Es ist das zweite Quartett in As-dur, Op. 13 von Mendelssohn, dem das königliche Auditorium mit unverholenem Entzücken lauscht.

Diesem Quartette folgt das dritte in C-dur, Op. 75 von Haydn, das heißt, die österreichische Hymne, die mit unvergleichlicher Maestria vorgetragen wird. Niemals erhoben sich ausübende Musiker so nahe bis zur Vollkommenheit, wie in den stillen Räumen dieses Heiligthums, wo unsre Künstler nur zwei entthronte Souveräne als Zuhörer hatten.

Nach Beendigung dieser wahrhaft erhebenden Hymne spielen sie das sechste Quartett in H-moll, Op. 18 von Beethoven, jene »Malinconia« von so düsterm Charakter und so ergreifender Macht, daß die Augen ihrer Majestäten sich mit Thränen füllen.

Hierauf folgt die wunderbare Fuge in C-moll von Mozart, die so vollendet, so frei von aller Gesuchtheit und so natürlich ist, daß sie wie ein klares Wasser dahinzugleiten oder wie ein leichter Wind durch Laubwerk zu wehen scheint. Dieser schließt sich endlich eines der prächtigsten Werke des göttlichen Meisters an, das zehnte Quartett in D-dur, Op. 35, womit diese unvergeßliche Soirée, derengleichen die Nabobs der Milliard-City noch nie zu genießen Gelegenheit fanden, ihr Ende erreichte.

Die Franzosen konnten beim Vortrage der herrlichen Tondichtungen ebensowenig ermüden, wie der König und die Königin, ihnen zuzuhören.

Es ist aber elf Uhr geworden und der König sagt:

»Wir danken Ihnen, meine Herren, und dieser Dank kommt aus tiefstem Herzen. Dank der Unübertrefflichkeit Ihres Vortrags haben wir uns eines Kunstgenusses erfreuen dürfen, dessen Andenken nie in uns erlöschen wird! Es hat uns sehr wohlgethan…

– Wünschen es Eure Majestät, so könnten wir noch…

– Ich danke Ihnen, meine Herren, ich danke Ihnen nochmals.

Wir wollen Ihre Gefälligkeit nicht mißbrauchen! Es ist schon spät… und dann… diese Nacht hab’ ich noch Dienst.«

Diese Worte aus dem Munde des Königs bringen die Künstler zur Wirklichkeit zurück. Dem Souverän, der so spricht, gegenüber, fühlen sie sich verlegen…

»Nun ja, meine Herren, fährt der König in heiterm Ton fort.

Bin ich nicht der Astronom des Observatoriums von

»Standard-Island?«… Und, setzt er nicht ohne einige Bewegung hinzu, Inspector der Sterne und der… erlöschenden Gestirne…«

Viertes Capitel

Ein britisches Ultimatum

Während der letzten, den Vergnügungen der Christmas gewidmeten Woche des Jahres ergehen zahlreiche Einladungen zu Diners, Soiréen und officiellen Empfängen. Ein vom Gouverneur den ersten Persönlichkeiten der Milliard-City angebotenes und von den Notabeln beider Stadthälften angenommenes Bankett zeugt von einer gewissen Verschmelzung der beiden Theile.

Die Tankerdon’s und Coverley’s finden sich hier an einem Tische zusammen. Am ersten Tage des Jahres werden gewiß Glückwunschkarten zwischen dem Hôtel der Neunzehnten und dem der Fünfzehnten Avenue ausgetauscht. Walter Tankerdon erhält sogar eine Einladung zu einem der Concerte der Mrs.

Coverley. Die Art und Weise, wie ihn die Dame des Hauses empfängt, ist von guter Vorbedeutung. Von da bis zu einer engsten Verbindung ist es freilich noch weit, obwohl Calistus Munbar in seiner chronischen Verblendung nie aufhört, gegen jeden, der es hören will, zu wiederholen:

»Es ist abgemacht, meine Freunde, die Sache ist in Ordnung!«

Inzwischen setzt die Propeller-Insel ihre friedliche Fahrt nach dem Archipel von Tonga-Tabu fort. Nichts schien dieselbe stören zu sollen, als sich in der Nacht vom 30. zum 31.

December eine unerwartete meteorologische Erscheinung zeigt.

Zwischen zwei und drei Uhr hört man entfernte Detonationen; die Wachen legen denselben keine besondre Bedeutung bei. Es scheint kaum annehmbar, daß es sich um einen Seekampf handeln könnte oder doch höchstens um einen solchen zwischen den Schiffen der südamerikanischen Republiken, die sich so häufig in den Haaren liegen. Auf Standard-Island, der unabhängigen Insel, die mit allen Mächten beider Welten in Frieden lebt, braucht man sich also nicht zu beunruhigen.

Die von der Westseite her dröhnenden Detonationen dauern übrigens bis zum Tagesanbruch fort und können mit dem Donnergerolle entfernten Artilleriefeuers nicht verwechselt werden.