Nun dirs jedoch Vergnügen macht,
Mir jeden hergelaufnen Wicht als Huldiger
Heranzuschleppen, greifst du mir die Mußezeit
Und meine Freiheit an, ja machst mich lächerlich,
Setz ich dir keinen Punkt.
CELLINI.
Und also, du Mann Gottes,
Der mir verehrungswürdig und -bedürftig scheint
Wie nie?
MICHELANGELO.
Laß dir hier einen neuen Freund vorstellen.
CELLINI.
Mir einen neuen Freund?
TORRIGIANO zu Cellini.
Was haßt Ihr mich?
MICHELANGELO.
Es ist
Pietro Torrigiano!
Pause.
CELLINI lacht hell auf.
TORRIGIANO.
Ja, ich bins.
CELLINI.
Muß ich
Schon wieder diesen ganz verruchten Namen hören?
Doch, als ein Spaß, ists jetzt entdeckt, was uns gefoppt!
Zu Ephesus hat ein gewisser Herostrat
Den Tempel der Diana einst in Brand gesteckt,
Um sich berühmt zu machen. Minder nicht nach der
Unsterblichkeit verlangend nahm der wirkliche
Und echte Torrigiano sich ein Beispiel dran
Und schlug die Nase Michelangelos entzwei.
Und nun kommt einer her, der uns betrügen möchte,
Gibt sich für Torrigiano aus und ist doch nur
Ein Dunkelmann, der jenem solch Berüchtigtsein
Noch neidet. Was für eine Narrenwelt!
MICHELANGELO.
Ich fürcht,
Die Dinge gehen schief,
Zu Cellini.
Du irrst.
TORRIGIANO.
Und noch einmal:
Ich bins. Gib deinen Haß auf! Laß vergessen sein,
Was es einander vorzuwerfen gibt!
CELLINI lachend.
So willst
Du also elendig zugrund gehn, wie du weisst,
Daß es dem Florentiner zugedacht?
MICHELANGELO.
Daß ich
Nicht den, nicht jenen kann verdammen!
TORRIGIANO.
Wollten wir
Nicht vor den Papst, Buonarotti?
CELLINI argwöhnisch und feindselig.
Sieh dich vor!
Sorgfalt verwandtst du auf dein Schwindelkleid! Bis zur
Berechnung, daß sich Torrigiano unterwegs
Den Bart wohl schießen ließe, triebst dus!
TORRIGIANO stampft mit dem Fuß.
CELLINI.
Ja, ich weiß:
Du könntst mir auch, getreu gefälscht, den Königsbrief
Von England zeigen. Ists so?
TORRIGIANO.
Eins jedoch trügt nicht!
Ich bin bereit dazu.
CELLINI lauernd.
Ja, eins gehört allein
Dem echten Torrigiano an.
MICHELANGELO.
Cellini, hör!
Du wirst vernünftig sein. Die Dinge ändern sich.
CELLINI zu Torrigiano.
Wirf Michelangelos Profil auf dieses Blatt!
TORRIGIANO höhnisch.
Ich tats bereits. Drehs um!
MICHELANGELO.
Halloh!
CELLINI.
Dem Teufel stand
Ich gegenüber und sah seinen Pferdfuß nicht!
Gegen die Tür.
Herbei, herbei, Gesellen! Torrigiano ist
Wahrhaft in Rom!
DIE MENGE die sich an der Tür versammelt hat.
Der Torrigiano ist in Rom?
Wo ist er denn?
CELLINI.
Man sagt von der geängsteten
Und ganz verscheuchten Kreatur, daß sie gradaus
Ins Feuer rennt bei einem Brand. Wahr muß es sein!
Wagnis und Tollkühnheit sind nicht die Namen mehr:
Der dort ists selbst, der Meister Michelangelo
Das Nasenbein zerschlug. Fort, streut es in die Gassen!
MICHELANGELO.
Dreimal verfluchte Gaukelei!
CELLINI beugt vor Michelangelo das Knie.
Hab Dank, daß du
Ihn hieltst.
Zu Torrigiano.
Zieh, Schuft!
TORRIGIANO zu Michelangelo.
So wärs Verrat?
Zu Cellini.
Dann wahre dich!
Hitziges Gefecht.
MICHELANGELO.
Laß ich sie fechten, stell ichs ihrem Stahl anheim,
Sich einen wegzufressen?
Cellini erhält eine Stirnwunde.
Eine Lösung wärs.
Der eine hat mein Wort. Der andere mein Herz
Es muß sich anders, muß sich sittlich klären.
Er tritt zwischen sie.
Halt!
Kein Mißverständnis!
Zu Cellini.
Nirgends gab ich dir das Recht,
In diesem Raum jemanden feindlich anzufallen;
Zu Torrigiano.
Dir einen Grund, an meinem Wort zu zweifeln. Steckt
Die Degen ein!
TORRIGIANO.
So führ mich vor den Papst! Ich darfs
Nun doppelt fordern.
CELLINI zu Michelangelo.
Vor den Papst? Was will er dort?
MICHELANGELO.
Er ist mein Feind nicht mehr. Ich habe ihm verziehn.
CELLINI.
Man hängt ihn an der nächsten Vogelfelle auf.
Zu Torrigiano.
Schlugst du die Nase des Buonarotti ein,
Streckst du die Zunge dafür raus! S' ist billig Recht.
MICHELANGELO.
Cellini, hör mich an!
TORRIGIANO zu Cellini.
Ich habe vorerst nichts
Mit dir zu tun. Wenn du auch Rechenschaft mir stehst,
Die Stunde ist doch noch nicht reif dazu! Jetzt machst
Du dich nur lächerlich vor mir.
CELLINI.
Das ist denn doch –
MICHELANGELO.
Darnach, daß ich dir ohne Umschweif sage: Mit
Pietro Torrigiano hab ich mich vorhin
Nicht nur versöhnt, ich hab ihm auch die Amnestie
Versprochen.
TORRIGIANO triumphierend.
Nun, Cellini, lenkst du ein?
CELLINI zu Michelangelo.
Du hast
Dich – –
MICHELANGELO.
mit ihm ausgesöhnt.
TORRIGIANO zu Cellini, höhnisch.
Du schweigst?
CELLINI zu Michelangelo.
Du hast ihm gar – –?
MICHELANGELO.
Die Amnestie versprochen.
CELLINI.
Schwörs!
MICHELANGELO.
Beim Sakrament,
Nun ists genug! Wahr ists, ich liebe alles, was
Den Gärtner lobt; was aus dem Stengel glüht, geschützt
Von zarterhobnen Händen, die dem Nordwind wehren,
Und wage an der halberschlossnen Rose kaum
Zu riechen, weil ich fürchte, sie verdorrt. Denn ich
Bin ruppiger Natur. Das Schlinggewächs jedoch
Und Rankenzeug, das nach dem Fuße greift und ihn
Verstrickt, das lieb ich nicht. Benimmt es mir den Schritt,
Dann reiß ich's aus.
CELLINI.
So hab ich hier nichts mehr zu tun.
In diesem Augenblicke fand ein Schisma statt:
Es trennte heftig sich von Michelangelo
Sein besseres Gewissen, das bin ich. Nun traf,
Was mir in schweren Träumen mancherlei das Herz
Erschreckte, nun trafs ein! So standen sie, wie jetzt,
Die Füße nach derselben Richtung setzend, da,
Freundselig.
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