Die Reise Zum Mittelpunkt Der Erde
Jules Verne
Reise zum Mittelpunkt der Erde
Jules Verne
Reise zum Mittelpunkt der Erde
© 2003 Voltmedia GmbH, Paderborn
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Kapitel 1
«Gut gesagt», antwortete ich, «aber jetzt müssen wir uns um unseren Braten kümmern.» Und die gute Martha eilte wieder in ihre Küche.
Ich sah, wie mein Onkel, der Professor Otto Lidenbrock, die Königstraße heraufkam, eilig wie immer, aber früher als sonst an Sonntagen. Vor kurzem erst hatte es von der Michaeliskirche halb zwei geschlagen, und das Mittagessen war noch nicht fertig. Es würde ihn erzürnen: nicht, weil er etwa Hunger nicht ertragen konnte, sondern weil es ihn grundsätzlich und gründlich ärgerte, wenn die wirkliche Welt nicht mit der übereinstimmte, die er sich vorstellte.
Ich erinnere mich noch gut an jenen Tag, es war der 21. Mai, an die eilig staksenden Schritte meines dürren und hoch-aufgeschossenen Onkels, mit denen er seinem kleinen Haus Königstraße 28 in der Hamburger Altstadt zustrebte, denn an jenem Tag begann eine der merkwürdigsten Unter-nehmungen des 19. Jahrhunderts. Die wissenschaftlichen Daten darüber hat mein Onkel veröffentlicht; was ich, sein Neffe Axel, erzähle, behandelt die Hintergründe und die persönlichen Schicksale, die in die Messergebnisse nicht mit eingegangen sind, ohne die jene aber nicht möglich gewesen wären. Ich will davon berichten, welche Temperaturen die Hand empfand, die das Thermometer aushielt, und wie zitternd die Schallabgabe bei der Erprobung eines akustischen Phänomens war, da sie von einem Hilferufenden kam. Ich kann dabei nicht nur auf meine Erinnerung, sondern auch
- 5 -
auf eine Anzahl von Notizen zurückgreifen, die ich mir dessen Rolle knarrt, wenn man etwas aus ihm herausziehen während der Reise unter oft ziemlich erschwerten Umstänwill, egozentrisch, ein Gelehrter voller Ecken und Kanten, den machte.
Schrot und Korn.
Mein Onkel, der Professor, ist ein Mann von cholerischem Am ungenießbarsten ist er, wenn er spricht. Er beherrscht Temperament. Sein Aufbrausen hielt sein Haus in Schach der Grammatik, der Satzlehre und dem Wortschatz nach und sicherte ihm die persönliche Freiheit und Unabhängig-zwanzig Sprachen, darunter die deutsche, aber wenn er keit von Alltagsrealitäten wie Nahrung, Kleidung, Geld-redet, klingt es, als hacke jemand Holz. Modulation erscheint verkehr, in der allein fruchtbare wissenschaftliche Arbeit ihm als lächerliche Geziertheit, gegen die sich seine Zunge möglich ist. Seine Lebenshilfen waren Martha, die Haus-sträubt, Wort und Sprache kann er sich nur als Mittel der hälterin, sein Patenkind Grauben, ein siebzehnjähriges Information denken. Würden ihn die Mineralogie und die Mädchen aus den Vierlanden, und ich, Axel, im wissen-angrenzenden Wissenschaften nicht so in Anspruch schaftlichen Rang eines Hilfsassistenten, im verwandt-nehmen, so bin ich sicher, er hätte über kurz oder lang aus schaftlichen eines Neffen.
seiner Verzweiflung vor der Sprache eine Tugend gemacht Otto Lidenbrock wird als schrecklicher Sonderling sterben.
und sich ein einfaches Idiom erfunden, ein Desperanto, das Ich hatte früher gedacht, außergewöhnliche Erlebnisse oder seiner Redefeindlichkeit entgegengekommen wäre, eine Leiden könnten ihn vielleicht ändern und ihn zu normalem reine Nachrichtensprache aus einfachsten Bestandteilen. So Verkehr mit seinen Mitmenschen bewegen, aber wir haben stolpert er die Zeilen seiner Vorträge entlang, verheddert das Äußerste gesehen und erlebt, was ein Mensch erfahren und verhaspelt sich, ringt mit dem Wort wie Jakob mit dem kann, und dennoch ist er der Alte geblieben.
Engel und läßt es nicht ohne Wunde fahren. Oft bleibt er Wenn ich ihn unter dem Datum jenes 21. Mai porträtieren stecken, und aus dem beabsichtigten geologischen Fach-sollte, dann müßte ich schreiben: Mein Onkel Otto Liden-ausdruck ist ein deutscher Fluch mit griechischem Prä- oder brock ist Professor und liest am Hamburger Johanneum über Suffix geworden. Das gab in den ersten Jahren Arger, aber Geologie und Mineralogie, wobei er regelmäßig in Zorn Hamburg hatte sich bald an diese Besonderheit gewöhnt, gerät. Er nimmt dabei seine Schüler kaum wahr, achtet auch nahm sie als Schrulle und spottete sehr gern darüber.
nicht darauf, ob sie Fortschritte machen oder nicht, sondern Selbstverständlich versetzt das meinen Onkel in zusätzliche redet zumeist innerhalb seiner selbst, wütend über auf-Wut.
tauchende Probleme, die sich nicht sofort lösen lassen, in Nicht nur Worte, sondern auch manchen Stein hat er bei der sich gekehrt und geistesabwesend, wenn ihn ein Gedanke Vorführung seiner Wissenschaft bereits zerschlagen.
1 comment