Einzelne Inseln dieser Gruppe sind wahrhafte Verbrecherhöhlen und ihre Bewohner ernähren sich nur durch Seeraub.
Der Malaye Kapitän Sarol gehörte zu jenem Typus von gewissenlosen Raub- und Mordgesellen, die, wie der Marinearzt Hagon gelegentlich seiner Reise nach den Neuen Hebriden sagt, diese Gegenden geradezu »verpesten«. Kühn, unternehmend, gewohnt, in den gefährlichen Wasserstraßen zu segeln, in seiner Thätigkeit erfahren und mehrmals der bewährte Leiter blutiger Expeditionen, giebt Sarol jetzt nicht ein schüchternes Debut, denn seine Schandthaten haben ihn in diesem Theile des westlichen Stillen Oceans schon längst berühmt oder berüchtigt gemacht.
Vor vielen Monaten schon haben nun der Kapitän Sarol und seine Spießgesellen im Vereine mit den blutgierigen Einwohnern der Insel Erromango, einer der Hebriden, einen Anschlag ausgeklügelt, der ihnen im Fall des Gelingens erlauben würde, überall als »ehrbare Leute« zu leben. Sie haben Kenntniß von der Propeller-Insel, die seit vorigem Jahre durch die Tropenzone fährt, und wissen, welch unermeßliche Schätze das überaus reiche Milliard-City birgt. Da die Insel aber nicht so weit nach Westen vordringen soll, handelt es sich darum, sie nach dem wilden Erromango zu verlocken, wo alles zu ihrer gänzlichen Vernichtung vorbereitet ist.
Verstärkt durch die Eingebornen benachbarter Inseln können die Neuhebridler gegenüber der Bewohnerschaft von Standard-Island auch auf ein numerisches Uebergewicht rechnen. In Rücksicht auf die der Insel zur Verfügung stehenden Abwehrmittel ist freilich nicht davon die Rede, sie auf dem Meere wie ein einfaches Handelsschiff zu überfallen, noch sie durch eine Flottille von Piroguen angreifen zu lassen. Dank den Gefühlen der Humanität, die die Malayen ohne Verdacht zu erregen wachzurufen wußten, wird Standard-Island nahe an Erromango herankommen. Es soll einige Kabellängen davor Halt machen. Dann würden es Tausende von Eingebornen überrumpeln… es auf die Klippen laufen lassen… daran sollte es in Trümmern gehen, beraubt und seine Einwohnerschaft niedergemetzelt werden. Diesem entsetzlichen Plane fehlte es nicht an Aussicht auf Erfolg. Als Dank für die Gastfreundschaft, die die Milliardeser dem Kapitän Sarol und seinen Leuten gewährt haben, werden sie jetzt einer schrecklichen Katastrophe entgegengeführt.
Am 9. December erreicht Commodore Simcoë den 171.
Meridian, da wo dieser sich mit dem 15. Breitengrade schneidet. Zwischen jenem und dem 175. Meridian liegt die Gruppe von Samoa, die Bougainville 1768, Lapérouse 1787
und Edwards 1791 besuchten.
Zuerst tauchte die unbewohnte Insel Rose auf, die keines Besuchs werth ist.
Zwei Tage später kommt die Insel Manua mit den daneben liegenden Eilanden Olosaga und Ofu in Sicht. Ihr höchster Punkt erhebt sich bis siebenhundertsechzig Meter über die Meeresfläche. Trotz ihrer zweitausend Bewohner ist sie nicht die interessanteste des Archipels, und der Gouverneur sieht deshalb von einem Verweilen vor ihr ab. Richtiger erscheint es, sich etwa vierzehn Tage bei den Inseln Tetuila, Opolu, Savaï, den schönsten der überall schönen Gruppe, aufzuhalten. Manua genießt indeß doch eine gewisse Berühmtheit in der Geschichte der Seefahrten, denn an seiner Küste, bei Ma-Oma, kamen mehrere der Begleiter Cook’s im Grunde einer Bay ums Leben, die noch jetzt den berechtigten Namen, »die Bay des Massacres«, trägt.
Etwa zwanzig Lieues trennen Manua von Tetuila, seinem nächsten Nachbar. Standard-Island gelangt in der Nacht vom 14. zum 15. in dessen Nähe. Am Vorabend hat das in der Gegend der Rammspornbatterie lustwandelnde Quartett Tetuila schon »gerochen«, obgleich es noch mehrere Lieues entfernt war; so sehr ist die Luft hier von köstlichen Wohlgerüchen erfüllt.
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