Und für genannten Sack war doch gar nichts zu fürchten, da der Ertrag jedes Vierteljahres in Gestalt von Tratten nach Amerika gesendet und in der Bank von New-York niedergelegt wurde. Am richtigsten erschien es also, den Starrkopf seinem sinnlosen Mißtrauen allein zu überlassen.

Die Zukunft scheint jetzt ja mehr als je gesichert. Die Rivalität zwischen beiden Inselgruppen zeigt eine Abnahme, worüber sich Cyrus Bikerstaff und seine Adjuncten beglückwünschten. Der Oberintendant übertrifft sich seit »dem großen Ereignisse auf dem Balle im Stadthause« fast selbst.

Walter Tankerdon hat ja mit Miß Coverley getanzt! Darf man daraus schließen, daß die Spannung zwischen beiden Familien nachgelassen hat? Jedenfalls sprechen Tankerdon und seine Freunde nicht mehr davon, aus Standard-Island eine gewerbe-und handeltreibende Insel zu machen. In der hohen Gesellschaft spricht man viel von jenem Vorkommnisse auf dem Balle. Scharfblickende Leute erkennen darin eine Annäherung, ja mehr als diese, eine Vereinigung, die den privaten und öffentlichen Streitigkeiten ein Ende machen wird.

Und wenn das eintrifft, so glauben wir versichern zu können, daß ein junger Mann und ein junges Mädchen, die einander ganz würdig sind, ihren innigsten Wunsch werden in Erfüllung gehen sehen.

Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß Walter Tankerdon sich von den Reizen der Miß Coverley hat fesseln lassen. Das datiert schon von einem Jahr her. Unter den obwaltenden Verhältnissen hat er sich freilich niemand anvertraut. Miß Dy hat aber seine Gefühle errathen, hat ihn verstanden und fühlt sich von seiner Discretion höchst angenehm berührt. Vielleicht ist sie sich über das eigne Herz klar geworden, das dem des jungen Walter entgegen schlägt. Natürlich hat sie das aber verheimlicht. Sie bewahrt die strenge Zurückhaltung, die die weibliche Würde und die Entfremdung der beiden Familien ihr auferlegen.

Ein Beobachter hätte jedoch bemerken können, daß Walter und Miß Dy sich nicht an den Erörterungen betheiligen, die in dem Hôtel der Fünfzehnten und in dem der Neunzehnten Avenue zuweilen vorkommen. Ueberläßt sich der unbeugsame Tankerdon manchmal scharfen Ausfällen gegen die Coverley’s, so hängt sein Sohn den Kopf, schweigt und verschwindet. Wenn Nat Coverley über die Tankerdon’s wettert, schlägt seine Tochter die Augen nieder, ihr hübsches Gesicht erbleicht und sie sacht, freilich ohne Erfolg, das Gespräch auf andre Gebiete abzulenken. Daß die Familienhäupter gar nichts »merken«, ist das allgemeine Schicksal der Väter, denen die Natur eine Binde um die Augen gelegt hat. Mrs. Coverley und Mrs. Tankerdon dagegen sind –

wenigstens nach Calistus Munbar’s Behauptung – freilich nicht so blind. Die Mütter haben ihre Augen nicht, um damit nichts zu sehen, und die Herzensangelegenheiten ihrer Kinder machen ihnen schwere Sorgen, da das einzige Heilmittel dafür ausgeschlossen erscheint. Sie fühlen recht gut, daß bei der Feindseligkeit der zwei Rivalen, bei ihrer in der Frage des Vortritts leicht verletzten Eigenliebe, an eine Versöhnung, eine Vereinigung kaum zu denken ist. Walter und Miß Dy lieben einander aber doch – ihren Müttern ist das schon längst kein Geheimniß mehr.

Wiederholt ist dem jungen Manne schon nahe gelegt worden, eine Wahl unter den heiratsfähigen jungen Damen der Backbordhälfte zu treffen, wo es recht hübsche, sein gebildete und auch seinen Vermögensverhältnissen entsprechende Evastöchter giebt, deren Familien eine solche Verbindung mit Freuden begrüßen würden.

Sein Vater und seine Mutter haben ihn, wenn auch letztere nicht drängend, dazu zu veranlassen gesucht. Walter hat es immer mit der Einwendung, keine Neigung zum Heiraten zu verspüren, abgeschlagen. Das paßt aber dem alten Kaufmann von Chicago nicht.