Ach, nein! Ich sag schon! Nu haben sie ja das arme Kind glücklich wieder wachkrakeelt! ... Na, mein liebes Herzchen? ... Wie ist dir, mein liebes Linchen, he? Kleine Pause. Frau Selicke hatte sich übers Bett gebeugt, leises Stöhnen. Hast du Schmerzen, mein liebes Puttchen?
LINCHEN feines, rührendes Stimmchen. Ma – ma – chen?
FRAU SELICKE. Ja, mein Herzchen? Hm?
LINCHEN. Ma – ma – chen?
FRAU SELICKE. Hast du Appetit, mein Schäfchen? ... Nein? Ach, du mein Mäuschen!
LINCHEN. Ich – bin – so – müde ...
FRAU SELICKE. Ach, mein Herzchen! Aber, nicht wahr? Du willst jetzt noch einnehmen?! Onkel Kopelke ist ja da!
LINCHEN. On – kel – Ko – pel – ke?
Kopelke hat sein rotbaumwollenes Schnupftuch gezogen und schneuzt sich.
FRAU SELICKE halb zu ihm zurückgewandt. Wollen Sie se mal sehn? Ich misch solange die Tropfen! Läßt ihn ans Kopfende treten und mischt während des Folgenden am Fußende des Bettes, auf dem Nachttischchen, die Medizin.
KOPELKE hat sich jetzt ebenfalls über das Bett gebeugt. Täppisch-zärtlich. Na, Lin'ken? Kennste mir noch? Ach Jotteken doch, die Ärmken! Nich wah? Det – watt doch mal, Kind, 'n Oogenblickchen! – Det ... tut doch nich weh? ... Na, sehste!! Ick sag ja! Det ... det is allens man auswendig! Det 's janich so schlimm! Uf de Woche kannst all dreist widder ufstehn! Denn jehste for Mama'n bei'n Koofmann! Denn jehste mit ihr uf 'n Marcht! Inholen! He? Weeßte noch? Uf 'n Pappelplatz? Der mit 't Schielooge? »Jungens«, sag ick, »Bande! Wer't ihr wol det Meechen sind lassen?« Abber da?? Heidi! Wat haste, wat kannste! ... Nich wah? Nu nehmste abber ooch sauber in? Zu Frau Selicke, während er diese ans Bett treten läßt. Wat de Kind bloß for 'n Schwitz hat?!
FRAU SELICKE besorgt. Nich wahr? Ach Gott ja!
KOPELKE beruhigend. Abber det ... eh ... wissen Se! ... Det ... det is immer so! Det is nu mal nich anders! Det ... Schneuzt sich abermals.
FRAU SELICKE kommt mit dem Löffel. Na, Linchen? Ist dir wieder besser?
LINCHEN. Ach – ich – will – nicht – einnehmen!
FRAU SELICKE.
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