Wie das so geht. Das Leben ist rasch ....“
Holzer macht eine Bewegung der Ungeduld.
„Nur einen Augenblick, Hermann. Es ist notwendig, von jenem Abend zu reden. An jenem Abend ...“ Bang kommt ein paar Schritte näher und sucht die unruhigen Blicke Holzers zu halten.
„Du hast mich nie gefragt, wie ich eigentlich zu Helene ....“
Holzer weicht ihm aus, gereizt: „Aber das geht mich ja gar nichts an ...“
Bang lächelt: „Mag sein. Ich möchte trotzdem weiter erzählen ...“
Holzer wirft sich auf das Sofa, dass alle Federn krachen. Der kreischende Misston liegt eine Weile in der Luft.
Ernst Bang vertieft sich wieder in die Betrachtung seines linken Schuhes und erzählt:
„An jenem Abend also hab' ich Euch alle zu mir gebeten, um so eine Art Verlobung zu feiern ....“
Die Federn des Sofas werden unruhig.
„Es war mir nämlich klar geworden, dass es doch etwas Anderes ist als einfach Kameradschaft, was mich an Helene band. Ich ging also mit mir zu Rate und beschloss, sie zu heiraten. Ich übersah nicht die Schwierigkeiten, welche meine Familie mir bereiten würde; ich vergass nicht, dass ich meine Karrière durch diesen Schritt beschränkte. Ich rechnete mit diesen Dingen, also waren sie kein Hindernis. Aber im letzten Augenblick, eine halbe Stunde ehe Du damals bei mir eintratest ...“
Ein Ruck in den Polstern des Sofas.
Bang sieht hin, aber Holzer liegt ganz ruhig, und Bang vollendet also: – „Da zeigte sich ein Hindernis, das ich nicht erwartet hatte.“
Pause ... „Na, und als Ihr kamt, da wusste ich es schon – und Helene ...“
Auf einmal sitzt Hermann aufrecht und wendet seine lauernden Augen gegen den Sprechenden: „Sie hat Dich abgewiesen?“
„Hm“, macht Ernst Bang ungewiss, als ob er etwas anfügen wollte, und denkt: Man sollte das Fenster öffnen vielleicht, nur eine Weile ...
Inzwischen bricht die Dämmerung über die beiden herein. Jetzt erst zündet sich Bang eine Cigarette an und geht auf und nieder. Ganz anders als Hermann. Langsam, in einem gewissen Erwarten, sich wiegend. Er fühlt sich besonders erleichtert offenbar, denn später sagt er leichthin: „September! Wie bald es schon dunkel wird.“
Wirklich, es ist ganz dunkel. Man kann nur mit Mühe erkennen, dass Holzer am Rande des Sofas sitzt, den Kopf in die Hände gesenkt. Er ändert diese Stellung nicht und darum klingen seine Worte so dumpf in der Frage: „Das ist mir nicht klar, Bang, was mich das alles angeht, was ich dabei soll?“
Ernst Bang bleibt stehen. Da wird die Stille auf einmal schwer, schwer.
Holzer reisst die Hände vom Gesicht und schreit: „Ich zerbreche sie? Warum?“
„Ruhig, ruhig ...,“ beschwichtigt Bang.
Aber Holzer springt auf. Er thut plötzlich wie Einer, der im Traum gelähmt war. Er streckt seine Arme, er probt seine Gelenke und will seine Stimme hören: „Warum?“
„Sieh sie Dir mal an, Hermann“, bittet Bang, selbst ein wenig mitgerissen. „Wie blass sie ist. Sie wird Dir krank werden, Du wirst sehen. Du quälst sie.“
Da legt ihm Holzer die Hand auf die Schulter. Und sie wird immer schwerer während dieser Worte: „Du weisst nicht, was Du sprichst, Bang. Ich thue für Helene alles, was ich kann, weisst Du. Alles mögliche. Nur Phrasen mach' ich keine. Das will sie auch nicht. Also, was quäl' ich sie?“
Bang weiss nichts zu erwidern.
Und langsam spricht Holzer weiter: „Wir sind Kameraden – einfach. So gehört sich's.
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