Vorausgeschickte Texte
Historische Skizze der Fortschritte in den Ansichten über den Ursprung der Arten
Über das Variieren organischer Wesen im Naturzustande; über die natürlichen Mittel der Zuchtwahl; über den Vergleich zwischen domestizierten Rassen und echten Arten
Auszug eines Briefes an Prof. Asa Gray
Einleitung
Erstes Kapitel – Abänderung im Zustande der Domestikation
Ursachen der Veränderlichkeit
Wirkungen der Gewöhnung und des Gebrauchs oder Nichtgebrauchs der Teile; Correlative Abänderung; Vererbung.
Charaktere domestizierter Varietäten; Schwierigkeiten der Unterscheidung zwischen Varietäten und Arten; Ursprung der Kulturvarietäten von einer oder mehreren Arten
Rassen der domestizierten Taube, ihre Verschiedenheiten und Ursprung
Früher befolgte Grundsätze bei der Zuchtwahl und deren Folgen
Unbewusste Zuchtwahl
Günstige Umstände für das Wahlvermögen des Menschen
Zweites Kapitel – Abänderung im Naturzustande
Individuelle Verschiedenheiten
Zweifelhafte Arten
Weit und sehr verbreitete und gemeine Arten variieren am meisten
Arten der grösseren Gattungen in jedem Lande variieren häufiger als die Arten der kleineren Genera
Viele Arten der größeren Gattungen gleichen Varietäten darin, dass sie sehr nahe, aber ungleich mit einander verwandt sind und beschränkte Verbreitungsbezirke haben
Schluss
Drittes Kapitel – Der Kampf um’s Dasein
Der Ausdruck, Kampf um’s Dasein, im weiten Sinne gebraucht
Geometrisches Verhältnis der Zunahme
Natur der Hindernisse der Zunahme
Complizierte Beziehungen aller Pflanzen und Tiere zu einander im Kampfe um’s Dasein
Kampf um’s Dasein am heftigsten zwischen Individuen und Varietäten derselben Art
Farbtafel (22 Bilder)
Viertes Kapitel – Natürliche Zuchtwahl
Sexuelle Zuchtwahl
Erläuterung der Wirkungsweise der natürlichen Zuchtwahl oder des Überlebens des Passendsten
Über die Kreuzung der Individuen
Umstände, welche der Bildung neuer Formen durch natürliche Zuchtwahl günstig sind
Aussterben durch natürliche Zuchtwahl verursacht
Divergenz des Charakters
Die wahrscheinlichen Folgen der Wirkung der natürlichen Zuchtwahl auf die Abkömmlinge gemeinsamer Eltern durch Divergenz der Charaktere und durch Aussterben
Über die Stufe, bis zu welcher die Organisation sich zu erheben strebt
Convergenz des Charakters
Zusammenfassung des Kapitels
Fünftes Kapitel – Gesetze der Abänderung
Wirkungen des vermehrten Gebrauchs und Nichtgebrauchs der Teile unter der Leitung der natürlichen Zuchtwahl
Acclimatisirung
Correlative Abänderung
Compensation und Oekonomie des Wachstums
Vielfache, rudimentäre und niedrig organisierte Bildungen sind veränderlich
Ein in außerordentlicher Stärke oder Weise in irgend einer Spezies entwickelter Teil hat, in Vergleich mit demselben Teile in verwandten Arten eine große Neigung zur Veränderlichkeit
Spezifische Charaktere sind veränderlicher als Gattungscharaktere
Secundäre Sexualcharaktere sind veränderlich
Verschiedene Arten zeigen analoge Abänderungen, so dass eine Varietät einer Spezies oft einen einer verwandten Spezies eigenen Charakter annimmt oder zu einigen von den Merkmalen einer früheren Stammart zurückkehrt
Zusammenfassung
Sechstes Kapitel – Schwierigkeiten der Theorie
Mangel oder Seltenheit vermittelnder Varietäten
Ursprung und Übergänge von Organismen mit eigentümlicher Lebensweise und Struktur
Organe von äußerster Vollkommenheit und Zusammengesetztheit
Übergangsweisen
Fälle von besonderer Schwierigkeit in Bezug auf die Theorie der natürlichen Zuchtwahl
Organe von anscheinend geringer Wichtigkeit von der natürlichen Zuchtwahl berührt
Wie weit die Utilitätstheorie richtig ist; wie Schönheit erzielt wird
