Seien Sie überzeugt, daß sie freundlich aufgenommen werden, vorausgesetzt, daß keine Epidemien…

– Keine, versichere ich Ihnen!

– So mögen sie sich ausschiffen… recht viele… die Mangiesen werden ihnen den besten Empfang bereiten, denn sie sind gastfreundlicher Art; nur…

– Nur?…

– Ihre Majestäten haben in Uebereinstimmung mit dem Rathe der Häuptlinge verordnet, daß auf Mangia wie auf den übrigen Inseln alle Fremden einen Eintrittszoll zu zahlen haben…

– Was? Einen Eintrittszoll?…

– Ja. Zwei Piaster. Es ist ja nur wenig… zwei Piaster für jede Person, die die Insel betritt.«

Entschieden ist der Vorschlag hierzu von dem Residenten ausgegangen, der König, die Königin und der Rath der Häuptlinge haben ihn schnellstens angenommen, ein guter Theil des Ertrags fließt aber Seiner Excellenz zu. Da es auf den östlichen Inseln niemals vorgekommen ist, daß ein solcher Zoll erhoben wurde, giebt der Hafenkapitän darüber seiner Verwunderung unverholenen Ausdruck.

»Ist das Ihr Ernst? fragt er.

– Voller Ernst, versichert der Resident, und ohne Erlegung jener zwei Piaster können wir niemand Zutritt gewähren.

– Es ist schon gut!« antwortet der Hafenkapitän.

Er verläßt grüßend Seine Excellenz, begiebt sich nach dem Telegraphenbureau und meldet dem Commodore, was er erfahren hat.

Ethel Simicoë setzt sich mit dem Gouverneur in Verbindung mit der Frage, ob es angezeigt sei, mit der Schraubeninsel bei Mangia zu halten, da ihm jene Forderung ebenso bestimmt wie ungerecht erscheine.

Die Antwort läßt nicht lange auf sich warten. Nach Verabredung mit seinen Adjuncten weist Cyrus Bikerstaff es ab, sich dieser vexatorischen Abgabe zu unterwerfen, und beschließt, daß Standard-Island weder vor Mangia, noch vor einer andern Insel des Archipels Aufenthalt nehmen soll. Der habsüchtige Pastor bleibt also auf seinem Vorschlage sitzen, und die Milliardeser werden in benachbarten Gegenden minder beutelustige Eingeborne besuchen.

Die Maschinisten erhalten Befehl, ihren zehn Millionen Pferdekräften die Zügel schießen zu lassen, und damit wurde Pinchinat des Vergnügens beraubt, ehrenwerthen Menschenfressern die Hand zu drücken… wenn es solche hier gab. Doch nein; er mochte sich trösten. Auch auf den Cooks-Inseln verzehrt man sich – vielleicht leider! – heutzutage gegenseitig nicht mehr. Standard-Island schlägt nun eine Richtung durch den breiten Meeresarm ein, der sich bis zum Ende der vier, nordsüdlich aneinander gereihten Inseln fortsetzt. Ueberall schwärmen Piroguen umher, die einen sein gebaut und ausgerüstet, die andern plump aus einem Baumstamme hergestellt, alle aber von kühnen Fischern bemannt, die den hier so zahlreich vorkommenden Walfischen nachstellen.

Die Inseln sind sehr fruchtbar, und man begreift, daß England ihnen seine Schutzherrschaft aufgenöthigt hat, natürlich mit dem Hintergedanken, sie später ganz in Besitz zu nehmen. Von Mangia selbst sieht man seine felsigen, von einem Korallenband umrahmten Küsten, seine blendend weißen Häuser, die mit Kalk, der aus Korallen gebrannt wurde, getüncht sind, und seine vom dunkeln Grün der Tropennatur geschmückten Hügel, deren Höhe zweihundert Meter nirgends überschreitet.

Am nächsten Tage zeigt sich das, an seinen bis oben hinauf bewaldeten Höhen erkennbare Rarotonga. In der Mitte nur strebt ein fünfzehnhundert Meter hoher Vulcan empor, dessen kahler Gipfel aus dichtem Gehölz hervorragt. Unter dem Baumdunkel sieht man ein weißes Gebäude mit gothischen Fenstern, die protestantische Kirche. Die großen Bäume mit mächtigen Aesten und unregelmäßig geformtem Stamm erscheinen verworfen, voller buckliger Auswüchse und verdreht, wie alte Apfelbäume der Normandie oder alte Oliven der Provence.

Vielleicht hat der Reverend, der die rarotongischen Gewissen regiert, und zwar im Verein mit der Deutschen oceanischen Gesellschaft, in deren Hand sich der ganze Handel der Insel befindet… vielleicht hat er nicht nach dem Beispiele seines Amtsbruders in Mangia eine Fremdentaxe eingeführt, und vielleicht könnten die Milliardeser ohne den Beutel zu ziehen ihre Ehrerbietung den beiden Königinnen erweisen, die sich hier um die Souveränität streiten und von denen die eine im Dorfe Arognani, die andre im Dorfe Avarua wohnt. Cyrus Bikerstaff hält es aber doch nicht für gerathen, bei dieser Insel ans Land zu gehen, und ihm stimmt der Rath der Notabeln, die überall wie Könige empfangen zu werden gewöhnt sind, widerspruchslos bei. Die von den ungeschickten Engländern beherrschten Eingebornen gehen daher leer aus, während sonst die Piaster in den Taschen der Nabobs von Standard-Island nicht festgenagelt sind.

Gegen Abend erkennt man nur noch den obersten Theil des Vulcans, der einer Riesensäule gleich zum Himmel aufsteigt.

Myriaden von Seevögeln haben sich ohne Erlaubniß auf Standard-Island niedergelassen oder flattern darüber hin; mit Anbruch der Nacht aber ziehen alle wieder davon und nach den Eilanden, die im Norden des Archipels von dem Wogenschlage des Großen Oceans gepeitscht werden.

Jetzt wird unter dem Vorsitze des Gouverneurs eine Versammlung abgehalten zur Berathung einer Veränderung der Reiseroute. Standard-Island befindet sich in Gegenden mit vorherrschend englischem Einfluß.