Wer mehrere hundert Millionen besitzt, der soll und darf nicht Hagestolz werden. Findet sein Sohn keine ihm zusagende Partie auf Standard-Island, gut, so mag er reisen, mag er nach Amerika oder nach Europa gehen. Mit seinem Namen, seinem Vermögen und seiner äußern Erscheinung wird er nur die Qual der Wahl haben… und selbst wenn er sich um eine königliche oder kaiserliche Prinzessin bewürbe! So drückt sich Jem Tankerdon aus. Doch allemal, wenn sein Vater ihn auf diese Weise an die Mauer gedrückt hat, weigert sich Walter, diese zu übersteigen, um in der Fremde eine Gattin zu sachen. Seine Mutter hat ihm deshalb auch schon öfters gesagt:

»Mein liebes Kind, giebt es denn etwa hier ein Mädchen, die Dir besonders gefiele?

– Ja, liebe Mutter!« lautete dann seine Antwort.

Da Mrs. Tankerdon aber nie so weit ging, ihn zu fragen, wer diese wäre, hat er es nicht für angezeigt gehalten, sie zu nennen.

Ganz ähnlich liegt es bei der Familie Coverley; denn daß der einstige Banquier von New-Orleans seine Tochter mit einem der jungen Herrn, die an den beliebten Empfangsabenden in seinem Hause verkehren, vermählt zu sehen wünscht, unterliegt gar keinem Zweifel. Paßt jener davon keiner, gut, so werden ihre Eltern sie ins Ausland mitnehmen… werden Frankreich, Italien, Deutschland besuchen… dann erklärt indeß Miß Dy stets, sie ziehe es vor, in Milliard-City zu bleiben… sie fühle sich auf Standard-Island besonders wohl… und wünsche es nie verlassen zu müssen. Mr. Coverley wird durch diese Antwort, deren wirkliches Motiv ihm entgeht, nicht wenig beunruhigt.

Mrs. Coverley hat ihrer Tochter übrigens keine so directe Frage gestellt, wie Mrs. Tankerdon ihrem Sohne, auch liegt die Annahme nahe, daß Miß Dy nicht mit der gleichen Freimüthigkeit – nicht einmal ihrer Mutter – zu antworten gewagt hätte.

So liegen zur Zeit die Dinge. Obwohl sie sich über die Natur ihrer Gefühle nicht mehr täuschen können, seitdem sie manchmal einen verständnißinnigen Blick gewechselt haben, ist zwischen den jungen Leuten darüber noch kein Wort gefallen. Sie treffen sich auch nur in den officiellen Salons, bei den Empfängen Cyrus Bikerstaff’s oder bei irgendwelcher Feierlichkeit, von der sich die Milliardeser Notabeln ohne Gefährdung ihres gesellschaftlichen Ranges nicht ausschließen können. Bei solchen Gelegenheiten beobachten Walter Tankerdon und Miß Coverley die strengste Zurückhaltung, da jede Unklugheit ihrerseits die unliebsamsten Folgen hervorrufen kann.

Sehr erklärlich erscheint hiernach die verblüffende Wirkung des merkwürdigen Vorfalles auf dem Balle des Gouverneurs, eines Ereignisses, in dem zu Uebertreibungen geneigte Köpfe einen Scandal haben erkennen wollen und von dem am folgenden Tage die ganze Stadt voll ist. Und doch ging die Sache so ungemein einfach zu. Der Oberintendant hat Miß Coverley zwar zum Tanze aufgefordert, sich aber bei Beginn der Quadrille… der abscheuliche Munbar!… nicht rechtzeitig eingefunden; Walter Tankerdon ist deshalb an seine Stelle getreten, und Miß Dy hat ihn doch als Partner annehmen müssen.

Daß diese für die feinere Welt Milliard-Citys so wichtige Thatsache zu den verschiedensten Deutungen Anlaß gab, ist nicht nur wahrscheinlich, sondern sogar gewiß. Mr. Tankerdon hat darüber seinen Sohn und Mr. Coverley seine Tochter ausgefragt. Was die jungen Leute geantwortet, ob sich auch Mrs. Coverley und Mrs. Tankerdon in die Sache eingemischt und welche Erfolge sie dadurch erzielt haben, das hat Calistus Munbar trotz seines Späherblicks und seiner diplomatischen Schlauheit nicht enträthseln können. Auf eine bezügliche Frage Frascolin’s antwortet er auch nur mit einem Zwinkern des rechten Auges – was gar nichts sagen will, weil es thatsächlich nichts ist. Doch möchten wir hier einflechten, daß Walter Tankerdon seit jenem denkwürdigen Tage, wenn er der Mrs.