Zusammenfassung des Kapitels; das Gesetz der Einheit des Typus und der Existenzbedingungen von der Theorie der natürlichen Zuchtwahl umfasst
Siebentes Kapitel – Verschiedene Einwände gegen die Theorie der natürlichen Zuchtwahl
Achtes Kapitel – Instinkt
Vererbte Veränderungen der Gewohnheit und des Instinktes bei domestizierten Tieren
Spezielle Instinkte
Einwände gegen die Theorie der natürlichen Zuchtwahl in ihrer Anwendung auf Instinkte; geschlechtslose und unfruchtbare Insekten
Zusammenfassung
Neuntes Kapitel – Bastardbildung
Grade der Unfruchtbarkeit
Gesetze, welche die Unfruchtbarkeit der ersten Kreuzung und der Bastarde regeln
Ursprung und Ursachen der Unfruchtbarkeit erster Kreuzungen und der Bastarde
Wechselseitiger Dimorphismus und Trimorphismus
Fruchtbarkeit gekreuzter Varietäten und ihrer Blendlinge nicht allgemein
Bastarde und Blendlinge unabhängig von ihrer Fruchtbarkeit verglichen
Zusammenfassung des Kapitels
Zehntes Kapitel – Unvollständigkeit der geologischen Urkunden
Über die Zeitdauer nach Maßgabe der Ablagerung und Größe der Denudation
Armut unserer paläontologischen Sammlungen
Über die Abwesenheit zahlreicher Zwischenvarietäten in allen einzelnen Formationen
Plötzliches Auftreten ganzer Gruppen verwandter Arten
Plötzliches Erscheinen ganzer Gruppen verwandter Arten in den untersten fossilführenden Schichten
Elftes Kapitel – Geologische Aufeinanderfolge organischer Wesen
Erlöschen
Über das fast gleichzeitige Wechseln der Lebensformen auf der ganzen Erdoberfläche
Über die Verwandtschaft erloschener Arten unter sich und mit den lebenden Formen
Über die Entwicklungsstufe alter Formen im Vergleich mit den noch lebenden
Über die Aufeinanderfolge derselben Typen innerhalb gleicher Gebiete während der späteren Tertiärperioden
Zusammenfassung des vorigen und des jetzigen Kapitels
Zwölftes Kapitel – Geographische Verbreitung
Einzelne vermeintliche Schöpfungscentren
Verbreitungsmittel
Zerstreuung während der Eiszeit
Abwechselnder Eintritt der Eiszeit im Norden und Süden
Dreizehntes Kapitel – Geographische Verbreitung (Fortsetzung)
Süßwasserformen
Über die Bewohner ozeanischer Inseln
Abwesenheit von Batrachiern und Landsäugetieren auf ozeanischen Inseln
Beziehungen der Bewohner von Inseln zu denen des nächsten Festlandes
Zusammenfassung dieses und des vorigen Kapitels
Vierzehntes Kapitel. – Gegenseitige Verwandtschaft organischer Wesen; Morphologie; Embryologie; Rudimentäre Organe
Klassification
Analoge Ähnlichkeiten
Natur der Verwandtschaften, die die organischen Wesen verbinden
Morphologie
Entwicklung und Embryologie
Rudimentäre, atrophirte und abortive Organe
Zusammenfassung
Fünfzehntes Kapitel – Allgemeine Wiederholung und Schluss
Impressum

Vorbemerkung des Herausgebers
Die Zeit war reif. Das Mittelalter passé. Die Menschen glaubten nicht mehr an die Erde als eine Scheibe. Es hatte Weltumsegelungen gegeben, und großartige Erfindungen. Dampfmaschine, Glühbirne – sogar der Fotoapparat erschien schon auf der Bildfläche. – Nur eine wissenschaftliche Erklärung für die Entstehung der Arten und die Abstammung des Menschen – die war Mitte des 19. Jahrhunderts immer noch tabu. Der Mensch sollte, handmade by Gott, weiter die »Krone der Schöpfung« sein, und Adam der erst seiner Art.
Aufklärerische Bücher über die Genese des Menschen wurden tabuisiert, Autoren, die solche Gedanken wagten, veröffentlichten vorsichtshalber anonym.
Charles Darwin (1809–1882) kannte genau das Beharrungsvermögen der alten Weltanschauung. Schon viele hatten sich daran die Zähne ausgebissen. Das sollte ihm nicht passieren.
