Ich bitte Sie Herr Baron – das geht nicht an – meine Tochter hat noch in ihrem Leben keine Präsente von den Herren angenommen.

MARIANE die Augen fest auf ihre Arbeit geheftet. Ich würde sie auch zu dem nicht haben tragen können, sie ist zu groß für meine Frisur.

DESPORTES. So will ich sie meiner Mutter schicken.

 

Wickelt sie sorgfältig ein.

 

WESENER indem er die andern einschachtelt brummt etwas heimlich zu Marianen. Zitternadel du selber, sollst in deinem Leben keine auf den Kopf bekommen, das ist kein Tragen für dich. Sie schweigt still und arbeitet fort.

DESPORTES. So empfehle ich mich denn Herr Wesener! Eh ich wegreise, machen wir richtig.

WESENER. Das hat gute Wege Herr Baron, das hat gute Wege, sein Sie so gütig und tun uns einmal wieder die Ehre an.

DESPORTES. Wenn Sie mir's erlauben wollen – Adieu Jungfer Mariane!

 

Ab.

 

MARIANE. Aber sag Er mir doch Papa wie ist Er denn auch.

WESENER. Na hab ich dir schon wieder nicht recht gemacht. Was verstehst du doch von der Welt, dummes Keuchel.

MARIANE. Er hat doch gewiß ein gutes Gemüt der Herr Baron.

WESENER. Weil er dir ein paar Schmeicheleien und so und so – Einer ist so gut wie der andere, lehr du mich die jungen Milizen nit kennen. Da laufen sie in alle Aubergen und in alle Kaffeehäuser und erzählen sich und eh man sich's versieht, wips ist ein armes Maidel in der Leute Mäuler. Ja und mit der und der Jungfer ist's auch nicht zum besten bestellt und die und die kenn ich auch und die hätt ihn auch gern drin –

MARIANE. Papa Fängt an zu weinen. Er ist auch immer so grob.

WESENER klopft sie auf die Backen. Du mußt mir das so übel nicht nehmen, du bist meine einzige Freude, Narr, darum trag ich auch Sorge für dich.

MARIANE. Wenn Er mich doch nur wollte für mich selber sorgen lassen. Ich bin doch kein klein Kind mehr.

 

 

Vierte Szene

In Armentières.

Der Obriste Graf Spannheim am Tisch mit seinem Feldprediger Eisenhardt, einem jungen Grafen seinem Vetter und dessen Hofmeister, Haudy Untermajor, Mary und andern Offiziers.

 

DER JUNGE GRAF. Ob wir nicht bald wieder eine gute Truppe werden herbekommen?

HAUDY. Das wäre zu wünschen, besonders für unsere junge Herren. Man sagt Godeau hat herkommen wollen.

HOFMEISTER. Es ist doch in der Tat nicht zu leugnen, daß die Schaubühne eine fast unentbehrliche Sache für eine Garnison ist, c'est à dire eine Schaubühne wo Geschmack herrscht, wie zum Exempel auf der französischen.

EISENHARDT. Ich sehe nicht ab, wo der Nutzen stecken sollte.

OBRISTER. Das sagen Sie wohl nur so Herr Pastor, weil Sie die beiden kleinen weißen Läppchen unterm Kinn haben, ich weiß im Herzen denken Sie anders.

EISENHARDT. Verzeihen Sie Herr Obriste! ich bin nie Heuchler gewesen und wenn das ein notwendiges Laster für unsern Stand wäre, so dächt ich wären doch die Feldprediger davon wohl ausgenommen, da sie mit vernünftigeren Leuten zu tun haben. Ich liebe das Theater selber und gehe gern hinein ein gutes Stück zu sehen, aber deswegen glaube ich noch nicht, daß es ein so heilsames Institut für das Corps Offiziers sei.

HAUDY. Aber um Gotteswillen Herr Pfaff oder Herr Pfarr wie Sie da heißen, sagen Sie mir einmal, was für Unordnungen werden nicht vorgebeugt oder abgehalten durch die Komödie. Die Offizier[s] müssen doch einen Zeitvertreib haben.

EISENHARDT.