Wenn ich sie in der letzten Zeit manchmal vernachlässigt habe, so war die Arbeit daran schuld. Sobald sie ihr Kind haben wird, ihre Arbeit, wird sie mich auch vernachlässigen. Das ist so.“ Pause.

Ernst Bang hat seine Cigarette ausgehen lassen. Er knöpft unruhig an seinem schwarzen Gesellschaftsrock; seine Hände sind sehr weiss. Dann hört man wieder die Stimme Holzers. Sie wird immer ruhiger und bekommt immer mehr heitere Ueberlegenheit.

„Ich finde übrigens gar nicht, dass sie schlecht aussieht. Alle Mädel sehen so aus um die Zeit. Das wird schon besser werden. Du kannst Dich darauf verlassen.“ Pause. „Aber das ist so Eure Art: Sensation um jeden Preis. Nichts ruhiges. Lauter Trapezgefühle; und man wartet immer, ob sie nicht im nächsten Augenblick den Hals brechen. Ich kenne das. Aber man fällt Euch immer wieder hinein auf Eure Empfindelei.“

„Die Dinge sind vielleicht doch nicht so einfach.“ Bang sagt das fast pfeifend.

„Gewiss, weil Ihr sie nicht einfach wollt.“

„Oh wollen –“, macht Bang, „überhaupt: wollen ...“ und er schaut über alles weg ins Grenzenlose.

„Na ja, da wären wir ja glücklich wieder.“ Holzer ist fast fröhlich jetzt. Er zündet die Lampe an und verneigt sich dann vor dem Freunde:

„Euer Hochwohlgeboren erlauben: Mein Name ist Holzer. Das ist wörtlich zu nehmen. Mein Vater selig war nämlich der „alte Holzer“. Sie können von ihm hören im Dorf drunten. Die meisten werden sich an den breiten Bauer erinnern, den Holzerbauer. Und ich hab' auch noch was aus seinem Blut, hoff' ich. So was Grades, Eichenes ...“

Ernst Bang fühlt sich durch das grelle, gelbe Licht der Lampe gestört: „Ich denke, ich gehe jetzt.“

Holzer lacht: „Wie Du willst. Aber damit die Lektion in Gottes Namen doch einen Schluss hat, sag' mir doch schnell, was ich, nach Deiner Meinung, in diesem Fall zu thun habe?...“

Bang macht eine Bewegung, so, an allem vorbei.

„Sprich, die ganze Kultur steht hinter Dir, bedenke!“ Und er nimmt dem Zögernden den Hut wieder aus der Hand und begütigt, in anderem Ton:

„Wirklich, Ernst, Freund zum Freund. Du hast mir Deine Ansicht gesagt und, so sonderbar sie sein mag, ich bin Dir dankbar dafür. Ohne Zweifel hast Du auch einen Rat mitgebracht. Ein Medikament gegen das gefährliche Uebel, wie? Ihr seid ja alle Aerzte, Ihr modernen Menschen.“

Bang versucht zu lächeln.

„Ich bin gespannt. Was soll ich thun, Ernst? Was soll ich sagen?“

Und da wird Bang wieder sehr ernst. Er kommt ein paar Schritte zurück und antwortet sehr hastig: „Sagen? Hm. Ich glaube, es ist Deine Sache, einfach zuzuhören ...“

Auch Hermann lacht nicht mehr: „Ich versteh' Dich nicht ...“

„Nun, – Helene ist von denen, die sich aussprechen müssen um jeden Preis ...“ Pause. „Es könnte ja sein, dass Helene Dir etwas zu erzählen hat ... von ...