Ihm, der eine wissenschaftliche Revolution in der Schublade hatte – und 20 Jahre lang dort vor sich hin schlummern ließ, während er sich mit anderen wissenschaftlichen Arbeiten einen Namen machte.
Doch dann kam die Zeit. Es war ein Glücksfall, dass der junge Wissenschaftler Alfred Russel Wallace, durch Feldstudien inzwischen zu ganz ähnlichen Schlussfolgerungen wie Darwin gekommen, sich zuerst mit einem Brief an diesen wandte. Darin das Manuskript eines bedeutenden Aufsatzes: »On the Tendency of Varieties to Depart Indefinitely From the Original Type« (Über die Tendenz der Arten, sich immer weiter vom ursprünglichen Typ zu entfernen). Der Brief erreichte Darwin am 1. Juni 1858.
Ein Glücksfall in zweierlei Hinsicht: Denn nun musste Darwin veröffentlichen, wenn er von der wissenschaftlichen Welt als Begründer der Evolutionstheorie wahrgenommen werden wollte. Und zweitens: Darwin hatte keine Zeit mehr zu verlieren. Ursprünglich hatte er, falls er jemals veröffentlichen sollte, ein hochkomplexes, mehrbändiges Werk vor dem geistigen Auge. Doch nun musste er knapper, reduzierter und aufs Wesentliche konzentriert arbeiten: Ein Glücksfall für das Buch.
Was dann geschah, beschreibt Bestseller-Autor Rolf Dobelli (»Die Kunst des klaren Denkens«) so:
»›Über die Entstehung der Arten‹ war 1859 ein Paukenschlag, wie es ihn in der Geschichte der Wissenschaft vorher und nachher kaum je gegeben hat. Seither spielt sich praktisch jede Diskussion unter Biologen vor dem Hintergrund der Evolutionstheorie ab. Zahlreiche Wissenschaftler machten sich Darwins Thesen rasch zu Eigen und vertraten sie energisch, während die Gegnerschaft sich vor allem aus weltanschaulichen Motiven speiste. Darwins Evolutionstheorie wurde, ohne dass er diese Möglichkeit besonders betont hätte, sofort auch auf den Menschen bezogen – und naturgemäß war dies der Punkt, an dem sich die Geister am erbittertsten schieden.«
Darwin hatte in seinen Buch ohne jede Polemik, ohne unangebrachte Anspielungen oder missverständliche Töne argumentiert – und das machte es seinen Gegnern schwer. Jeder ernstzunehmende Wissenschaftler musste à la longue die Redlichkeit seines Ansatzes anerkennen. Erbitterte Kritik kam nach einer Weile nur noch aus den Reihen der Kirche.
Bis zum konsequenten Nachfolgebuch »Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl« ließ Darwin weitere 12 Jahre vergehen. Dies war die fällige Anwendung der Evolutionstheorie auf den Menschen, und Darwin erklärt darin sowohl die physische Abstammung des homo sapiens, als auch die Evolution des Verhaltens. Dobelli: »Darwin nimmt (darin) eine Einsicht vorweg, die sich erst in den letzten Jahrzehnten durchgesetzt hat: Der Unterschied zwischen Mensch und Tier ist auf keinem Gebiet ein grundsätzlicher, sondern stets nur ein gradueller.«
Wie die Geschichte ausging, wissen wir. »Die Entstehung der Arten« und die »Abstammung des Menschen« bilden die Grundlagen der modernen Evolutionstheorie, und Charles Darwin reiht sich unter die bekanntesten und am höchsten geschätzten Wissenschaftler aller Zeiten ein.
Redaktion eClassica
Vorausgeschickte Texte
Historische Skizze der Fortschritte in den Ansichten über den Ursprung der Arten
(vor dem Erscheinen der ersten Auflage dieses Werkes)
Ich will hier eine kurze Skizze von der Entwicklung der Ansichten über den Ursprung der Arten geben. Bis vor Kurzem glaubte die große Mehrzahl der Naturforscher, Arten seien unveränderliche Erzeugnisse und jede einzelne sei für sich erschaffen worden: diese Ansicht ist von vielen Schriftstellern mit Geschick verteidigt worden. Nur einige wenige Naturforscher nahmen dagegen an, dass Arten einer Veränderung unterliegen und dass die jetzigen Lebensformen durch wirkliche Zeugung aus andern früher vorhandenen Formen hervorgegangen sind.
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