O ja, meine Kleine! Du willst doch wieder gesund werden!
LINCHEN. Es – schmeckt – so – bitter!
FRAU SELICKE. Nicht weinen, mein Schäfchen! ... Komm! ... Sonst zankt der Herr Doktor wieder! Nicht wahr, Onkel Kopelke?
KOPELKE eifrig nickend. Ja, ja, Kindken! Det muß nu mal so sind! Det jeheert sick!
FRAU SELICKE. Nicht wahr? Hörst du? Komm mein Liebling! Ja?
LINCHEN. Es – schmeckt – so – bitter!
FRAU SELICKE. Aber nachher kannst du ja wieder spazierengehn, mein Mäuschen?! Und Emmchen zeigt dir auch ihre Bilderbücher! Ja? ... Komm! ... Na, nu mach doch, Linchen! ... Du mußt doch aber auch folgen! ... Gucke doch! ... Ich verschütte ja das ganze Einnehmen? ... Sie hat ihr leise die Hand unters Köpfchen geschoben.
LINCHEN. Au! Au! ... Du – ziepst – mich!
FRAU SELICKE. Oh! ... Na so! ... Nicht wahr? ... Fest! Drück die Augen zu! ... Schlucke! Tüchtig! ... Siehst du? ... Nicht weinen, nicht weinen! ... So! Nicht wahr? Nu is alles wieder gut! Nu is alles vorbei!
LINCHEN dreht sich jetzt unruhig in ihren Kissen rum und hustet gequält.
FRAU SELICKE. Mein armes, armes Herzchen! Der alte, böse Husten! ... So! ... Nu rücken wir bloß noch 'n bißchen das Kissen höher, nicht wahr? Und dann schläfst du schön wieder ein! Bückt sich über sie und küßt sie. Ach, du mein süßes Puttchen! Nachdem sie den Wandschirm jetzt noch näher ans Bett gerückt, zum alten Kopelke. Ach, Gott nein! Nu sagen Se doch bloß? Muß man da nich rein verzweifeln? Das geht nu schon tagelang so! Sie wacht geradezu nur noch auf Minuten auf!
KOPELKE die Hände in den Taschen seiner Joppe, nachdenklich vor sich hin.
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