Jawohl! Denn da tät' ich mich den ganzen Tag mit nichts abgeben, als ihn aus—und anziehen, und lehren, und zu essen geben, und putzen, und allerlei sonst.
FABRICE. Und der Mann?
MARIANNE. Der täte mitspielen: der würd' ihn ja wohl so liebhaben wie ich. Christel muß nach Haus und empfiehlt sich. (Sie führt ihn zu Wilhelmen.) Hier, gib eine schöne Hand, eine rechte Patschhand!
FABRICE. (für sich). Sie ist gar zu lieb; ich muß mich erklären.
MARIANNE. (das Kind zu Fabricen führend). Hier dem Herrn auch.
WILHELM (für sich). Sie wird dein sein! Du wirst—Es ist zu viel, ich verdien's nicht.—(Laut). Marianne, schaff das Kind weg; unterhalt Herrn Fabricen bis zum Nachtessen; ich will nur ein paar Gassen auf und ab laufen; ich habe den ganzen Tag gesessen. (Marianne ab.) Unter dem Sternhimmel nur einen freien Atemzug!—Mein Herz ist so voll.—Ich bin gleich wieder da! (Ab.)
(Fabrice allein.)
FABRICE. Mach der Sache ein Ende, Fabrice. Wenn du's nun immer länger und länger trägst, wird's doch nicht reifer. Du hast's beschlossen. Es ist gut, es ist trefflich! Du hilfst ihrem Bruder weiter, und sie—sie liebt mich nicht, wie ich sie liebe. Aber sie kann auch nicht heftig lieben, sie soll nicht heftig lieben!—Liebes Mädchen!—Sie vermutet wohl keine andere als freundschaftliche Gesinnungen in mir!—Es wird uns wohlgehen, Marianne!—Ganz erwünscht und wie bestellt, die Gelegenheit! Ich muß mich ihr entdecken—und wenn mich ihr Herz nicht verschmäht—von dem Herzen des Bruders bin ich sicher.
(Marianne kommt.)
FABRICE. Haben Sie den Kleinen weggeschafft?
MARIANNE. Ich hätt' ihn gern dabehalten; ich weiß nur, der Bruder hat's nicht gern, und da unterlass' ich's. Manchmal erbettelt sich der kleine Dieb selbst die Erlaubnis von ihm, mein Schlafkamerad zu sein.
FABRICE. Ist er Ihnen denn nicht lästig?
MARIANNE. Ach, gar nicht. Er ist so wild den ganzen Tag, und wenn ich zu ihm ins Bette komm', ist er so gut wie ein Lämmchen! Ein Schmeichelkätzchen! und herzt mich, was er kann; manchmal kann ich ihn gar nicht zum Schlafen bringen.
FABRICE (halb für sich). Die liebe Natur.
MARIANNE. Er hat mich auch lieber als seine Mutter.
FABRICE. Sie sind ihm auch Mutter. (Marianne steht in Gedanken, Fabrice sieht sie eine Zeitlang an.) Macht Sie der Name Mutter traurig?
MARIANNE. Nicht traurig, ich denke nur so.
FABRICE. Was, süße Marianne?
MARIANNE. Ich denke—ich denke auch nichts.
1 comment