Als er ihre Brüste preßte, machte sich die Frau von ihm los, und lächelnd schaute sie ihn bedeutungsvoll an.

Ihr Gesicht war scharlachrot und verweint. Sie war beinahe schön. Sie begann zu flüstern: »Nicht jetzt. Wenn Sie mich wirklich lieb haben, komme ich wieder. Wir müssen acht geben. Alle schauen auf uns. Auch ich bin allein wie du … Nein: erst, wenn du mich liebhast. Jetzt kommt Vincenzino wieder … laß mich jetzt.« Vincenzino, ein schwarzer Junge, kam mit dem vollen Krug zurück. Stefano half ihm, ihn auf das Fenstersims zu stellen, und suchte nach einer Münze. Aber Elena, die Frau, nahm den kleinen Neffen bei der Hand und ging davon, ohne sich noch einmal umzuschauen.

Lächelnd warf Stefano sich auf das Bett. Er sah den starren Blick der Frau vor sich. Wieder packte ihn die Begierde, und er sprang vom Bett auf. Daß er zu dieser ungewohnten Stunde hier war, entlockte ihm ein Lächeln, als könne er alles wagen. Dann verließ er das Haus und ging am Strand entlang, um der Frau nicht zu begegnen.

Wenn man das Meer in Gedanken an andere Dinge betrachtete, war es schön wie in den ersten Tagen. Mit Schaumlippen leckten kleine Wellen nach seinen Füßen. Der glatte Sand leuchtete wie Marmor. Als Stefano eine staubige Hecke entlang wieder zu den Häusern hinaufstieg, stellte er sich vor, an Elenas Stelle hätte ihn das barfüßige Geranienmädchen umarmt und geküßt. »Es müßte schön sein, ihr zu begegnen«, murmelte er, um seine eigene erregte Stimme zu hören, »heute ist ein Tag der Tat.« Er stellte sie sich fröhlich einhertänzelnd vor, mit erstaunten Augen unter ihrer niedrigen Stirn, wild in ihn verliebt. Erschauernd sah er die braunen Spitzen ihrer Brüste vor sich. Im Wirtshaus traf er Vincenzo an, der die Zeitung las. Sie tauschten einen Gruß.

»Heute ist es wie am Sonntag«, sagte Stefano. »Haben Sie gebadet, Herr Ingenieur? Für Sie ist doch immer Sonntag.«

Stefano setzte sich und wischte sich über die Stirn. »Trinken Sie einen Kaffee, Vincenzo?«

Vincenzo schlug die Zeitung zu und hob den Kopf.
Unter seiner kahlen Stirn wirkte sein Lächeln ver-
wundert.
»Ich danke Ihnen, Herr Ingenieur.«

Sein nackter Kopf glich dem eines kleinen Kindes. Jung, wie er war, sah er bedauernswert aus, wenn er wie von ungefähr die Lippen schürzte. Ein Kopf für einen roten Fez.

»Immer Sonntag!« sagte Stefano. »Sie haben doch in

der Stadt gelebt und wissen, wie langweilig der Sonntag ist.«

»Aber damals war ich jung.« »Sind Sie jetzt etwa alt?«

Vincenzo zog eine Grimasse. »Wer heimkehrt ins Dorf, ist alt. Mein Leben war anderswo.«

Der Kaffee kam. Sie schlürfen ihn langsam. »Was gibt's heute zu essen, Herr Ingenieur?« sagte Vincenzo plötzlich, als er die alte Wirtin verschwinden sah.