Verschiedne Samoaner benützen die sich bietende Gelegenheit, Milliard-City und »seine Umgebung« zu besuchen. Auch die Milliardeser versehen sich von der Bevölkerung der Gruppe eines herzlichen Empfangs.

Der im Hintergrund der Bay gelegne Hafen schützt gegen die Winde vom offnen Meere und hat einen bequemen Zugang.

Selbst Kriegsschiffe gehen darin häufig vor Anker.

Unter den heute zuerst Ausgeschifften befindet sich Sebastian Zorn mit seinen Kameraden, denen sich der Oberintendant angeschlossen hatte. Calistus Munbar ist wie gewöhnlich voll liebenswürdigen, übersprudelnden Humors. Er hat erfahren, daß von drei oder vier Familien der Notabeln ein Ausflug in Wagen mit neuseeländischen Pferden nach Leone verabredet ist. Da sich die Coverley’s und die Tankerdon’s dabei begegnen müssen, kommt es vielleicht zu einer weitern Annäherung zwischen Walter und Dy, was ihm schon ganz recht wäre.

Beim Umherspazieren mit dem Quartett spricht er von diesem großen Ereigniß; er wird wie gewöhnlich lebhaft, ja begeistert.

»Liebe Freunde, sagt er, wir stecken rein in einer komischen Oper… ein glücklicher Zwischenfall führt zur Lösung des Knotens… Ein durchgehendes Pferd… ein umschlagender Wagen…

– Ein räuberischer Ueberfall, fügt Yvernes ein.

– Eine allgemeine Abschlachtung der Ausflügler! setzt Pinchinat hinzu.

– Dazu könnte es wohl kommen! brummte der Violoncellist im Todtengräbertone, als wenn er die tiefste Saite seines Instruments anschlüge.

– Nein, liebe Freunde, nein! ruft Calistus Munbar listig lachend. Gehen wir nicht so weit! So vielen Aufwands bedarf es gar nicht! Nur so eines kleinen Unfalls, bei dem Walter Tankerdon so glücklich wäre, der Miß Dy Coverley das Leben zu retten….

– Und dazu noch etwas Musik von Boïeldieu oder Auber!

sagt Pinchinat mit einer Handbewegung, als drehe er die Kurbel eines Leierkastens.

– Sie, Herr Munbar, fragt Frascolin, haben also diese Verbindung immer noch im Auge?

– Das will ich meinen, lieber Frascolin! Tag und Nacht träum’ ich davon! Ich verliere darüber allen Humor! (Das schien nicht gerade zutreffend.) Ich magere zusehends ab.

(Stimmte ebensowenig.) Ich sterbe noch, wenn es nicht dazukommt!

– Es wird sich noch alles machen, Herr Oberintendant, erwidert Yvernes in klangvollem Prophetentone, denn Gott kann den Tod Eurer Excellenz nicht wollen!

– Er würde auch dabei verlieren!« meinte Calistus Munbar.

Alle fünf begeben sich nun nach der Hütte eines Eingebornen, trinken hier auf das Wohlsein der zukünftigen Gatten ein paar Glas Cocoswasser und essen saftige Bananen dazu.

Die samoanische Bevölkerung, die die Straßen von Pago-Pago belebt oder unter den Bäumen in der Nähe des Hafens verkehrt, bildet für unsre Pariser eine wahre Augenweide. Die Männer sind über mittelgroß und von braungelbem Teint, haben einen runden Kopf, eine mächtige Brust, muskulöse Glieder und sanften, heitern Gesichtsausdruck. Vielleicht zeigen sie etwas zu reichliche Tätowierung auf Armen, Brustkasten und Schenkeln, die eine Art Rock aus Gräsern oder Blättern unvollkommen bedeckt. Das Haar der Leute ist schwarz, schlicht oder lockig, je nach Geschmack der eingebornen Stutzer.

»Die reinen Wilden Ludwigs XV.! bemerkt Pinchinat. Es fehlen ihnen nur noch Rock, Hosen, Degen, Strümpfe, Hackenschuhe, Federhut und Schnupftabaksdose, um bei den kleinen Empfängen in Versailles hoffähig zu sein!«

Die samoanischen Frauen und jungen Mädchen gehen ebenso lückenhaft bekleidet wie die Männer, tätowieren sich Brust und Hände, tragen Gardeniakränze auf dem Kopfe und Halsbänder von rothem Hibiscus, und rechtfertigen so die Bewunderung, wovon die Berichte der ersten Besucher überfließen…

wenigstens so lange sie jung sind.

Ihre Zurückhaltung und ungezierte Schüchternheit, ihre Grazie und ihr Lächeln entzücken das Quartett, als sie ihm

»Kalosa«, d. i. Guten Tag, mit sanfter melodischer Stimme zurufen.

Ein Ausflug, den unsre Touristen am nächsten Tage unternehmen, bietet ihnen Gelegenheit, die Insel von einer Küste bis zur andern kennen zu lernen. Ein Wagen des Landes führt sie nach der entgegengesetzten Küste, nach der Bay von França, deren Name an Frankreich (la France) erinnert. Ein 1884 eingeweihtes Monument aus weißer Koralle trägt eine Bronzetafel mit den eingravierten unvergeßlichen Namen des Commandanten de Langle, des Naturforschers Lamonon und der neun Matrosen, der Begleiter Lapérouse’s, die an dieser Stelle ermordet wurden.