Ihm folgen Fust, Gueltar, Winfried, Egbert und andere.
WOLF usw.
Heil, Hermann! Heil dir, Sieger der Kohorten!
Germaniens Retter, Schirmer und Befreier!
HERMANN.
Willkommen, meine Freunde!
THUSNELDA an seinem Busen.
Mein Geliebter!
HERMANN empfängt sie.
Mein schönes Thuschen! Heldin, grüß ich dich!
Wie groß und prächtig hast du Wort gehalten?
THUSNELDA.
Das ist geschehn. Laß sein.
HERMANN.
Doch scheinst du blaß?
Er betrachtet sie mit Innigkeit. – Pause.
Wie steht's, ihr deutschen Herrn! Was bringt ihr mir?
WOLF.
Uns selbst, mit allem jetzt, was wir besitzen!
Hally, die Jungfrau, die geschändete,
Die du, des Vaterlandes grauses Sinnbild,
Zerstückt in alle Stämme hast geschickt,
Hat unsrer Völker Langmut aufgezehrt.
In Waffen siehst du ganz Germanien lodern,
Den Greul zu strafen, der sich ihr verübt:
Wir aber kamen her, dich zu befragen,
Wie du das Heer, das wir ins Feld gestellt,
Im Krieg nun gegen Rom gebrauchen willst?
HERMANN.
Harrt einen Augenblick, bis Marbod kömmt,
Der wird bestimmteren Befehl euch geben! –
ASTOLF.
Hier leg ich Crassus' Schwert zu Füßen dir!
HERMANN nimmt es auf.
Dank, Freund, für jetzt! Die Zeit auch kömmt, das weißt du,
Wo ich dich zu belohnen wissen werde!
Er gibt es weg.
EGINHARDT.
Doch hier, o Herr, schau her! Das sind die Folgen
Des Kampfs, den Astolf mit den Römern kämpfte:
Ganz Teutoburg siehst du in Schutt und Asche!
HERMANN.
Mag sein! Wir bauen uns ein schönres auf.
EIN CHERUSKER tritt auf.
Marbod, der Fürst der Sueven, naht sich dir!
Du hast geboten, Herr, es dir zu melden.
HERMANN.
Auf, Freunde! Laßt uns ihm entgegen eilen!
Letzter Auftritt
Marbod mit Gefolge tritt auf. Hinter ihm, von einer Wache geführt, Aristan, Fürst der Ubier, in Fesseln. – Die Vorigen
HERMANN beugt ein Knie vor ihm.
Heil, Marbod, meinem edelmüt'gen Freund!
Und wenn Germanien meine Stimme hört:
Heil seinem großen Oberherrn und König!
MARBOD.
Steh auf, Arminius, wenn ich reden soll!
HERMANN.
Nicht ehr, o Herr, als bis du mir gelobt,
Nun den Tribut, der uns entzweite,
Von meinem Kämmrer huldreich anzunehmen!
MARBOD.
Steh auf, ich wiederhol's! Wenn ich dein König,
So ist mein erst Gebot an dich: steh auf!
Hermann steht auf.
MARBOD beugt ein Knie vor ihm.
Heil, ruf ich, Hermann, dir, dem Retter von Germanien!
Und wenn es meine Stimme hört:
Heil seinem würd'gen Oberherrn und König!
Das Vaterland muß einen Herrscher haben,
Und weil die Krone sonst, zur Zeit der grauen Väter,
Bei deinem Stamme rühmlich war:
Auf deine Scheitel falle sie zurück!
DIE SUEVISCHEN FELDHERRN.
Heil, Hermann! Heil dir, König von Germanien!
So ruft der Suev, auf König Marbods Wort!
FUST vortretend.
Heil, ruf auch ich, beim Jupiter!
GUELTAR.
Und ich!
WOLF UND THUISKOMAR.
Heil, König Hermann, alle Deutschen dir!
Marbod steht auf.
HERMANN umarmt ihn.
Laß diese Sach, beim nächsten Mondlicht, uns,
Wenn die Druiden Wodan opfern,
In der gesamten Fürsten Rat, entscheiden!
MARBOD.
Es sei! Man soll im Rat die Stimmen sammeln.
Doch bis dahin, das weigre nicht,
Gebeutst du als Regent und führst das Heer!
DAGOBERT UND SELGAR.
So sei's! – Beim Opfer soll die Wahl entscheiden.
MARBOD indem er einige Schritte zurückweicht.
Hier übergeb ich, Oberster der Deutschen,
Er winkt der Wache.
Den ich in Waffen aufgefangen,
Aristan, Fürsten dir der Ubier!
HERMANN wendet sich ab.
Weh mir! Womit muß ich mein Amt beginnen?
MARBOD.
Du wirst nach deiner Weisheit hier verfahren.
HERMANN zu Aristan.
– Du hattest, du Unseliger, vielleicht
Den Ruf, den ich den deutschen Völkern,
Am Tag der Schlacht erlassen, nicht gelesen?
ARISTAN keck.
Ich las, mich dünkt, ein Blatt von deiner Hand,
Das für Germanien in den Kampf mich rief!
Jedoch was galt Germanien mir?
Der Fürst bin ich der Ubier,
Beherrscher eines freien Staats,
In Fug und Recht, mich jedem, wer es sei,
Und also auch dem Varus zu verbinden!
HERMANN.
Ich weiß, Aristan. Diese Denkart kenn ich.
Du bist imstand und treibst mich in die Enge,
Fragst, wo und wann Germanien gewesen?
Ob in dem Mond? Und zu der Riesen Zeiten?
Und was der Witz sonst an die Hand dir gibt;
Doch jetzo, ich versichre dich, jetzt wirst du
Mich schnell begreifen, wie ich es gemeint:
Führt ihn hinweg und werft das Haupt ihm nieder!
ARISTAN erblaßt.
Wie, du Tyrann! Du scheutest dich so wenig –?
MARBOD halblaut, zu Wolf.
Die Lektion ist gut.
WOLF.
Das sag ich auch.
FUST.
Was gilt's, er weiß jetzt, wo Germanien liegt?
ARISTAN.
Hört mich, ihr Brüder –!
HERMANN.
Führt ihn hinweg!
Was kann er sagen, das ich nicht schon weiß?
Aristan wird abgeführt.
Ihr aber kommt, ihr wackern Söhne Teuts,
Und laßt, im Hain der stillen Eichen,
Wodan für das Geschenk des Siegs uns danken! –
Uns bleibt der Rhein noch schleunig zu ereilen,
Damit vorerst der Römer keiner
Von der Germania heil'gem Grund entschlüpfe:
Und dann – nach Rom selbst mutig aufzubrechen!
Wir oder unsre Enkel, meine Brüder!
Denn eh' doch, seh ich ein, erschwingt der Kreis der Welt
Vor dieser Mordbrut keine Ruhe,
Als bis das Raubnest ganz zerstört,
Und nichts, als eine schwarze Fahne,
Von seinem öden Trümmerhaufen weht!
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