Nach einigen weitern Fragen und Antworten wurde die Erlaubniß dazu ertheilt.
Der Häuptling giebt über das Erscheinen der Touristen weder Freude noch Mißvergnügen zu erkennen, und auf ein Zeichen von ihm ziehen sich die Eingebornen in ihre Strohhütten zurück.
»Alles in allem scheinen die Leute hier nicht so bösartiger Natur zu sein, bemerkt Pinchinat.
– Das ist aber doch kein Grund, irgendeine Unklugheit zu begehen,« antwortet Frascolin.
Eine Stunde lang lustwandeln die Künstler im Dorfe umher, ohne im geringsten belästigt zu werden. Der Häuptling im blauen Rocke hat sich wieder in seine Hütte begeben, und die Eingebornen läßt die ganze Sache offenbar ganz gleichgiltig.
Nachdem sie durch die Dorfstraßen von Tampoo spaziert sind, in denen sich keine Strohhütte öffnet, um sie gastlich zu empfangen, begeben sich Sebastian Zorn, Yvernes, Pinchinat, Frascolin und der Lootse nach nahe gelegnen Tempelruinen, einer Art Eulennestern unsern eines Hauses, in dem der Zauberer der Ortschaft wohnt.
An seine Thür gelehnt, wirst ihnen dieser Zauberer einen keineswegs ermuthigenden Blick zu, und seine Bewegungen scheinen anzudeuten, daß er ihnen ein schlimmes Geschick wünschen möchte.
Frascolin sucht sich mit Hilfe des Lootsen mit dem Wundermann in Verbindung zu setzen Da nimmt dieser aber einen so abstoßenden Gesichtsausdruck und eine so drohende Haltung an, daß man jede Hoffnung aufgeben muß, diesem fidschischen Stacheligel ein Wort zu entlocken.
Inzwischen hat sich Pinchinat trotz an ihn ergangner Warnungen etwas entfernt und begiebt sich in ein dichtes Bananengehölz, das sich einen Hügelabhang hinaufzieht.
Als dann Sebastian Zorn, Yvernes und Frascolin, entmuthigt durch den grollenden Zauberer, sich anschicken, Tampoo zu verlassen, vermissen sie plötzlich ihren Kameraden.
Nun ist es aber schon Zeit geworden, nach dem Boote zurückzukehren. Bald muß die Ebbe einsetzen, und die wenigen Stunden, die sie anhält, sind nicht zu viel, um den Lauf der Rewa hinabzufahren. Beunruhigt durch die Abwesenheit Pinchinat’s, ruft Frascolin ihn mit lauter Stimme.
Sein Ruf bleibt ohne Antwort.
»Wo ist er denn? fragt Sebastian Zorn.
– Ja… ich weiß es nicht… antwortet Yvernes.
– Hat einer von Ihnen Ihren Freund weggehen sehen?«
erkundigt sich der Lootse.
Nein, keiner hat das gesehen.
»Er wird vom Dorfe aus jedenfalls auf einem Fußwege nach dem Boote zurückgekehrt sein, meint Frascolin.
– Daran hätte er unrecht gethan, antwortet der Pilot, doch gehen wir ihm nach, ohne Zeit zu verlieren!«
Schwer geängstigt brechen alle auf. Der Pinchinat macht immer solche Streiche, und die Wildheit der Eingebornen, die jeder Civilisation hartnäckigen Widerstand leisteten, als nur eingebildet zu betrachten, kann ihn den schlimmsten Gefahren aussetzen.
Auf dem Wege durch Tampoo bemerkt der Lootse mit einiger Besorgniß, daß kein einziger Bewohner mehr zu sehen ist. Alle Thüren der Strohhütten sind geschlossen, auch vor der des Häuptlings ist kein Eingeborner mehr zu entdecken. Die mit der Zubereitung von Curcuma beschäftigten Frauen sind ebenfalls verschwunden. Das Dorf scheint seit einer Stunde völlig verlassen zu sein.
Die kleine Gesellschaft beschleunigt ihren Schritt.
Wiederholt, doch vergeblich, ruft man nach dem Verschwundnen. Sollte er doch nicht nach der Uferstelle, wo das Boot festgelegt war, zurückgekehrt sein? Oder läge die unter der Aufsicht des Maschinisten und der beiden Matrosen zurückgelassene Schaluppe gar nicht mehr da?
Noch sind einige hundert Schritte zurückzulegen. Alle beeilen sich nach Kräften, und aus dem Waldessaume hervortretend, sehen sie das Boot mit seinen drei Wächtern.
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