Wißt ihr was, meine Herr'n, ich will euch die schönste Geschichte erzählen, wie ein Beschwörer mir mitgespielt hat. Ihr kennt den Doktor Faustus?
PFERDEPHILISTER. Ei, hol' ihn der Teufel. Hier ist einer, der ihn wohl kennen muß. Hat er dich auch beschworen?
KÄRNER. Ich will's euch erzählen, wie er mir mitgespielt hat. Wie ich neulich einmal mit einem Fuder Heu nach Wittenberg fahre, kömmt er mir entgegen und frägt mich, was er mir geben solle für soviel Heu als er aufessen könne. Nun, meine Herr'n, ich denke, er wird ja zu seinem Spaß nicht viel brauchen und sage ihm, er solle sich für drei Kreuzer so viel nehmen als er wolle. Er giebt mir gleich mein Geld und fängt an zu fressen, und, wie ich denn immer ein Unglückskind bin, er hört nicht auf zu fressen, bis er mein ganzes Fuder Heu im Magen hat.
ALLE. O wunderbar! Ein ganzes Fuder Heu im Magen!
RÜPEL. Ja, ja, das kann wohl seyn. Ich habe von Einem gehört, der ein ganzes Fuder Holz gefressen hat.
PFERDEPHILISTER. Jetzt, meine Herr'n, sollt ihr hören, wie niederträchtig er mir mitgespielt hat. Ich kam gestern zu ihm, um ihm ein Pferd abzukaufen, und er wollte es durchaus nicht anders als für vierzig Thaler losschlagen. Ich, meine Herr'n, weil ich wußte, daß das Thier über Hecken und Graben lief und unermüdlich war, ich gab ihm das Geld. Als ich nun mein Pferd hatte, so sagte mir der Doktor, ich sollte Tag und Nacht mit dem Thiere reiten und es nicht schonen: aber, sagt' er, um keinen Preis reite es in's Wasser. Ich, meine Herr'n, ich denke, das Pferd hat so irgend eine Eigenschaft, die ich nicht kennen soll, was thu' ich? Ich reite es in einen großen Fluß hinein, und wie ich gerade in der Mitte bin, da verschwindet mein Pferd und ich sitze mit gespreizten Beinen auf einem Bündel Heu.
ALLE. O braver Doktor!
PFERDEPHILISTER. Aber ihr sollt einmal hören, wie brav ich ihm dafür mitgespielt habe. Ich gieng nach seinem Hause zurück und da fand ich ihn schlafen. Ich fange vor seinen Ohren einen Halloh und Skandal an, aber nichts konnte ihn wecken. Wie ich das sehe, da pack' ich ihn bei einem Beine und ziehe und ziehe bis ich ihm das Bein rein ausgezogen habe. Und nun hab' ich's zu Hause in meinem Pferdestall.
DICK. Und hat der Doktor denn nur ein Bein? Das ist köstlich! Denn mich hat einer von seinen Teufeln neulich in einen Affen verwandelt.
KÄRNER. Mehr zu trinken, Wirthin!
RÜPEL. Hört, wir wollen in eine andere Stube gehn und noch ein Weilchen trinken und dann wollen wir den Doktor aufsuchen.
Alle ab.
Der Herzog von Vanholt, die Herzogin, Faust und Mephostophilis treten auf.
HERZOG. Meinen Dank, Herr Doktor, für dieses ergötzliche Schauspiel, und ich weiß nicht, wie ich im Stande seyn werde, eure großen Verdienste dafür zu belohnen, daß ihr das Zauberschloß in den Lüften erbauet habt. Der Anblick hat mich so entzückt, daß nichts in der Welt mich mehr ergötzen kann.
FAUST. Ich fühle mich in mir selbst höchlich belohnt, mein guter Herr, wenn ich sehe, daß es Eur Gnaden gefällt, mit gütiger Nachsicht die Erzeugnisse meiner Kunst zu betrachten. Aber, gnädige Frau, vielleicht habt ihr an dem Schauspiel kein Vergnügen gefunden.
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