nett, nicht?“
Hermann Holzer verschwendet ein paar Kusshände, und aus seinem befriedigten Lächeln kann man schliessen, dass sie nicht in den Hof hinunterfallen. Dann kehrt er sich plötzlich ins Zimmer: „Darum heirate man .... ehestens!“
Bang macht eine Bewegung der Abwehr.
Hermann Holzer bemerkt es, sieht ihn einen Augenblick an und langt sich eine Cigarette vom Tisch her.
„Willst Du nicht, Bang?“
„Danke.“
Und Holzer zündet in aller Behaglichkeit eine Cigarette an. Dann sagt er, während er das benutzte Zündholz heftig hin und her bewegt, als ob er irgend etwas durchstreichen wollte, was in der Luft geschrieben steht: „Hm? –“
Bang schaut zum Fenster hinaus. Mit den kleinen, unteren Vorderzähnen quält er sein blondes Schnurrbärtchen.
Pause.
Hermann Holzer geht schon wieder auf und ab und raucht mit unglaublicher Heftigkeit. Plötzlich bleibt er stehen, und seine Stimme bohrt sich durch den Qualm: „Farbe, Farbe, lieber Bang. Rot oder grün? Was ist los?“
Ernst Bang kommt näher, und seine Hand sieht lächerlich zart aus auf der ruhigen, runden Schulter des anderen. Er betrachtet seine Schuhe, seinen linken besonders, und spricht dabei: „Ich bin überzeugt, Du wirst mich nicht missverstehen, Hermann ....“
Holzer wird unruhig: „Muss es denn so feierlich sein? Heraus damit! Herr Gott, umgebracht hab' ich keinen ... also ...“
Bang hebt seine Augen, und sie sind ordentlich schwer von Trauer.
„Oder doch?“ lacht Holzer.
Da tritt Ernst Bang zurück zum Fenster, und es wird wieder Raum für das armselige Heimwehlied. Mitten hinein in die kleine ängstliche Melodie streut Bang die langsamen Worte: „Nimm mir's nicht übel, Hermann, aber ... Du ... zerbrichst ... sie ...“ Pause.
Hermann Holzer nimmt die Cigarette aus dem Mund und legt sie leise auf den Rand des Tisches. Der feine Rauch steigt steil auf inmitten der Stube. Unwillkürlich folgen beide mit den Blicken dieser ruhigen, feierlichen Bewegung. Da nimmt Holzer einen Stuhl in die Hände und versucht, ihn zu heben. Auf einmal lässt er ihn fallen und schreit in das Gepolter hinein:
„Du bist wohl verrückt?“
„Lass uns ruhig darüber reden, bitte ...“
Bangs Stimme zittert ein wenig.
Aber Holzer ist noch nicht so weit: „Ich ... zerbreche ... sie ...“ wiederholt er mit Betonung, als müsste er diese Worte auswendig lernen. Immer von neuem beginnt er: „Ich zer ...“
„Hermann ....“, bittet der Andere.
„Ich zer ....“ Und Holzer lacht auf einmal zügellos. Man muss es im ganzen Hause hören. Endlich geht ihm das Gelächter aus und er sagt mühsam, mit dem letzten Atem: „Willst Du mir vielleicht – erklären ...?“
Darauf hat Bang gewartet. Er beginnt leise, wie nach guter Vorbereitung. Man kann seine Augen nicht sehen. „Du erinnerst Dich doch, wie Du Helene kennen gelernt hast? Es war bei mir an einem jener lustigen Abende. Das heisst, für Euch war er lustig; für mich und für Helene war es ein Abschied, wenn Du willst – ein Abschiedsfest. Aber ... na also: etwas Wehmütiges jedenfalls. Du hast das nicht bemerkt? – Ich weiss. Zum Schluss haben wir beide es wohl selber nicht mehr gewusst.
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