Meinem Marianel fehlt doch Gott sei Dank nichts und sie hat immer rote Backen.

MARIANE. Ja das läßt sich der Papa nicht ausreden und ich krieg doch so bisweilen so eng um das Herz, daß ich nicht weiß wo ich vor Angst in der Stube bleiben soll.

DESPORTES. Sehn Sie, Sie gönnen Ihr Mademoiselle Tochter kein Vergnügen und das wird noch einmal Ursache sein daß sie melancholisch werden wird.

WESENER. Ei was sie hat Vergnügen genug mit ihren Kamerädinnen, wenn sie zusammen sind hört man sein eigen Wort nicht.

DESPORTES. Erlauben Sie mir daß ich die Ehre haben kann, Ihre Mademoiselle Tochter einmal in die Komödie zu führen. Man gibt heut ein ganz neues Stück.

MARIANE. Ach Papa!

WESENER. Nein – Nein durchaus nicht Herr Baron! Nehmen Sie mir's nicht ungnädig, davon kein Wort mehr. Meine Tochter ist nicht gewohnt in die Komödie zu gehen, das würde nur Gerede bei den Nachbarn geben, und mit einem jungen Herrn von den Milizen dazu.

DESPORTES. Sie sehen ich bin im Bürgerskleide, wer kennt mich.

WESENER. Tant pis! ein für allemal es schickt sich mit keinem jungen Herren und denn ist es auch noch nicht einmal zum Tisch des Herrn gewesen und soll schon in die Komödie und die Staatsdame machen, kurz und gut, ich erlaube es nicht Herr Baron.

MARIANE. Aber Papa, wenn den Herrn Baron doch nun niemand kennt.

WESENER etwas leise. Willstu's Maul halten? niemand kennt, tant pis wenn ihn niemand kennt. Werden pardonnieren Herr Baron! so gern als Ihnen den Gefallen tun wollte, in allen andern Stücken haben zu befehlen.

DESPORTES. A propos lieber Wesener! wollten Sie mir doch nicht einige von Ihren Zitternadeln weisen.

WESENER. Sogleich.

 

Geht heraus.

 

DESPORTES. Wissen Sie was mein englisches mein göttliches Marianel, wir wollen Ihrem Vater einen Streich spielen. Heut geht es nicht mehr an, aber übermorgen geben sie ein fürtreffliches Stück, La chercheuse d'esprit, und die erste Piece ist der Deserteur – haben Sie hier nicht eine gute Bekannte?

MARIANE. Frau Weyher.

DESPORTES. Wo wohnt sie?

MARIANE. Gleich hier an der Ecke beim Brunnen.

DESPORTES. Da komm ich hin und da kommen Sie auch hin, so gehn wir mit einander in die Komödie.

 

Wesener kommt wieder mit einer großen Schachtel Zitternadeln. Mariane winkt Desportes lächelnd zu.

 

WESENER. Sehen Sie da sind zu allen Preisen – diese zu hundert Talern, diese zu funfzig, diese zu hundertfunfzig wie es befehlen.

DESPORTES besieht eine nach der andern und weist die Schachtel Marianen. Zu welcher rieten Sie mir?

 

Mariane lächelt und sobald der Vater beschäftigt ist eine herauszunehmen, winkt sie ihm zu.

 

WESENER. Sehen Sie die spielt gut, auf meine Ehr.

DESPORTES. Das ist wahr. Hält sie Marianen an den Kopf. Sehen Sie auf so schönem Braun, was das für eine Wirkung tut. O hören Sie, Herr Wesener, sie steht Ihrer Tochter gar zu schön, wollen Sie mir die Gnade tun und sie behalten.

WESENER gibt sie ihm lächelnd zurück.