– Du weisst doch, Marie, wie gut, wie gerne ich überzeugt bin vom Ziel, nicht wahr? Du weisst doch, aus welcher Tiefe mir das alles kommt? Du hast's ja selbst einmal empfunden, nicht?“
„Lieber, ich empfind es jeden Tag wieder!“
„Und du glaubst an mich?“
„Wie an die Sonne.“
Da hält Harald ihr dankbar die Hand hin und fragt: „Heisst das: Blüten oder Früchte glauben?“
„Beides. Eines nach dem andern, Harald.“
„Eines nach dem andern?.. Das braucht Zeit, Marie, viel Zeit ...“
„Wir sind jung.“
„... und Geduld ...“
„Die hast du.“
„Weisst du das so bestimmt?“
„Weil du die Liebe hast, Harald.“
Beide schweigen. Bis Harald, wie erleichtert, aufatmet: „Dank dir.“ Und gleich darauf versucht er wieder froh zu sein. „So ... du, ... Mama, – sag, darf ich mir mal den Läufer ansehen, deine Arbeit?“
Frau Malcorn will es lächelnd verwehren. Aber nun wird der Läufer geholt und unter der Lampe langsam aufgerollt. „O – o –“ macht Harald, noch ehe er die Stickerei ganz geöffnet hat, „schau Marie, da reden wir so viel und reden, aber wenn wir zeigen sollten, was wir gemacht haben – hm? da würden wir wohl in Verlegenheit kommen! Und da, Mütterchen, macht so etwas ganz in der Stille, ohne ein Wort, – etwas so Prächtiges. Und das wird nur ein Läufer. Nur ein Läufer. Wie man sich doch irren kann! Das hätt ich nun für ... für irgend etwas viel Festlicheres gehalten.“
Marie ist neugierig: „Zum Beispiel?“
„O – für ... für ein Kleid ...“
„Kleid!“ lacht die Holzer ausgelassen. „Trägt man bei dir solche Kleider?“ Harald schaut auf. „Bei mir? Bei mir? Wie merkwürdig das klingt: bei mir. Ich glaube es ist zum erstenmal, dass ich diese Worte nebeneinander ausspreche. Wie eine Erfindung ist das. Und doch so einfach. Eben wie alle Erfindungen .... Bei Gott, – bei den Menschen, bei – dir, – bei .... und nun, ganz analog konstruiert: bei mir, .... bei mir. – Ja, aber, was wollte ich doch?... Wovon sprachen wir?“ Und er erinnert sich seiner Zärtlichkeit. „Ja – und wozu stickst du denn diesen Läufer, Mama? Wollen wir ein Fest geben?“ Traurig sieht Frau Malcorn ihn an. Aber Marie Holzer weiss Rat. „Gott, man feiert eben mal irgend was. Man kann alles feiern.
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