Ich schob das Rad hundert Meter von der Straße weg und warf es in ein Moorloch, wo es zwischen Entengrütze und Wasserhahnenfuß untersank. Dann stieg ich auf eine Anhöhe, von wo ich die beiden Taler überblicken konnte. Nichts rührte sich auf dem langen weißen Band der Straße, das sie durchzog.

Ich sagte schon, daß sich auf der ganzen Hochebene keine Ratte hätte verstecken können. Mit fortschreitendem Tage war sie von weichem, frischem Licht überflutet, duftend und sonnig wie das Veld in Südafrika. Zu anderen Zeiten hätte mir diese Landschaft nur zu gut gefallen, aber jetzt schien sie mich zu ersticken. Das freie Moorland rings umher kam mir vor wie Gefängnismauern und die frische Bergluft wie Kerkergeruch.

Ich warf eine Münze in die Luft: Wappen oder Zahl, rechts oder links - das Wappen lag oben, also wandte ich mich nach Norden. Nach kurzer Zeit kam ich an einen Hügelkamm, der wie eine Mauer am Paß entlanglief. Ich konnte den Verlauf der Landstraße etwa zehn Meilen weit sehen, und weit unten bewegte sich etwas auf ihr, was ich für ein Auto hielt. Hinter dem Kamm erstreckte sich welliges, grünes Moorland, das in bewaldete Schluchten abfiel. Nun habe ich im Verlauf meines Lebens auf dem Veld Augen bekommen wie ein Habicht und kann Dinge sehen, für die die meisten Menschen ein Teleskop brauchen... Unten am Hang, etwa zwei Meilen entfernt, rückte eine Kette von Männern vor wie Treiber bei der Jagd.

Ich duckte mich hinter die Horizontlinie. Dieser Weg war mir also abgeschnitten, und ich mußte es mit den höheren Bergen im Süden hinter der Landstraße versuchen.

Der Wagen, den ich erspäht hatte, kam allmählich näher, aber er war noch weit weg und hatte ein paar steile Steigungen vor sich. Ich lief schnell und geduckt und behielt im Laufen den Hang des Hügels vor mir im Auge. War es Einbildung, oder sah ich Gestalten - eine, zwei, vielleicht mehr -, die sich in einer kleinen Schlucht hinter dem Bach bewegten?

Wenn man auf freiem Felde von allen Seiten eingekreist ist, gibt es nur eine Möglichkeit zu entrinnen. Man muß an Ort und Stelle bleiben und die Feinde einen suchen und nicht finden lassen. Das sagte mir mein Verstand, aber wie, um Himmels willen, sollte ich auf diesem glatt ausgebreiteten Tischtuch nicht gefunden werden? Ich hätte mich gern bis zum Hals in den Schlamm hineingewühlt oder ins Wasser gelegt oder wäre auf den höchsten Baum geklettert. Aber es war keine Spur von einem Baum da, die Moorlöcher waren kleine Pfützen, und der Bach war ein Rinnsal.

Da stieß ich in einer kleinen Ausbuchtung der Straße auf den Steinklopfer.

Er war gerade gekommen und warf unlustig seinen Hammer auf den Boden. Aus Fischaugen sah er zu mir herüber und gähnte.

»Verflucht der Tag, wo ich das Hüten aufgegeben hab'!« sagte er - zur Welt im allgemeinen.

»Da war ich doch mein eigener Herr. Jetzt bin ich Regierungssklave, auf der Straße angebunden, hab' entzündete Augen und einen krummen Buckel.«

Er nahm den Hammer auf, schlug auf einen Stein, ließ das Werkzeug mit einem Fluch fallen und hielt sich mit beiden Händen den Kopf. »Erbarmen! Mein Kopf platzt!« schrie er.

Er sah wüst aus, war etwa von meiner Größe, aber sehr gebückt, der Bart an seinem Kinn war etwa eine Woche alt, er trug eine riesige Hornbrille.

»Ich schaff' es nicht!« rief er. »Der Inspektor soll mich nur anzeigen. Ich will in mein Bett.«

Ich fragte, was denn los sei, obwohl das eigentlich klar genug war.

»Was los ist - ich bin noch nicht nüchtern. Gestern abend hat meine Tochter Merran Hochzeit gefeiert, und da haben sie bis vier Uhr im Kuhstall getanzt. Ich und ein paar andere haben gesoffen. Und jetzt ist mir speiübel. Schade, daß ich den Wein angesehen hab', er war so schön rot.«

Ich war auch der Meinung, daß er ins Bett gehörte.

»Leicht gesagt«, stöhnte er. »Aber gestern hab' ich eine Postkarte gekriegt, daß der neue Straßeninspektor heute die Runde macht. Der kommt und findet mich nicht, oder er findet mich betrunken, und das kommt aufs gleiche hinaus: ich bin erledigt. Ich kann ja ins Bett gehen und sagen, ich bin krank, aber das hilft mir sicher nichts, denn die kennen meine Art von Krankheit.«

Da fiel mir etwas ein. »Kennt Sie der neue Inspektor?« fragte ich.

»Der nicht.